US-Netzwerker: Wenig Lust auf Vorreiterrolle

28.05.1998

MÜNCHEN: Geht es nach den Marketingplänen von Netzwerkherstellern, müßten die 1996 erstmals stark propagierten "Virtuelle Private Netzwerke" (VPN) kurz vor dem Durchbruch stehen.

Nicht nur, weil das Internet diese Firmenlösung für geschlosssene Benutzerkreise anbietet, sondern auch deshalb, da alle Anbieter gegenwärtig den VPN-Markt durch Tiefstpreise in Bewegung setzen wollen. Daß diese Strategie derzeit die sonst als besonders innovationsfreudigen gepriesenen US-Netzwerk-Administratoren wenig überzeugt, zeigt eine Befragung von Netzwerkverantwortlichen anläßlich der Remote Access Conference in Orlando durch die ComputerPartner- Schwesterzeitung "Network World". Die drei wichtigsten Einwände, die die Befragten gegenüber VPNs geltend machten, waren: Die notwendigen Sicherheitsmöglichkeiten zum Schutz der Netze seien noch zu schlecht; der Installationsaufwand für entfernte Anwender ("Remote access user") sei zu groß, und außerdem die Leistungen der Netze zu schwach. Die naheliegende Konsequenz: Keiner der befragten Administratoren setzt also derzeit auf VPNs. Denn keiner möchte seinen Job wegen gestohlener Daten oder verärgerten Anwender riskieren. "Die Gefahr ist zu groß, daß jemand über ein VPN die unternehmenseigene Firewall überwindet", erklärte einer Befragten. Und ein anderer stellte die Frage nach der Management-Software, mit der die Hard- und Software der entfernten Benutzer administriert werden könnte: "Ich muß beispielsweise wissen, mit welcher Softwareversion gearbeitet wird."

Schließlich wurden auch die Kosten für VPNs eingewandt. So nimmt beispielsweise US-Marktforscher Gartner Group an, daß die Kosten für die Einrichtung eines Remote-Arbeitsplatzes zwischen 4841 und 13741 Dollar pro Anwender liegen.

Allerdings waren sich die Netzwerker einig, daß der Einsatz von VPNs dramatisch zunehmen werde, sobald sie sicher sind, praktisch erprobt und DV-Entscheidern klar geworden ist, daß VPNs eben Geld kosten. (wl)

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