Systemhauskongress CHANCEN (digital), 9. -10. September 2021

Wachstumsstrategien für IT-Dienstleister: Diversifizieren, zukaufen oder ausgründen?

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Binnen 1,5 Jahren legte die SkySystems-Gruppe per Zukäufen, Ausgründung und Diversifizierung ein rasantes Wachstum hin. Chancen, Voraussetzungen und Erfahrungen dieser Strategien teilt Firmenchef Roger Geitzenauer auf dem Systemhauskongress.

2013 gründeten Sie die SkySystems IT GmbH. Als Sie auf einem Event Mitte 2019 eine Session zum Thema Unternehmensakquise auf der Agenda entdeckten, haben Sie sich gefragt, warum Sie sich mit so etwas überhaupt befassen sollten. Dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag - und heute gehören 4 GmbHs mit insgesamt fast 60 Beschäftigten zur SkySystems Gruppe. Was löste Ihren Sinneswandel aus?

Roger Geitzenauer: Ende 2019 kam der Geschäftsführer eines Marktbegleiters auf mich zu und wir haben schon beim ersten Treffen, quasi beim Kennenlernen, alle Optionen ausgelotet, von Kooperation bis Kauf. Nachdem wir beim zweiten Treffen sehr offen unsere Unternehmen und Arbeitsweisen verglichen haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine gemeinsame Zukunft unter dem Dach der SkySystems Gruppe die beste Option darstellt und so kam ich zu meinem ersten Zukauf.

Roger Geitzenauer, Geschäftsführer SkySystems IT GmbH und connect 15 GmbH: " Ich musste lernen, dass Kunden und Partner, aber insbesondere Banken nicht immer mit einem schnellen Wachstum umgehen können."
Roger Geitzenauer, Geschäftsführer SkySystems IT GmbH und connect 15 GmbH: " Ich musste lernen, dass Kunden und Partner, aber insbesondere Banken nicht immer mit einem schnellen Wachstum umgehen können."
Foto: Sky Systems

Welche konkreten Folgen hatte diese veränderte Sichtweise für Ihre Unternehmensstrategie?

Geitzenauer: Initial gab es keine direkten Auswirkungen auf die Strategie, insbesondere da ich feststellen musste, dass die zunächst geplante Perspektive, das Unternehmen als Schwester der SkySystems IT weiterzuführen, schon nach kurzer Zeit "überholt" war, da sich Produktportfolio und Arbeitsweisen der zugekauften Gesellschaft sehr schnell an die der SkySystems IT anpassten.
Dies führte dann zu weiteren Fragen, beispielsweise nach der Sinnhaftigkeit zweier Unternehmen mit identischem Portfolio. So kam es dann in 2021 ja auch zur Übernahme der Kunden und Mitarbeiter durch die SkySystems IT.
Aber nach der Erfahrung, wie unkompliziert und potentialreich eine Übernahme sein kann, habe ich bei den weiteren Wachstumsplänen natürlich angefangen, anders zu denken.

Sie haben also binnen kürzester Firmen übernommen und obendrein Ausgründungen getätigt und Ihr Angebot diversifiziert. Warum dieses enorm hohe Tempo?

Roger Geitzenauer: Zum einen kommt es immer auf die Gelegenheiten an, die sich bieten, greift man in diesem Moment dann nicht zu, dann kann es später zu spät sein; zum anderen fließen auch Entwicklungen und Pläne ein, die schon länger gereift sind. Die Ausgründung der projects.gmbh war beispielsweise keine neue Idee oder schnelle Umsetzung, sondern vielmehr ein Schritt, der schon sehr lange als Idee vorhanden war.
Es gab tatsächlich auch mehrere Übernahme-Versuche, in denen die Gespräche nicht zum gewünschten Erfolg führten. Davon bekommt die Öffentlichkeit dann natürlich nichts mit.

Das bedeutet auch: Sie mussten - zusätzlich zum Tagesgeschäft - sehr viele strategische Entscheidungen zu den parallel laufenden Um- und Ausbauten treffen und umsetzen. Gab es mal einen Punkt, an dem Sie befürchteten, sich selbst zu überholen?

Geitzenauer: Diesen Punkt hatte ich in der Phase von 10 bis 20 Mitarbeitern, als die Anzahl der zu führenden Personen für mich alleine zu groß wurde, eine mittlere Führungsebene jedoch schlichtweg noch nicht rentabel war.
Die ersten Zukäufe und Ausgliederungen erfolgten aber erst deutlich später, als meine Teamleiter-Struktur bereits etabliert war. Erst meine Teamleiter haben mir den zeitlichen Freiraum ermöglicht, damit ich mich außerhalb des Tagesgeschäftes mit strukturellen Themen befassen kann.

Auf dem Systemhauskongress CHANCEN werden Sie Ihre Erfahrungen mit diesen unterschiedlichen Wachstumsstrategien mit anderen Partnern teilen. Bei welchem Aspekt freuen Sie sich am meisten auf kontroverse Diskussionen und Widerspruch?

Geitzenauer: Ich denke die "hohe" Geschwindigkeit, die extern wahrgenommen wird, wird für die meisten Unternehmer zu Gesprächsbedarf führen. Ich habe in der Unternehmensphase zwischen 2 und 10 Mitarbeitern lernen müssen, dass Kunden und Partner, aber insbesondere auch Banken nicht immer mit einem schnellen Wachstum umgehen können. Oftmals gibt es sehr konservative Ansätze, die aber nicht zur Realität in der IT-Branche passen.

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Werden Sie in den nächsten 18 Monaten ein ähnlich flottes - auch durch Übernahmen beschleunigtes - Wachstum hinlegen wie bisher? Wie sehen Ihre Planungen aus?

Geitzenauer: Geplant ist ein Wachstum auf eine Größe von in Summe 90-100 Mitarbeitern. In dieser Größe kann ich so nah am Tagesgeschäft bleiben, wie ich es für nötig erachte und habe eine ausreichende Größe, um bei Herstellern und Distributoren ernstgenommen zu werden.
Gleichzeitig ist es in der Größe aber auch noch möglich, jeden Mitarbeiter zu kennen. Darüber hinaus würde der Weg für mein Tagesgeschäfts sich auf zwei Arten verändern: weg von den Mitarbeitern und weg von der Technik. Ich denke, dass beide Aspekte sehr negativ wären.

Der Name SkySystems weckt sofort die Assoziation "Cloud". Wie relevant ist für Sie noch das klassische Projektgeschäft?

Geitzenauer: Eine Migration in die Cloud ist tatsächlich, auch ohne Hardware, ein "Projekt". Daher wird es das Projektgeschäft immer geben, auch wenn keine Server mehr verkauft werden. Wenn wir den Begriff "klassisch" streichen, dann ist das Projektgeschäft der Weg zu neuen Kunden und damit sehr relevant.

Es gibt in Bautzen ein Systemhaus fast gleichen Namens: die SkySystems GmbH. Werden Sie häufig verwechselt?

Geitzenauer: Es gibt tatsächlich vereinzelte Irrläufer, dass Mails oder Anrufe im falschen Unternehmen landen. Auch wenn wir uns persönlich nicht kennen, erlebe ich da einen partnerschaftlichen Umgang, Mails werden weitergeleitet, anrufende Kunden auf das andere Unternehmen hingewiesen.
Als ich 2006 für meine Selbstständigkeit den Namen "SkySystems" ausgesucht habe, war bei aller Recherche kein Unternehmen mit identischem Namen zu finden. Ab und zu schaue ich mal auf die Homepage und entdecke erstaunliche Gemeinsamkeiten, z.B. im Portfolio. Vielleicht ergibt sich zukünftig mal eine Gelegenheit, sich kennenzulernen.

Als Full-Service-Dienstleister entwickelt die SkySystems IT GmbH maßgeschneiderte Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen sowie Großkunden. Die Lösungen umfassen die komplette Infrastruktur aller IT-basierten Prozesse, sowohl lokal als auch in Rechenzentren (7 Tage/24 Stunden).

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