Kommentar zur CE-Messe in Berlin

Warum sich der IFA-Besuch gelohnt hat

Kommentar  04.09.2023
Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Die Resonanz auf die IFA ist verhalten, die Kritik an den Organisatoren groß. Das sind keine guten Vorzeichen für eine Messe, die auf der Kippe steht. Die IFA würde der Branche aber fehlen, meint CP-Kommentator Armin Weiler.

Seit den frühen 2.000er-Jahren besuche ich regelmäßig die IFA. Früher mit Pausen durch den zweijährigen Rhythmus, 2020 und 2021 mit der pandemiebedingten Zwangspause. Ich glaube, dass ich in all den Jahren noch nie so häufig gefragt wurde, ob sich der Besuch der Messe gelohnt habe.

Die IFA muss zur früheren Strahlkraft zurück finden, sonst steht das Konzept der Schau sowohl für Fachbesucher als auch für Konsumenten auf der Kippe.
Die IFA muss zur früheren Strahlkraft zurück finden, sonst steht das Konzept der Schau sowohl für Fachbesucher als auch für Konsumenten auf der Kippe.

Meine Antwort: Ja, die Messe hat sich für mich und für ChannelPartner gelohnt! Wir spüren alle noch die Nachwirkungen der Pandemie. Oft haben wir uns bei Meetings auf der Messe gefragt: "Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal getroffen, so richtig in echt?" Die IFA hat mich mit vielen Leuten aus der Branche wieder zusammengeführt. Ich konnte Kontakte reaktivieren, mich über aktuelle Entwicklungen austauschen und neue Ansprechpartner kennenlernen. Doch nach dem zaghaften Restart im vergangenen Jahr stottert der IFA-Motor noch gewaltig.

Messe für Staubsaugerfetischisten

Ich hatte den großen Vorteil, dass ich in Berlin bei Freunden untergekommen bin. Und die stellten die Frage etwas anders, nämlich: "Lohnt sich der Besuch der IFA denn für mich?"

Aus dem Blickwinkel eines normalen Konsumenten, der sich über aktuelle Elektronikprodukte und zukünftige Trends informieren und dabei auch etwas Spaß und Unterhaltung haben möchte, muss ich sagen "eher nicht", es sei denn, man ist Staubsaugerfetischist oder man hat eine konkrete Fragestellung, die man mit einem Anbieter am Stand diskutieren möchte.

Die Preisgestaltung der Tickets tut ihr übriges. Es gabt nur 5-Tages-Tickets, die je nach Zeitpunkt des Online-Kaufs bis zu knapp 30 Euro kosten. Wenn man jetzt nicht jeden Staubsauger bis ins Detail anschaut, ist man aber in einem halben Tag mit der Messe durch. Warum man das Online-Ticket mit QR-Code dann beim Einlass ausdrucken lassen muss, damit es dann bei der Kontrolle abgescannt wird, ist zumindest bei Privatbesuchern nicht ersichtlich. Digitalisierung sieht anders aus. Dass Fachbesucher ein Badge mit Namen und Firma tragen, finde ich allerdings nicht schlecht. Dass vor dem Messesonntag Eingänge verschlossen und Hallen nicht zugänglich waren, hat auch zu Frust unter den Besuchern gesorgt.

Organisatorische Schwächen müssen ausgeräumt werden

Es gibt noch einige große und zugkräftige Aussteller wie Samsung oder LG auf der Messe. Mehr Unternehmen aus dem IT-, Kommunikations- und Unterhaltungselektronikumfeld würde der IFA aber guttun. Die großen Produktvorstellungen finden längst auf der CES, dem Mobile World Congress oder vor einigen Tagen auf der Gamescom statt. Ich habe darüber mit Leuten aus dem Veranstalterkreis gesprochen. Hier wird gerne auf den "Neuanfang" verwiesen und dass man die diesjährige IFA nicht mit der Zeit vor der Pandemie vergleichen könne. Wenn das aber nun die neue IFA sein soll, dann wird es schwierig.

Über die Unzulänglichkeiten im Service für die Aussteller haben wir ja bereits berichtet. Sollten künftig nach den schlechten Erfahrungen noch mehr Aussteller der IFA fernbleiben, die Besucher ausbleiben, weil der Besuch langweilig und uninspirierend war und die organisatorischen Schwächen nicht ausgeräumt werden, dann gebe ich der IFA keine fünf Jahre mehr.

Es fehlt der Messe die Strahlkraft der früheren Jahre. Ich will nicht sagen, dass sie gänzlich verloren gegangen ist. Vielleicht wurde sie nur versehentlich verlegt und wird bald wiedergefunden. Ich würde es der IFA gönnen!

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