Ratenkauf im E-Commerce

Was Händler bei "Buy Now, Pay Later" beachten müssen



Gordon Langmann ist Vice President Customer Success bei Digital River in Köln. Digital River bietet eine vollständig integrierte Lösung für alle Back-Office-Funktionen des E-Commerce und ermöglicht es Unternehmen, mit einer einzigen Anbindung an die Plattform ihrer Wahl weltweit zu verkaufen.
„Buy Now, Pay Later“ (BNPL) wird bei Kunden immer beliebter. Händler, die Kunden diese Zahlungsmethode anbieten, können ihren Bruttoumsatz um 3 bis 10 Prozent steigern – sollten vor der Einführung aber die richtigen Weichen stellen.
"Buy Now, Pay Later" ist letzlich der altbekannte Ratenkauf - aber bei der Übertragung der immer beliebter werdenden Zahlungsmethode ins Digitale, müssen Onlienhändler einiges beachten.
"Buy Now, Pay Later" ist letzlich der altbekannte Ratenkauf - aber bei der Übertragung der immer beliebter werdenden Zahlungsmethode ins Digitale, müssen Onlienhändler einiges beachten.
Foto: Andrey_Popov - shutterstock.com

E-Commerce befindet sich weltweit im Umbruch. Die COVID-19-Pandemie führt zu einer massiven Veränderung der Verbrauchergewohnheiten und begünstigt durch die Schließung des Einzelhandels im Rahmen des Lockdowns den weiteren Aufstieg des Online-Shoppings. Aufgrund von Social-Distancing-Maßnahmen und der Notwendigkeit, von Zuhause aus zu arbeiten, blieb vielen Verbrauchern gar nichts anderes übrig, als alle Gebrauchsgüter die über die reine Versorgung mit Lebensmitteln und einfachen Haushaltswaren hinausgehen, online zu kaufen: Bücher, Elektronik, Kleidung. Dabei wuchs 2020 nicht nur das Gesamtvolumen an E-Commerce-Transaktionen, auch lässt sich eine weitere Diversifizierung der Zahlungsmethoden beobachten.

Die Art und Weise, wie Händler Zahlungen und Überweisungen akzeptieren, verarbeiten, abgleichen und verwalten, hat direkt Einfluss auf Conversions und Umsatz. Eine Zahlungsmethode, die ein enormes Wachstum in der Kundenakzeptanz erfährt, ist das sogenannte "Buy Now, Pay Later" (BNPL), also die Option, Waren und Dienstleistungen in Raten über einen längeren Zeitraum zu bezahlen, oft ohne zusätzliche Zinsen. Auch in Deutschland ist BPNL im Kommen: Anbieter wie Scalapay und Klarna haben hierzulande längst Fuß gefasst.

Die Idee der Ratenzahlung an sich ist nicht neu. Allerdings haben erst die jüngsten Fortschritte im Bereich Fintech Algorithmen hervorgebracht, die Händlern eine bessere Risikoeinschätzung ermöglichen und diese Methode daher für sie profitabler macht. Gleichzeitig verlangen jüngere Geburtenjahrgänge nach Wahlmöglichkeiten und zahlen nur selten mit Kreditkarten. Auch erweitert sich durch das aktuelle Wirtschaftsklima das Publikum für Ratenzahlungen auf ältere Generationen, die sich mit der Idee zuvor vielleicht noch nicht recht anfreunden konnten.

Personen, die auf Arbeitssuche oder im Urlaub sind, zeigen sich in der aktuellen Krise möglicherweise weniger ausgabefreudig. BNPL bietet insbesondere diesen Verbrauchern die Möglichkeit, ihre Zahlungen besser zu kontrollieren - etwas jetzt kaufen zu können, anstatt dafür erst Mittel ansparen zu müssen. Dies ist insbesondere wichtig, da laut einer Deloitte-Studie von 2020 insbesondere Millennials am Monatsende öfter mit unerwarteten Rechnungen konfrontiert werden als andere Altersgruppen. Bevor Händler BNPL als Option in ihren Online-Shops anbieten, müssen sie jedoch Vorteile und Risiken sorgfältig abwägen,

Die Vorteile von BNPL

Einer der größten Anreize für die Einführung von BNPL als Zahlungsoption ist die Möglichkeit, den Umsatz zu steigern. Digital River fand heraus, dass Marken im Vereinigten Königreich wie auch in der Europäischen Union ihren Bruttoumsatz um 3 bis 10 Prozent steigern konnten, nachdem sie die Option "Jetzt kaufen, später bezahlen" hinzugefügt hatten.

Ein weiterer Vorteil ist der potenzielle Anstieg des durchschnittlichen Bestellwerts (AOV). Dies ist ein wichtiges Verkaufsargument für Zahlungsanbieter, etwa PayPal. Sie werben mit einer 56-prozentigen Steigerung des AOV bei "Pay-over-Time-Messaging" - also dem Hinweis auf Ratenzahlungsmöglichkeiten.

Weitere Vorteile betreffen Vorgänge nach der Transaktion. So übernimmt der BNPL-Anbieter etwa das Risiko eines Zahlungsausfalls und überweist das Geld bereits zum Zeitpunkt des Versands, so dass der Händler sofort sein Geld erhält.

Mögliche Nachteile von BNPL

Eine wichtige Frage aus Sicht der Händler ist, ob der potenzielle Umsatzanstieg die erhöhten Kosten für das Anbieten der BNPL-Finanzierung möglicherweise nicht übertrifft. Ein Händler zahlt in der Regel einen bestimmten Prozentsatz pro Transaktion an einen Technologieanbieter. Die Gewinnspanne für das Produkt muss daher groß genug sein, um diese Gebühr auszugleichen. Händler, die diese Marge nicht erwirtschaften, können stattdessen auf eine andere Zahlungsmethode wie den One-Touch-Einkauf setzen.

Eine weitere Sorge: BNPL-Finanzierung könnte für Kunden verwirrend sein, die mit Technologie nicht so vertraut sind und ein eher traditionelles Kauferlebnis bevorzugen. Um dies zu vermeiden, sollten die Kunden aktiv mit Nachrichten vor Ort - etwa im Laden - auf die neue Option aufmerksam gemacht werden, um ihnen die Nutzung der neuen Zahlungsmethoden nahezubringen.

Die Vorteile und Risiken von "Buy Now, Pay Later" müssen vor der Implementierung sorgfältig abgewägt werden. Die richtige Zahlungsmethode und der verantwortungsvolle Umgang damit ermöglicht es Händlern jedoch ihre Conversion Rates zu optimieren und ein nahtloses Zahlungssystem zu schaffen. Dies kann zu einer Steigerung des gesanten E-Commerce-Umsatzes führen. Auf jeden Fall wichtig ist im E-Commerce darauf zu achten, dass zusätzliche Angebote und Möglichkeiten den Kaufprozess reibungsloser gestalten oder zumindest nicht zusätzliche Hürden einführen.

Zur Startseite