Schon seit Monaten wird in der Branche über eine mögliche Übernahme des amerikanischen Spielesoftwareentwicklers und -publishers GT Interactive Software (GTIS) spekuliert. Wie so oft wurden noch im August derlei Gerüchte trotz dicker roter Zahlen vom Unternehmen in das Reich der Märchen verwiesen. So dementierte CEO Thomas Heymann damals in der Zeitschrift "MCV" die Übernahmegerüchte mit den Worten: "Wenn es das wäre, was der Vorstand wollte, hätte er jemand anderen als mich gefunden, der Erfahrung in dieser Richtung hat."
Als Übernahmekandidat wurde anfangs der Spielzeugriese Hasbro mit seiner eigenen PC- und Konsolendivision Hasbro Interactive gehandelt. Dieser stieg jedoch Anfang November zugunsten von Infogrames Entertainment aus den Verhandlungen aus. So übernimmt der französische Publisher GTIS für einen Aktien-Gesamtwert von umgerechnet 250 Millionen Mark. GT Interactive soll auch nach Abschluß der Übernahme als eigenständiges Unternehmen am Markt weiter agieren. Nach Angaben des Unternehmens soll die Transaktion für die Aktionäre beider Unternehmen von Nutzen sein. GTIS erlange so mehr finanziellen Rückhalt sowie eine verbesserte Distributions- und Managementbasis.
PRODUKTPORTFOLIO DURCH NEUE TITEL GESTÄRKT
Trotz seiner ursprünglichen Aussage sitzt Heymann noch auf seinem Chefsessel und äußerst nun eher kleinlaut: "Ich bin sehr froh, daß unserem Unternehmen durch die Übernahme neue Stärke verliehen wird."
Infogrames sieht das Produktportfolio durch die Übernahme gestärkt. Erfolgstitel wie "Driver", "Deer Hunter" oder "Abe’s Odyssey" seien ideal, um die weltweite Expansion des Unternehmens voranzutreiben.
In Deutschland gehören die Franzosen noch nicht zu den Spitzenverdienern. So rangierten sie in der ersten Jahreshälfte im Videospielesegment mit 6,36 Prozent Marktanteil auf Platz fünf und im PC-CD-RomBereich mit 3,46 Prozent gar nur auf Platz elf der Anbieter. Weiter oben in der Rangliste befinden sich indes Unternehmen wie Electronic Arts, Eidos oder Sony Computer Entertainment. (akl)