"Wir streben langfristig Platz drei in Deutschland an"

12.07.2001
Ende 2001/Anfang 2002 will die Group 3G, ein Gemeinschaftsunternehmen der spanischen Telefónica und der finnischen Sonera, mit einem eigenen GSM- und GPRS-Angebot mit Hilfe des E-Plus-Netzes durchstarten. UMTS soll dann im eigenen Netz so bald wie möglich folgen. Michael Wettengel, früher Marketing-Leiter beim Service-Provider D-Plus und heute Director Indirect Sales beim Münchener Netzbetreiber, sprach mit ComputerPartner-Mitarbeiterin Waltraud Ritzer über seine Ideen, die er beim neuen Arbeitgeber Group 3G realisieren will.

Herr Wettengel, Group 3G werden in der Branche kaum Chancen eingeräumt ...

Wettengel: Das wird sich in der nächsten Zeit ändern. Vielleicht hat der eine oder andere unser Unternehmen bislang unterschätzt. Schließlich haben wir starke Muttergesellschaften mit Telefónica Moviles und Sonera. Eines ist klar: Unser Ziel ist es, einer der wich-tigsten Player auf dem deutschen Mobilfunkmarkt zu werden - wir streben langfristig Platz drei in Deutschland an.

Bislang warten alle noch auf den Startschuss der Group 3G. Wann geht es nun endlich los?

Wettengel: Der Start kommt bald. Die ersten Produkte haben wir voraussichtlich Ende 2001/Anfang 2002 im Programm. Und wir werden den Kunden bereits zum Be-ginn neben GSM-Diensten auch Datenkommunikation via GPRS bieten.

Steht der Name, unter dem Sie in Deutschland agieren, denn mittlerweile fest? Group 3G ist ja eher ein Zungenbrecher.

Wettengel: Group 3G ist für uns natürlich nur ein vorläufiger Name. Unseren Markennamen werden wir im Herbst vorstellen - lassen Sie sich überraschen, unser neuer Name ist wirklich innovativ.

Und wie weit sind Sie mittlerweile im Recruiting?

Wettengel: Die Rekrutierung neuer Mitarbeiter ist für uns in der aktuellen Phase eine der wichtigsten Aufgaben. Seit April sind wir mit unserer Zentrale in München, mittlerweile haben wir hier mehr als 300 Mitarbeiter. Das Tempo ist gewaltig: Im nächsten Jahr werden über 1.000 Kolleginnen und Kollegen für das Unternehmen arbeiten.

Welchen Anteil davon wird der indirekte Vertrieb einnehmen?

Wettengel: Auch im indirekten Vertrieb stocken wir derzeit kräftig auf. Einige Dutzend Kollegen werden wir noch bis Ende des Jahres einstellen. Schließlich bauen wir zur Zeit auch unsere Vertriebsorganisation für unsere fünf Regionen auf.

Wird sich Ihr Vertriebssystem von dem Ihrer Wettbewerber unterscheiden?

Wettengel: Wir werden sicherlich - wie unsere Wettbewerber auch - unsere Produkte über eigene Shops, im Direktvertrieb und natürlich über den Handel anbieten. Der indirekte Vertrieb ist uns dabei besonders wichtig. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass nicht der Aufbau des Vertriebs, sondern seine Philosophie entscheidend für den Erfolg unseres Unternehmens sein wird.

Und wie lautet Ihre Vertriebsphilosophie?

Wettengel: Unser Motto heißt "Be honest!" Wir wollen eine faire und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Fachhändlern.

Sagen das nicht alle?

Wettengel: Vielleicht - aber nicht alle tun es auch. Am besten messen Sie uns in Kürze an der gelebten Realität.

Haben Sie Ihr Motto von Ihrem früheren Arbeitgeber D-Plus übernommen?

Wettengel: Bei D-Plus haben wir offen darüber gesprochen, wenn wir zeitweise Probleme hatten - zum Beispiel mit unserem Abrechnungssystem. Meiner Meinung nach zahlt sich offene Kommunikation in einer Partnerschaft immer aus. Daran kann man sehen, dass die Höhe der Provisionen nicht unbedingt das wichtigste Kriterium für die Güte einer Partnerschaft ist.

Apropos Provisionen: Was werden Sie bezahlen, und wie werden Sie diese berechnen?

Wettengel: Die Höhe unserer Provisionen steht noch nicht fest - und natürlich möchten wir unsere Wettbewerber hierüber heute noch nicht aufklären. Aber wir denken auch über neue Provisionsmodelle nach, schließlich können wir ja auch auf die Erfahrungen unserer Muttergesellschaften in anderen Ländern zurückgreifen. Übrigens: Als Fachhändler wird man im deutschen Mobilfunkmarkt in Zukunft gute Perspektiven haben, da die Wechselbereitschaft der Mobilfunkkunden noch deutlich ansteigen wird. Denn ab Februar 2002 können die Kunden dank der Nummernportabilität bei einem Wechsel ihre Mobilfunknummer behalten. Das Wechseln wird leichter gemacht, und die Kündigungsquote, die so genannte Churn-Rate, wird deutlich ansteigen. Nach unseren Berechnungen und Marktstudien könnte die Kündigungsquote auf 45 Prozent steigen - wohlgemerkt bezogen auf alle Kunden. Das ist ein Riesenpoten-zial für den Fachhandel.

Welche Händler werden Sie konkret ansprechen?

Wettengel: Alle ... ! Natürlich werden wir insbesondere den TK- und IT-Fachhandel ansprechen. Aber auch alternative Vertriebswege können für uns interessant sein.

Werden Sie die Distributoren mit einbeziehen?

Wettengel: Händler können sich entweder direkt bei uns registrieren oder aber über Distributoren unsere Produkte verkaufen - beide Wege werden wir gehen. Verhandlungen mit Distributoren laufen bereits, momentan vor allem mit TK-Distributoren.

Facts & Figures

Die Group 3G ist ein Gemeinschaftsunternehmen des spanischen Mobilfunkbetreibers Telefónica Móviles (57,2 Prozent Anteil) und der finnischen Telecom-Gruppe Sonera (42,8 Prozent). Im August 2000 erstei-gerte das Unternehmen für 16,6 Milliarden Mark eine der sechs deutschen UMTS-Breitbandlizenzen. Zum künftigen Produktportfolio der Group3G sollen Systemlösungen für Breitband-Datenübertragungen sowie der mobile Internet-Zugang, Infotainment und Sprachdienste gehören. (wr)

www.group3g-umts.com

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