Zehn Gründe, warum die IT-Branche bald wieder Wind unter den Flügeln hat

11.04.2002
IDC hat kürzlich seine Prognose im Hinblick auf Ausgaben für IT-Equipment in Europa nach oben korrigiert. Sie sollen nun statt um 6,4 um 6,6 Prozent wachsen. Für 2003 erwarten die Marktforscher dann sogar einen Anstieg der Wachstumsrate der Ausgaben um neun Prozent. Zehn Faktoren sind laut IDC dafür verantwortlich.

Der europäischen Wirtschaft im Allgemeinen und dem IT-Segment im Besonderen soll es bald wieder besser gehen. Das meint jedenfalls Marktforscher IDC und präsentiert eine Liste mit zehn Faktoren, die für eine baldige Belebung der Konjunktur sprächen.

1. Die Ausgaben für externe Leis-tungen wie Consulting, Outsourcing und IT-Schulung wachsen, während die Kosten für unternehmensinterne Leistungen (vor allem Löhne und Gehälter) abnehmen. IDC bringt diesen Punkt auf die Formel "doing more with less" (mehr tun mit weniger).

2. Die Forderung nach einer höheren Integrationsdichte der Unternehmensabteilungen wird für mehr Flexibilität und Transparenz sorgen. IDC nennt als Beispiel, dass sich Investitionen in das Cus-tomer-Relationship-Management (CMR) umso besser auszahlen, je enger die CRM-Datenbasis auch in das Back-Office eingebunden ist.

3. Die Einführung des Euro wird die Preise transparenter gestalten und den Wettbewerb beleben. Vor allem der Markt für Finanzdienstleistungen wird davon profitieren. Als Auswirkung auf den vereinheitlichten Geldmarkt wird sich das Spar- und Investitionsverhalten der Europäer ändern und neue Finanzprodukte erforderlich machen.

4. Nur schwach konjunkturabhängige Wirtschaftfaktoren wie Staatsausgaben und Business-Services beginnen sich zunehmend positiv auf das IT-Wachstum auszuwirken.

5. Die Wirtschaftindikatoren verbessern sich seit November 2001. Der Business Climate Indicator (BCI) für Euroland sprang von Januar bis Februar um 0,2 Punkte auf nunmehr -0,86. Ursächlich dafür sind vor allem zunehmende Bestellungen aus dem Ausland. Nationale Indikatoren sprechen zudem für eine Belebung auch der Binnen-Konjunktur, beispielsweise des SMB-Markts in Großbritannien.

6. Die lähmende Wirkung der Terroranschläge vom 11. September auf die Konjunktur lässt nun nach - wirtschaftliche Kontinuität ist wieder angesagt. Alles, was mit dem Thema Sicherheit zu tun hat, erhält Top-Priorität in den vertikalen Märkten in Europa und gibt dem lahmenden Konjunkturgaul zusätzlich die Sporen.

7. IDC verzeichnet eine zunehmende Tendenz großer Unternehmen, die externen Ausgaben zu erhöhen (siehe Punkt 1). Beispielsweise schloss die Lufthansa mit Sita einen 40-Millionen-Dollar-Vertrag über Luftfahrtmanagement ab, startete zudem ein globales Netzwerk-Infrastruktur-Projekt mit Novell und ein CRM-Projekt mit Peoplesoft.

8. IT-Riesen wie IBM, SAP und Compaq erwarten aufgrund eines starken vierten Quartals im vergangenen Jahr eine verbesserte Ertragslage für 2002.

9. Die Ressourcen, die vor drei Jahren das Y2K-Problem und danach die Euro-Einführung banden, sind nun wieder frei gesetzt. Besonders im SMB-Bereich werden jetzt Mittel verfügbar für innovative Projekte wie CRM, die zuvor auf dem Wartegleis standen.

10. Obgleich sich die Einführung von UMTS verlangsamt hat, werden die Investitionen in diesen neuen Standard durchgehend bis 2004 zum Wachstum beitragen.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Dass es ab etwa Mitte dieses Jahres wieder bergauf mit der Konjunktur gehen soll, pfeifen ja mittlerweile die Spatzen von den Dächern, und man kann nur hoffen, dass dieses Pfeifen nicht demjenigen im dunklen Keller gleicht. IDCs Argumente sind natürlich größtenteils durch Fakten begründet, teilweise aber auch fragwürdig. So gibt es nicht wenige Experten, die im milliardenschweren Poker um die Ersteigerung der UMTS-Lizenzen einen wirtschaftlichen Hemmfaktor sehen, der auf Jahre hinaus Finanzmittel bindet und die Investitionsfähigkeit der Unternehmen lädiert hat. Ein wenig sonderbar nimmt sich in dem Zehn-Punkte-Katalog auch aus, dass der Einfluss der US-Wirtschaft auf die europäische Konjunktur ausgeklammert wurde. (de)

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