Zukunft ungewiss

13.02.2003
Am 18. Dezember 2002 beantragte die Bintec Communications AG das Insolvenzverfahrens. Einen Investor hat der Netzwerker zwar noch nicht gefunden, aber zumindest eine Nachfolgegesellschaft gegründet.

Vergangene Woche war es schließlich soweit: Die Bintec Acess Networks GmbH wurde ins Handelsregister eingetragen. Als Geschäftsführer der Nachfolgegesellschaft der insolventen Bintec AG fungiert Stephan Feige. Er stammt noch aus der ersten Generation des Managements, gemeinsam mit Gregor Krawczuk gründete Feige 1989 die Bintec Computersysteme GmbH. Genauso wie sein damaliger Kompagnon sind auch die bisherigen Vorstandsmitglieder Walter Erl und Uwe Skrzipczyk aus dem Unternehmen ausgeschieden.

Aus der AG in die GmbH-Geschäftsführung hinübergerettet hat sich lediglich der Vertriebsleiter Thomas von Baross, der nun gemeinsam mit Feige das Unternehmen besseren Zeiten entgegenführen soll. Etwas überraschend mutet das Engagement des Firmengründers dennoch an: hat sich doch Feige vor genau einem Jahr von seinem Posten als Technikvorstand der Bintec AG verabschiedet und stand von da an lediglich als "technologischer Berater" dem Unternehmen zur Seite.

Die "neue" Bintec wird vorerst als reine Vertriebs- und Servicegesellschaft am Markt agieren. "Im Laufe der Zeit werden wir aber auch die Entwicklungs- und Produktionsaufgaben von der AG übernehmen", klärt Feige auf. Auch die bisherigen Verträge mit den Lieferanten soll die GmbH sukzessive erfüllen.

Schlecht steht es dagegen um die Nachfolgeregelung der Gewährleistungsfälle: "Wir können keine juristische Verpflichtung zur Übernahme der Gewährleistung für die vor dem 18. Dezember erworbenen Produkte eingehen. Das würde zu bilanztechnischen Problemen führen und jeden potenziellen Investor abschrecken", so der Bintec-Geschäftsführer. Zwar werde man versuchen, Gewährleistungsansprüche gegenüber der AG zu erfüllen, aber nur im Rahmen der Kulanz, heißt es weiter.

Weiter von Bestand sollen dagegen die bisherigen Partnerbeziehungen sein: "Wir setzen weiter auf das Channel-Geschäft", so Baross. Partner sollen mit einem neuen Servicekonzept unterstützt werden. Ferner hat sich Baross zum Ziel gesetzt, Bintec-Produkte besser zu vermarkten.

"Die Insolvenz sehen wir als Chance, um Bintec neu aufzustellen", pflichtet ihm Feige bei. Seiner Aussage nach sind im Monat Januar viele neue Aufträge eingegangen. Der Geschäftsverlauf des gesamten Jahres 2002 war jedoch für den neuen Firmenlenker enttäuschend. Für 2003 legt Feige vorsichtigen Optimismus an den Tag.

Und ein Ziel will er auf jeden Fall erreichen: "Mit der Bintec Access Networks GmbH wollen wir von Anfang an profitabel arbeiten." Noch nicht bekannt hingegen ist, wer als neuer Investor für die notwendige Anschubfinanzierung sorgen wird. Zwar "laufen die Gespräche mit potenziellen Interessenten auf Hochtouren", wie das Unternehmen verkündet, und "in den kommenden Wochen" soll alles klar gemacht werden, dennoch bleibt die Zukunft der Bintec GmbH mehr als ungewiss. Eines ist jedenfalls sicher: Einige der derzeit noch knapp 100 Mitarbeitern werden das Unternehmen verlassen müssen.

www.bintec.de

ComputerPartner-Meinung:

Zu gönnen wäre es Bintec schon, dass die Company überlebt, denn allzu viele Netzwerkhersteller hat Deutschland ja nicht mehr aufzuweisen. Ein schaler Nachgeschmack bleibt bei der ganzen Geschichte dennoch, denn Gewährleistungspflichten der "alten" Bintec wird die Nachfolgegesellschaft nicht erfüllen können. (rw)

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