Mündliche Befragung

Den Kunden die richtigen Fragen stellen



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Kunden sind die besten Unternehmensberater, wenn man sie mitgestalten lässt, wo es nur geht. Klug aufgesetzte Kundenbefragungen eignen sich dazu besonders gut, sagt Anne M. Schüller.

Wenn Sie eine telefonische Befragung machen wollen, laden Sie am besten Ihre Innendienst-Mitarbeiter ein, sich Gedanken über das entsprechende Vorgehen zu machen. Das geht in etwa so: War der übliche Gesprächsverlauf gut und ist der Kunde nicht im Stress, dann beginnt man gegen Ende eines Telefonat wie folgt: Ach übrigens …. Anschließend kommt eine spezifische Frage. Ja, nur eine. Und dann hören Sie interessiert und wohlwollend zu.

Wenn Kunden aktiv werden und ihre Meinung sagen, dann wollen sie auch sehen, dass sie etwas bewirken.
Wenn Kunden aktiv werden und ihre Meinung sagen, dann wollen sie auch sehen, dass sie etwas bewirken.
Foto: Fotolia, Vladimir Mucibabic

Hier eine kleine Auswahl von Formulierungen, die je nach Branche und Situation in Betracht kommen können:

  • Wie haben Sie eigentlich zuallererst von unserem Angebot erfahren?

  • Was hat Sie bei Ihrer Entscheidung am stärksten beeinflusst?

  • Wo haben Sie eigentlich früher gekauft und weshalb sind Sie dort weggegangen?

  • Wo kaufen Sie denn die gleiche Leistung außerdem ein?

  • Was würden Sie bei uns schnellstens verändern/verbessern?

  • Worauf möchten Sie bei uns am wenigsten verzichten?

  • Was kommt Ihnen bei uns völlig überflüssig vor?

  • Welche Leistung, für die Sie bereit wären, zu zahlen, sollten wir unbedingt noch anbieten?

  • Nehmen Sie an, Sie wären unser Unternehmensgewissen, was würden Sie uns sagen?

Wer solche Fragen stellt und entsprechende Anregungen erhält, muss darauf achten, dass sich anschließend was tut. Wenn Kunden nämlich aktiv werden und ihre Meinung sagen, dann wollen sie auch sehen, dass sie etwas bewirken. Geben Sie also denen, die ihre Zeit investieren, ihr Hirn bemühen und Ihnen geldwerte Impulse geben, eine Rückmeldung dafür:

  • Bedanken Sie sich bei den Kunden, die Sie lobten und Ihnen gute Bewertungen gegeben haben. Denn so wird das Positive verstärkt. Leider werden gerade solche Stimmen immer noch allzu oft gänzlich vergessen.

  • Überraschen Sie die, die einen Verbesserungsvorschlag hatten, mit einem Gutschein für Folgeeinkäufe. Oder halten Sie ein kleines Geschenk bereit. Und sagen Sie den Ideengebern, was aus deren Vorschlag geworden ist.

  • Fassen Sie bei denen, die sich als Kritiker zu erkennen geben, unbedingt nach. Sagen Sie, dass es Ihnen leid tut, wie sehr Ihnen das hilft und dass Sie sehr froh darüber sind, dass das endlich mal ausgesprochen wurde. Schaffen Sie bestehende Probleme schleunigst aus der Welt. Kunden erwarten sowas, und wenn es nicht passiert, sind sie doppelt enttäuscht.

Eine ganze Reihe weiterer Methoden, die helfen, an die Wünsche der Kunden näher heranzukommen, habe ich in meinem Buch ‚Kunden auf der Flucht‘ ausführlich beschrieben. Eine davon möchte ich hier herausstellen, weil ich sie für die effizienteste halte.

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