3dfx verlässt die Bühne und setzt aufs Chipgeschäft

23.11.2000
Kein fauler Vodoo-Zauber: Rote Zahlen bei steigenden Kosten und der viel beklagte Margenverfall sind die Gründe für das Aus der Voodoo-Grafikkarten von 3dfx.

Mit Problemen hat der amerikanische Grafikkartenanbieter 3dfx seit über einem Jahr zu kämpfen. Jetzt schein das Maß voll und die finanzielle Schmerzgrenze erreicht: "Der Verkauf unserer Produktionsstätte in Juarez ermöglicht uns, den Retail-Markt weiterhin mit Add-in-Produkten zu versorgen und gleichzeitig unsere fixen Kosten signifikant zu reduzieren", erklärte Alex Leupp, Präsident und CEO von 3dfx. Der Frontmann setzt damit einen vorläufigen Schlusspunkt hinter die Misere, die sich in den letzten Monaten immer mehr zuspitzte.

Das Unternehmen plant, die Grafikkartenherstellung einzustellen und sich ausschließlich auf die Entwicklung und Produktion von Grafik-Chips zu konzentrieren. Damit ist der Einstieg in das Lizenzgeschäft vorprogrammiert. "Der Produktname Voodoo wird auch weiterhin Bestand haben. Wir haben einen asiatischen Partner, mit dem wir zur Zeit entsprechende Gespräche führen", verrät Lola Claesson, Marketing-Managerin bei 3dfx, gegenüber ComputerPartner. "Die aktuellen Karten Voodoo 4500 sowie 5500 werden wir weiterhin anbieten. Aber es ist noch zu früh, um sagen zu können, zu welchem Zeitpunkt wir im Rahmen der Umstrukturierung neue Grafikkarten auf den Markt bringen", erklärt die Managerin.

Scott Sellers, Chief Technical Officer bei 3dfx, gibt eine der neuen Marschrouten vor: "Wir glauben, dass es die richtige Strategie ist, unsere Technologie für die führenden Hersteller im integrierten Chipset-Markt zu lizenzieren."

Die Meinung des Marktes

Die Grafikkartenbranche beäugt das Aufbäumen von 3dfx mit ge-spanntem Interesse. "Sie werden es schwer haben", heißt es unisono gegenüber ComputerPartner. Ein Branchenkenner dazu: "Zwar sind die großen Anbieter stark an Nvidia gebunden, aber glücklich sind sie dabei nicht." Klaus Rütker von der Atelco Computer AG am Möhnesee wird noch deutlicher: "Die 3dfx-Entscheidung wird neuen Schwung in den Markt bringen. Die Hersteller werden auf die 3dfx-Chips zugreifen und sind damit nicht mehr nur von Nvidia abhängig."

Zumindest kurzfristig hat 3dfx schon eines geschafft: Das Unternehmen scheint dem finanziellen Desaster vorerst entronnen zu sein. Allerdings muss das Unternehmen nun beweisen, ob es technologisch und marketing-strategisch den großen Mitbewerber Nvidia auf der Grundlage der Neustrukturierung das Wasser reichen kann. "Mittel- und langfristig müssen sie sich da was einfallen lassen", kommentiert ein Kenner des Grafikkartenmarktes die aktuelle Situation von 3dfx und hat gleichzeitig einen Vorschlag in petto, der in der Branche offensichtlich schon heftig diskutiert wird: "Eine elegante Lösung wäre es, wenn Nvidia 3dfx kaufen würde. Angesichts des laufenden Patentrechtsstreits zwischen den beiden Unternehmen, käme Nvidia durch eine Übernahme vielleicht billiger weg, als wenn das Unternehmen den Rechtsstreit verliert und damit Millionen an 3dfx überweisen müsste."

STB-Übernahme hat sich nicht ausgezahlt

Die verlustreiche Misere von 3dfx begann mit der Übernahme des Grafikkartenherstellers STB vor zwei Jahren. Sie spitzte sich mit dem entgangenen Weihnachtsgeschäft 1999 sowie mit dem Kauf des Chip-Entwicklers Gigapixel im Frühjahr 2000 immer mehr zu. 140 Millionen Dollar hatte damals 3dfx für STB gezahlt, um eigene Grafikkarten auf den Markt bringen zu können. Weitere 186 Millionen Dollar legte 3dfx für Gigapixel auf den Tisch. Bis zur "Voodoo3" lief auch alles mehr oder weniger gut, und 3dfx konnte sich gegen Konkurrenten wie ATI oder Nvidia behaupten.

Doch mit der Entwicklung und Produktion der Grafikkarte "Voodoo4" begannen die Probleme. Der dafür vorgesehene Grafik-Chip "VSA-100" wollte nicht so, wie er sollte. Zu allem Übel lief die Produktion der neuen Karten schleppend an, da der Nachschub von dringend benötigten Bauteilen ins Stottern kam. Schließlich der Höhepunkt: Weihnachten 1999 fiel für 3dfx aus, denn die fertigen "Voodoo4"- und "Voodoo5-Karten" bereiteten offensichtlich noch technische Probleme. Erst im Juni des laufenden Jahres kamen die Karten auf den Markt. Folge: 3dfx musste für das zweite Quartal einen Verlust von 100,5 Millionen Dollar bei einem Umsatz von nur 67 Millionen Dollar ausweisen. Dementsprechend sank die 3dfx-Aktie von rund 15 Euro Anfang des Jahres auf einen Tiefststand von knapp über drei Euro Mitte Oktober. (mm)

www.3dfx.com

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