Mentaler Unterstützer in der Startphase

"Ab morgen sind Sie Chef"

10.04.2012

Der Mittelstand "tickt" anders

Ähnlich erging es der Verlagskauffrau Erika Wiesner. Auch sie freute sich zunächst "tierisch", als sie vom Inhaber eines Fachverlags zur Leiterin des Profitcenters "Fachzeitschriften" ernannt wurde. Zu Recht sah sie darin auch eine Auszeichnung für ihre bisherige Leistung. Doch kaum hatte sie ihre neue Position übernommen, verflog ihre Freude schnell. Denn rasch registrierte sie: Ich bin zwar nun als Profitcenter-Leiterin auch für den Ertrag verantwortlich, doch entscheiden kann ich letztlich wenig. Wenn ich zum Beispiel dem Leiter der externen Druckerei die "Daumenschrauben" ansetze, dann ruft dieser bei seinem Golffreund, dem Verlagsinhaber, an und beschwert sich bei ihm über seine neue, unerfahrene Profitcenterleiterin. Und wie unter Golffreunden üblich, treffen die beiden ein "Agreement". Ähnlich ist es, wenn ich dem Leiter unserer IT-Abteilung oder dem Chefredakteur einer unserer Zeitschriften signalisiere "so nicht". Auch dann suchen sie meist das Gespräch mit dem Verlagsinhaber und ...

In dieser Konstellation kann ich nur verlieren. Das war Wiesner nach wenigen Wochen klar. Auch weil sie spürte: Auch meine Mitarbeiter registrieren, dass ich wenig zu sagen habe. Entsprechend reagieren sie auf meine Vorgaben. Also suchte auch Wiesner den Kontakt zu einem Coach mit Mittelstandserfahrung, um mit ihm Strategien zu erarbeiten, wie sie sich in ihrem Job behaupten kann.

Obige Bespiele mögen manchen Konzernmitarbeitern "skurril" erscheinen. Doch mittelständische (Familien-)Unternehmen haben nicht nur eine andere Kultur und vielfach auch Struktur als Konzerne und ihre Töchter. Auch Entscheidungsprozesse verlaufen in ihnen anders. Entsprechend schwer fällt es Konzernmanagern, die in den Mittelstand wechseln, zumeist, sich in ihnen zu Recht zu finden. Nicht weil ihnen die nötige (Fach-)Kompetenz fehlt, sondern weil mittelständische Betriebe anders "ticken" als Konzerne. Auch ihre Führungskultur ist in der Regel eine andere, weshalb sie auch Führungskräfte mit einem (teils) anderen Profil als Konzerne brauchen.

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