ADA ADE: Firmengründer August und Dembon gehen von Bord

11.10.2001
Die ADA AG in Mönchengladbach muss in Zukunft ohne das A und das D auskommen. Unternehmensgründer Arnhold August und Heinrich Dembon sind nicht mehr an Bord des Systemhauses.

Noch vor vier Monaten sah alles ganz anders aus. ADA-Vorstandsmitglied Arnhold August hatte seinerzeit aufkeimende Gerüchte im Markt, er und seine beiden Vorstandskollegen Heinrich Dembon und Joachim August (Arnholds jüngerer Bruder) würden das Unternehmen verlassen, als niederträchtiges Gerede von Wettbewerbern abgetan, um die ADA-Mitarbeiter zu verunsichern. "Weder mein Bruder Joachim, Heinrich Dembon noch ich haben vor, uns auf das Altenteil zurückzuziehen. Warum sollten wir auch?", fragte Arnhold August (52) im Gespräch mit ComputerPartner (siehe Ausgabe 22/01, Seite 10). Am Montag, dem 1. Oktober, reichten er und sein Kollege Dembon (48) beim Aufsichtsrat der ADA-Has-IT-Management AG ihr Rücktrittsgesuch ein, dem stattgegeben wurde.

Neuer erster Mann bei der ADA-Das Systemhaus in Mönchengladbach ist nun Joachim Prinz. Der ehemalige Deutschland-Chef von Computer 2000 kam vor anderthalb Jahren nach Mönchengladbach. Er ist als CEO für alle ADA-Gesellschaften, für Logistik und PR verantwortlich. Ihm steht Joachim August (43) als Vertriebs- und Marketingvorstand zur Seite. Beide sind zugleich Vorstandsmitglieder der Muttergesellschaft ADA-Has-IT-Management AG, zusammen mit Has-Gründer Bernd Stahl (Vorsitzender) und Franz Eichinger (ebenfalls Has).

"Ich will jetzt erst mal mein Privatleben ordnen und sortieren und ansonsten ein halbes Jahr gar nichts machen", sagt Arnhold August im Gespräch mit ComputerPartner. Nach 17-jähriger Aufbauphase des Unternehmens kann er eine Verschnaufpause gut gebrauchen. Nun kann er sich etwas mehr um seinen Neubau im niederrheinischen Krefeld kümmern und den Handwerkern auf die Finger schauen. Zum Januar 2002 wird er dann in den Aufsichtsrat der ADA-Has AG eintreten. August versichert, dass er "ganz zufrieden" aus dem Unternehmen ausscheidet. "Ich will aber nicht hoffen, dass es keinem auffällt, wenn ich nicht mehr hier bin", scherzt er.

Noch viel vor hat sein Kollege Dembon. Der promovierte Biologe mit Schwerpunkt Gerhirnforschung und neuronale Netze will sich noch einmal in die Tiefen der Technologie hinab begeben. In welcher Form dies genau passieren wird, kann er heute noch nicht sagen. Auch er will sich erst einmal "eine gewisse Ruhezeit" gönnen. Sowohl er als auch August hatten ihre Unternehmensteile schon früher abgegeben.

Keine Ruhezeit kann sich ADA-Chef Prinz gönnen. Im Gegenteil. Die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet, ist groß. Seine Aufgabe, die Geschäfte am Brummen zu halten, ist vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Wirtschaftsflaute nicht einfach zu bewältigen. "Wir bekommen genauso die gegenwärtige Konjunkturdelle zu spüren wie andere", sorgt sich Prinz, der allwöchentlich zwischen seiner niederbayerischen Heimat und Mönchengladbach pendelt.

Er sieht allerdings einen Vorteil in der Kundenstruktur des Systemhauses, vorwiegend Banken, Versicherungen und andere Finanzdienstleister. "Die investieren auch in schwierigen Zeiten", sagt er. Dennoch hat ADA-Has die Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr (30.6.) um zehn Prozent gegenüber der ursprünglichen Planung zurückgenommen. Der Zielumsatz liegt nun bei 345 Millionen Euro (Vorjahr 362 Millionen Euro). Dabei wird der Großteil nach wie vor vom Systemhaus ADA kommen. Geplant sind 278 Millionen Euro. Im Vorjahr lag der ADA-Umsatz bei 320 Millionen Euro.

Die Bestrebungen in Mönchengladbach zielen momentan vor allem darauf, die Ertragslage zu verbessern und dafür den Dienstleistungsanteil aus- und das reine Handelsgeschäft abzubauen. Derzeit beträgt der Dienstleistungsanteil 34 Prozent am Gesamtumsatz, deutlich mehr als die 26 Prozent vom Vorjahr. Prinz: "Reines Handelsgeschäft ohne Dienstleistung wollen wir nicht mehr machen." Eine Lösung im Stile der Arxes AG in Aachen (siehe ComputerPartner 39/01, Seiten 3 und 12), die das Handelsgeschäft komplett an Info-Products abgeben wird, lehnen die Mönchengladbacher aber ab.

Stattdessen will Prinz den Hebel auf der Logistikseite ansetzen. "Die logistische Kette ist noch immer nicht optimal", ärgert er sich. Seit Jahren diskutiert die Branche unter Federführung der Distributoren über die Belieferung der Ware vom Distributor direkt zum Kunden. Nur funktionieren tut es nicht. Am weitesten scheint Ingram Macrotron zu sein. Die Mönchengladbacher hoffen, im kommenden Jahr einen Teil des Geschäfts mit dem Münchener Distributor auf diese Weise abwickeln zu können. Dann bessert sich, so die Hoffnung, auch wieder die Marge. "Es wäre falsch zu sagen, wir wären hochprofitabel", sagt Prinz zum Thema Ertragslage. Aber das hat ja auch niemand behauptet.

www.ada.de

ComputerPartner-Meinung:

Das Mönchengladbacher Systemhaus hat gegenwärtig mit demselben Gegenwind zu kämpfen wie andere Systemhäuser auch - nur dass der Wind im niederrheinischen Flachland wohl ein bisschen stärker ist. Vor diesem Hintergrund ist auch das Ausscheiden von August und Dembon zu sehen. Es ist eine Halbierung des Vorstandes, ihre Positionen bei ADA werden nicht wieder besetzt. Der neue ADA-Chef Prinz, der sich ursprünglich auf ein dreijähriges Engagement in Mönchengladbach eingerichtet hatte, stellt sich bereits auf einen längeren Aufenthalt ein. Zumindest bis zum Börsengang, der noch immer angepeilt wird. Doch wann dieses Ziel realisiert werden wird, kann in Mönchengladbach derzeit niemand sagen. (sic)

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