Dos und Don'ts bei auftauchenden Problemen

Auch Manager machen Fehler

Kourosh Ghaffari arbeitet als Inhaber der gbcc Ghaffari Business Coaching & Consulting nach der A.D.L.E.R-Methode. Außerdem ist er Lehrbeauftragter für Personalmanagement/ Kommunikation bei der Fachhochschule Schmalkalden.

Können IT-Systeme helfen?

Nehmen wir einmal an, die Rolle des Unternehmers ist optimal besetzt. Wie bekommt der Unternehmer nun einen Überblick über die harten und weichen Faktoren in seiner Firma und deren Wechselwirkungen?

Es gibt einen langen, detaillierten Weg - und wie häufig im Leben eine Abkürzung.
Die detaillierte Lösung ist Dank der Rechenpower von Computer und der IT-Lösungsvielfalt heutzutage hervorragend umsetzbar: Es gibt viele Möglichkeiten, die Prozesse in einem Unternehmen zu erfassen und abzubilden. Anschließend werden softwaregestützte Ursache-Wirkungs-Modellierung anangewendet, indem alle weichen und harten Faktoren identifiziert, ihre Wechselbeziehungen ermittelt und sogar die Zeitkomponente berücksichtigt werden. Wenn das noch nicht reicht, lässt sich anschließend durch Simulationstechnik die Bandbreite der möglichen Ergebnisse und ihre Eintrittswahrscheinlichkeiten visualisieren.

Für eine mittelständische Firma mit begrenzten Ressourcen ist dieser Lösungsweg nicht empfehlenswert. Zumindest nicht im ersten Schritt, denn der Spielverderber lautet Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.

Als Alternative gibt es eine empfehlenswerte Abkürzung. Diese basiert auf unserer menschlichen Begabung: Wir erkennen Korrelationen mit einer erstaunlichen Treffsicherheit. Ein Zitat eines Vertriebsmitarbeiters in einem Kunden-Workshop: "Mir ist aufgefallen, dass die Produktqualität unseres Hauptlieferanten in ganz bestimmten Wochen des Jahres besonders schlecht ist. Dem bin ich nachgegangen und es hat sich herausgestellt, dass unser Lieferant in diesem Zeitraum den Auftrag eines Großkunden abwickelt. Ich vermute, dass unser Auftrag dann keine hohe Priorität hat."

Das bedeutet: Wenn wir als Unternehmer die richtigen Fragen stellen und unparteiisch sowie interessiert zuhören, erkennen wir beeindruckend schnell die Zusammenhänge. Folgende drei Einschränkungen sollten wir als Zuhörer bei der Verwertung der Antworten berücksichtigen:

  • Ein Mitarbeiter analysiert nur diejenigen Zusammenhänge besonders treffend, die er als wichtig und interessant einstuft. Über alles andere macht er wilde Mutmaßungen.

  • Die Antworten sind aufgrund der Bereichsegoismen der Mitarbeiter tendenziell gefärbt und unausgewogen.

  • Mit unserer Gabe, Korrelationen zu erkennen, geht leider auch ein Fluch einher: Wir haben einen unwiderstehlichen Drang, Korrelationen mit Kausalitäten gleichzusetzen. Daraus werden oft voreilige Schlussfolgerungen abgeleitet. Die daraus resultierenden Maßnahmen können sich dann als falsch und kostspielig erweisen.

Mit ein wenig Übung ergeben die "lektorierten" Antworten der Mitarbeiter jedoch ein grobes, aber recht umfassendes Bild eines Unternehmens. (bw)

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