Microsoft

Ballmer nach Abgang von "Mr. Windows" in der Pflicht

13.11.2012

Parallelen zu Apple?

Ende nach 23 Jahren bei Microsoft: Windows-Chef Steven Sinofsky wurde sein Management-Stil zum Problem.
Ende nach 23 Jahren bei Microsoft: Windows-Chef Steven Sinofsky wurde sein Management-Stil zum Problem.

Der plötzliche Abgang von Sinofsky erinnert an den Rauswurf von Scott Forstall bei Apple. Der für das iPhone-Betriebssystem iOS verantwortliche Forstall musste unlängst Apple verlassen, nachdem er sich geweigert hatte, für das Debakel um die fehlerhafte Karten-Anwendung in iOS die Verantwortung zu übernehmen (--> wir berichteten). Der Apple-Manager galt ähnlich wie Sinofsky als ein unerbittlich regierender Team-Chef, der eher die Konfrontation suchte als eine Lösung im Konsens anzustreben.

Im Gegensatz zu Forstall geht Sinofsky aber nicht in einer Krisensituation, sondern verabschiedet sich mit einer glanzvollen Gala zur Einführung des neuen Windows-Systems. Und während die Farewell-Grüße von Apple-Chef Tim Cook für Forstall eher schmallippig ausfielen, überschüttete Microsoft-Chef Ballmer seinen Untergebenen mit Superlativen und Lobpreisungen. Es gibt aber auch Stimmen innerhalb von Microsoft, die Sinofsky vorwarfen, mit seinem ruppigen Führungsstil und seinem Machtbewusstsein die Innovationen innerhalb des Unternehmens abgewürgt zu haben.

Sinofsky schrieb in einer E-Mail an die Microsoft-Beschäftigten, er verlasse die Firma nach 23 Jahren, "um neue Herausforderungen zu suchen, die auf diesen Erfahrungen aufbauen". "Meine Leidenschaft, Produkte zu entwickeln, ist so stark wie immer und ich freue mich darauf, meine Energie und Kreativität an dieser Linie auszurichten."

Egal wie man "Mr. Windows" einschätzt: Ballmer hat nun ein Problem. In seinem Team fand sich kein Talent, das die Position von Sinofsky alleine hätte ausfüllen können. So verteilte der Microsoft-CEO die Verantwortung auf mehrere Schultern: Um die Software- und Hardware-Entwicklung kümmert sich Julie Larson-Green, die für die Entwicklung des innovativen Kacheldesigns zuständig war. Und die bisherige Finanzchefin Tami Reller soll als Business-Managerin dafür sorgen, dass Windows auch künftig die Kassen von Microsoft füllt.

Letztlich wird aber ein Erfolg oder Misserfolg von Windows 8 und den neuen Aktivitäten von Microsoft im Markt der Tablet Computer und Smartphones dem bulligen Microsoft-Boss Ballmer persönlich zugerechnet werden (--> wir berichteten). Schon seit geraumer Zeil maulen Investoren darüber, dass der Kurs der Microsoft-Aktie schon so lange stagniert. In den vergangenen fünf Jahren verlor das Microsoft-Papier 17 Prozent, während beispielsweise Apple um 228 Prozent zulegen konnte. "Wie viele Köpfe, die rollen können, bleiben noch übrig, bevor Ballmers Kopf dran ist?" fragt sich der Blogger John Gruber - und hat auch eine Antwort parat: "Ich glaube, keiner." (dpa/tö)

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