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Braucht man in der IT "weibliche" Soft Skills?

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.

Härte im Topmanagement

Wenn sich Frauen und Männer tatsächlich in den Soft Skills unterscheiden - wirkt sich das auch auf die Management-Qualitäten aus? Die Tuifly-CIO ist sich sicher, dass Frauen anders führen. "Frauen sind weniger Konfliktorientiert und mehr auf Kompromisse ausgerichtet", sagt Droll. Trotzdem seien es in der Realität im Topmanagement eher so, dass sich beide Geschlechter sehr ähnlich seien. "Viele Frauen und Männer in Führungspositionen sind genauso hart und durchsetzungfähig." Auf der Abteilungsleiterebene oder im mittleren Management sehe man die Unterschiede zwischen Männern und Frauen deutlicher, sagt die TUIfly CIO.

Trotz allem scheint es einen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen CIOs zu geben: Die Marktforscher von Gartner haben in einer Studie herausgefunden, dass Frauen ein viel höheres Budget erwarteten als ihre männlichen Kollegen. Weibliche CIOs rechneten mit einem Anstieg des IT-Budgets um 2,5 Prozent, ihre Kollegen nur um 0,2 Prozent. "Spontan würde ich sagen: Frauen sind besser im Geld ausgeben als Männer", witzelt Droll. "Aber im Ernst: Ich denke, dass Frauen, die es bis zur Position einer CIO geschafft haben, eine sehr gutes Standing im Unternehmen hat und vielleicht mehr Überzeugungskraft hat", sagt sie.

Anteil weiblicher CIOs stagniert

Ob sie dieses Verhalten an ihren Kolleginnen beobachten könne? "Ich habe nicht so viele Kolleginnen", sagt Droll. Die Statistik gibt ihr Recht: Der Anteil der weiblichen CIOs ist seit 2004 nicht gestiegen und stagniert bei etwa 13 Prozent, wie Gartner festgestellt hat. Dass so wenige Frauen in Führungspositionen zu finden seien, ist für Droll durchaus problematisch. Es sei schwer sich als Frau zu behaupten, wenn es kaum andere Frauen gibt.

"Das hat einerseits damit zu tun, dass es nicht ausreichend IT-Nachwuchs gibt", sagt Commerzbank Commercial Banking CIO Vorspel. Zwar stiegen die Absolventinnenzahlen, aber nicht genug: "Wenn so wenige Informatikerinnen anfangen, dünnt sich das aus", bedauert Vorspel. Ein weiterer Faktor, der für weniger Frauen an der IT-Spitze sorge, sei zudem die Kinderfrage. "Frauen, die Kinder wollen, sollten sich nicht selbst unter Druck setzen, sich zwischen Kindern und Karriere entscheiden zu müssen", sagt Vorspel. "Ich ermutige Kolleginnen vielmehr, im Job zu bleiben - das ist ja oft auch in Teilzeit gut möglich."

Ein weiterer wichtiger Punkt für die Commerzbank-CIO: "Man muss auch Lust darauf haben, Mitarbeiter zu führen", sagt Vorspel. Auch Droll bezweifelt, dass der geringe Frauenanteil in CIO-Etagen eine IT-Verschrobenheit sei. "Ich glaube, es geht mehr ums Wollen", sagt Droll. "Ich habe nicht den Eindruck, dass jemand ein Problem hat, wenn der neue Chef eine Frau ist", fügt Vorspel hinzu. Gerade deshalb sähe sie gern mehr Frauen in Führungsrollen in der IT. Man könne Beruf und Familie verbinden, betont Vorspel. "Wir brauchen jede Frau in der IT." Nicht nur wegen der Soft Skills.

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