Welche Bezahlmethoden sollten Shops anbieten?

Das sind die Payment-Trends 2024



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die richtige Auswahl der im Onlineshop angebotenen Bezahlvarianten ist ein oft unterschätztes Erfolgskriterium im E-Commerce. Worauf sollten Shopbetreiber hier 2024 besonders achten? Wir sprachen darüber mit dem Payment-Experten Ralf Gladis, CEO des Bezahldienstleisters Computop.
Ralf Gladis ist Gründer und Geschäftsführer des Payment Service Providers Computop
Ralf Gladis ist Gründer und Geschäftsführer des Payment Service Providers Computop
Foto: Computop

Einst genügte es, im Onlineshop die Bezahlvarianten Kreditkarte, PayPal und Vorauskasse anzubieten Doch die Kunden von heute erwarten von Onlineshops ein möglichst vielfältiges Payment-Portfolio, sie wollen mit der aus dem E-Commerce gewohnten Convenience auch in stationären Stores bezahlen und sie möchten ihre Bezahlpräferenzen auch dann nicht ändern, wenn sie in ausländischen Onlineshops oder Ladengeschäften einkaufen.

Doch was bedeutet das konkret für Shopbetreiber? Um hier einen Überblick über die derzeit relevantesten Themen und Trends zu geben, haben wir mit dem Payment-Experten Ralf Gladis gesprochen, dem Gründer und CEO des Payment Service Providers Computop.

"So unterschiedlich die Menschen, so verschieden auch ihre Vorlieben, wenn es ans Bezahlen geht", sagt Gladis. Um dennoch eine Orientierungshilfe geben zu können, hat der E-Payment-Fachmann eine Reihe von Personas entwickelt: "Nach ihren jeweiligen Prioritäten gehen drei Kundentypen daraus hervor. Onlinehändler sollten 2024 für jeden von ihnen mindestens eine Zahlart bereitstellen - sonst geht Umsatz verloren", erklärt Gladis.

Kundenfokus Komfort: Schnell muss es gehen

Den ersten Kundentyp gab es schon immer, doch mit dem Trend zum Mobile Commerce werden es immer mehr: Kundinnen und Kunden, die ihre Lieblings-Zahlart danach auswählen, wie komfortabel ihre Nutzung ist. Für diese Klientel empfiehlt Computop-Chef Gladis: "Für den schnellen Check-Out eignen sich besonders Wallets, bei denen die Daten der jeweiligen Karten oder Bankverbindungen hinterlegt sind. PayPal ist traditionell stark gefragt, doch bequemer sind One-Click-Verfahren wie Amazon Pay oder Apple Pay." Letzteres nutzt die biometrische Erkennung durch das Smartphone und deckt damit häufig auch gleich die vorgeschriebene Zwei-Faktor-Authentifizierung ab.

Computop-Chef Ralf Gladis hat zur besseren Orientierung im Payment-Universum drei idealtypische Kundengruppen entwickelt
Computop-Chef Ralf Gladis hat zur besseren Orientierung im Payment-Universum drei idealtypische Kundengruppen entwickelt
Foto: Computop

Mit Click to Pay und der neuen Giropay-App kommen 2024 zwei neue Methoden für Freunde des schnellen Bezahlens in Fahrt. Giropay umfasst dabei auch die girocard, Deutschlands beliebteste Karte und bietet außerdem das Online-Bezahlen über QR-Code. "Click to Pay ist das neue Wallet der großen Kreditkartengesellschaften. Es macht die Eingabe von Kartennummer und Ablaufdatum unnötig, übermittelt die Versandadresse und ist durch die hochsichere Token-Technologie geschützt", erläutert Gladis.

Und noch eine weitere Option macht aus Sicht des Payment-Experten das Bezahlen komfortabler: unter dem Stichwort "Embedded Payments" kommen Online-Überweisungen im händlereigenen Design daher, die den Check-Out beschleunigen

Kundenfokus Sicherheit: Kontrolle bis zum Schluss

Dem zweiten Kundentypus, den der Computop-Chef entworfen hat, ist es wichtig, bis zur erfolgreichen Lieferung oder sogar bis zur Rücksendung die volle Kontrolle über den Zahlbetrag zu behalten. "Wer sich nicht auf Kundenschutzprogramme oder eine freiwillige Rückabwicklung durch den Händler verlassen möchte, behält mit Lastschrift und Rechnungskauf alle Fäden in der Hand", erklärt dazu Gladis. Der Kauf auf Rechnung, neuerdings auch als BNPL - buy now pay later - bekannt, verschiebe den Zahlungszeitpunkt, bis der Käufer die gelieferte Ware überprüft hat und behält. "Das ist maximale Sicherheit, erfordert aber mehr Einzelschritte bis zum Abschluss der Zahlung. Außerdem besteht die Gefahr, dass eine Fälligkeit einmal übersehen wird und Mahnkosten entstehen", sagt Ralf Gladis.

Aus der Sicht der Händler müssen BNPL-Verfahren - obwohl sie dabei in Vorleistung gehen - nicht unbedingt risikoreicher sein, betont der Experte: "Ein gutes Risikomanagement ihres Payment Service Providers verringert das Betrugsrisiko deutlich. Factoringservices der Zahlungsanbieter garantieren die Zahlung - und führen sie je nach Vertrag auch direkt nach dem Kauf aus."

Kundenfokus Liquidität: Hauptsache flüssig bleiben

Dem dritten Kundentypus ist schließlich - erst recht in wirtschaftlich angespannten Zeiten wie im Moment - ein kleines Polster immer willkommen, und wenn es nur in einem späteren Zahlungszeitpunkt besteht. "Der Rechnungskauf bietet diese Möglichkeit, mehr aber noch der Ratenkauf, der die Stückelung einer Anschaffung erlaubt", erklärt Computop-Chef Gladis und führt weiter aus: "Noch dürfen Händler Zahlungen bis 200 Euro über maximal drei Raten verteilen, ohne dass die Gesetzgebung zu Verbraucherkrediten berührt wird. Doch eine neue EU-Richtlinie zieht künftig die Grenzen enger und schließt fast jede Gewährung einer späteren Zahlung, ob auf einmal oder in Raten, in eine Prüfungs- und Informationspflicht durch den Händler ein. Dies wird möglicherweise schon 2024 für Veränderungen im Check-Out sorgen."

Nicht betroffen davon sind Kreditkartenzahlungen. Diese werden in Deutschland in der Regel einmal im Monat vom Konto ausgeglichen und geben damit bis zu 30 Tagen zusätzliche Liquidität. "Darum ist diese Zahlungsoption weiterhin unerlässlich, zumal die Warenkorbgröße bei Zahlungen mit Kreditkarte durchschnittlich höher ist als bei anderen Verfahren. Mit Click to Pay werden sie 2024 auch noch komfortabler", sagt Ralf Gladis.

Abschließend fügt der Payment-Experte an, dass die von ihm entwickelten Kundetypen und ihre unterschiedlichen Präferenzen natürlich nicht absolut zu sehen seien. "Händlervertrauen und Kaufsumme können durchaus zu einem Verzicht auf die Lieblingszahlart führen. Ist der Warenwert besonders hoch, wechseln auch komfortverwöhnte Kunden bisweilen auf eine als sicherer wahrgenommene Zahlart oder eine Methode mit längerer Zahlungsfrist." Umgekehrt würden auch kontrollorientierte Käufer einmal zum One-Klick-Check-Out greifen, wenn noch schnell ein Ticket gekauft werden muss, während die Straßenbahn schon einfährt.

Mehr zum Thema

Die Zukunft des Zahlungsverkehrs

Deutschland hinkt beim digitalen Bezahlen hinterher

Abschied von der Kassenschlange

Zur Startseite