Die Dortmunder wollen nicht an die Börse

22.04.1999

MÜNCHEN: Bei der Einstufung der Dr. Materna GmbH tun sich Branchenexperten schwer. Ist es nun ein Systemhaus, ein Softwarehersteller oder ein Beratungsunternehmen? Den beiden Firmeneigentümern kann es eigentlich egal sein, denn ihre Geschäfte laufen gut.Das Dortmunder Softwarehaus präsentierte in der bayerischen Landeshauptstadt seine Umsatzzahlen und die künftige Ausrichtung seiner Geschäftstätigkeit. Danach setzt das Unternehmen sein 20prozentiges Wachstum fort, letztes Jahr erwirtschaftete die gesamte Gruppe einen Umsatz von 148 Millionen Mark.

Neben den angestammten Geschäftsfeldern IT-Management und Application Engineering sollen dieses Jahr die Sprößlinge Unified Messaging und Mobile Solutions überdurchschnittlich wachsen. Vor allem durch die Kooperation mit D2 Mannesmann bei der Versendung von Short Messages (SMS) über Mobilfunknetzgrenzen hinweg erhofft sich Geschäftsführer Dr. Winfried Materna höhere Margen. "In Finnland hat das Datenaufkommen in Mobilfunknetzen die reine Sprachkommunikation bereits teilweise überholt", so Helmut an de Meulen, neben Materna gleichberechtigter Geschäftsführer, gegenüber ComputerPartner.

Doch bis es in Deutschland soweit ist, dürften nach Ansicht der Gesellschafter noch einige Jahre vergehen. Dennoch wird der Markt für Unified Messaging, also für das Faxen und Versenden/Empfangen von E-Mails am Handy oder Notebook, eine immer größere Rolle spielen. Und mit Hilfe von Neuentwicklungen wie WAP (Wireless Application Protocol), GPRS (General-Packet-Radio-Service) und UMTS (Universal-

Mobile-Telecommunication-Service) gerät auch der breitbandige Zugang zum Internet über das tragbare Telefon zum Kinderspiel.

Irische Tochter soll erwachsen werden

Zuversichtlich äußerte sich das Führungsduo auch zur Geschäftslage von Navara. Die irische Tochter vermarktet zwar nur ein einziges Produkt namens Circadia, eine Lösung für die mobile Kommunikation im Business-zu-Business-Bereich. Obwohl erst zehn Testinstallationen von Circadia zusammen mit Remedys Helpdesk-Lösung vorgenommen wurden, glaubt Materna, bereits im zweiten Quartal 2000 schwarze Zahlen schreiben zu können.

Die finanzielle Decke der Gesamtgruppe scheint jedenfalls dick genug zu sein, denn an die Gründung einer AG denken die beiden Geschäftsführer (noch) nicht. "Nicht alle Emissionen am Neuen Markt gerieten erfolgreich", warnt denn gleich Materna. "Und all die notwendigen Marketingmaßnahmen beim "Going public" würden unsere Manager zu sehr von ihren eigentlichen Aufgaben ablenken", legt an de Meulen nach. (rw)

Dr. Winfried Materna, Chef des Dortmunder Systemhauses: "Erste Installation von Circadia bei einer Hotelkette in den USA."

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