Die Strategie der Schnecke

20.01.2005

Wenig Hoffnung macht der oberste Regulierer dagegen, wenn es um die Entbündelung der "Teilnehmeranschluss-Leitung" (TAL) geht. Diese Trennung von Sprach- und Datendiensten würde ein VoIP-Angebot erst richtig attraktiv machen. "Der Markt und die Industrie fordern eine möglichst zügige Entbündelung", sagt Ulrich Müller-Albring, Gesamtvertriebsleiter bei AVM. Wer nämlich einen Breitbandanschluss auf T-DSL-Basis benutzt, hat automatisch auch einen Telefonanschluss mit Grundgebühr. Angesichts niedriger Call-by-Call-Tarife ist deshalb der Anreiz beim Kunden, in IP-Telefonie zu investieren, gering - die Telefonleitung ist ja da und kostet Geld. "Nacktes" DSL ohne Telefonanschluss können derzeit nur Carrier mit eigener Zugangs-Infrastruktur wie QSC oder Broadnet bieten.

Die Entbündelung wird jedoch kaum etwas an der Situation ändern, macht der RegTP-Präsident klar. Man prüfe zwar die Möglichkeit eines "Stand-alone-DSL-Bitstromzugang", aber dieser sei nicht unbedingt wesentlich billiger als die TAL: "In jedem Fall müssen die Kosten für die gesamte Teilnehmeranschlussleitung abgedeckt sein", warnt Kurth. Immerhin könnte die Entbündelung ein anderes Problem lösen: das der Portierung. Wer derzeit auf VoIP umsteigt, bekommt auf jeden Fall eine neue Nummer, da er den Telefonanschluss nicht kündigen kann. Was für Privatkunden lästig ist, ist für Geschäftskunden teuer. Obermeier sieht in solchen Problemen die letzten Hürden für VoIP: "Der Kunde will sich nicht um Fragen wie Vorwahlzuteilung und Rufnummernportierung kümmern müssen."

Meinung des Redakteurs

Die Regulierungsbehörde macht beim Thema VoIP ihre Sache nicht schlecht. Nur bei der TAL-Entbündelung ist schnelles Umdenken erforderlich, wenn die IP-Telefonie wirklich den Massenmarkt erobern soll.

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