Networking-Tipps für Dienstleister

"Erfolgreich Netzwerken ist richtige Arbeit"

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.

Was man beim Vernetzen falsch machen kann

Oft heißt es, dass Netzwerken auf Golfplatz gut funktioniert oder bei Seminaren. Stimmt das?
Scheddin: Das tut es auch. Vor allem Männer sind darin sehr gut. Man kann aber auch fachlich sehr gut netzwerken, indem man zum Beispiel im Fachverband der eigenen Branche ein Amt übernimmt. Und vor allem eines ist wichtig: Visitenkarten sind kein Netzwerk.

Man sollte immer daran denken: Ich muss mir ein Netzwerk aufbauen, bevor ich es brauche, damit ich es bei Bedarf rasch abrufen kann.
Man sollte immer daran denken: Ich muss mir ein Netzwerk aufbauen, bevor ich es brauche, damit ich es bei Bedarf rasch abrufen kann.
Foto: Sergey Nivens - Fotolia.com

Aber sind nicht mehr Kontakte besser als weniger?
Scheddin: Die Masse an Kontakten ist uninteressant, wenn ich über keine Qualitätskontakte verfüge. Nehmen wir als Beispiel Xing: In diesem Netzwerk kann man Hunderte Kontakte haben, aber man sollte sich fragen, ob sie auch zu seinem persönlichen Ziel passen. Ich persönlich bestätige nur Menschen, die ich einmal vorher getroffen habe. Wenn ich eine standardisierte Anfrage ohne Anrede von jemandem bekomme, der 1.500 Kontakte hat – dann fühle ich mich nicht gemeint.

Was kann man denn beim Netzwerken alles falsch machen?
Scheddin: Viele unterschätzen Leute aufgrund des Äußeren. Zum Beispiel kenne ich eine Geschichte von einer Messe, wo ein etwas abgerissen wirkender Mann sich an einem Stand nach Maschinen erkundigte. Er wurde kaltschnäuzig behandelt. Später stellte sich heraus, dass er der Inhaber einer großen Bekleidungsfabrik war. So ging ein riesiger Auftrag durch die Lappen. Aber das Wichtigste ist: Wenn ich in Erinnerung bleiben will, muss ich mich positionieren.

Was genau bedeutet das?
Scheddin: Man muss einen Eindruck hinterlassen. 80 Prozent der Menschen bleiben einfach nicht in Erinnerung. Warum? Weil sie kompetent in Erinnerung bleiben wollen. Aber das funktioniert nicht. Man muss etwas anderes machen, sich interessant machen, nur so klappt es. Selbst, wenn man dabei vermeintlich peinlich auffällt. Mir ist so etwas mal passiert. Bei einem Vorstellungsgespräch traf ich mich mit meinen beiden (späteren) Chefs. Auf dem Weg zum Restaurant gab das Kölner Kopfsteinpflaster meinem Stiefel schnell den Rest: Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, brach mit ein Absatz ab. Innerlich war mir das unglaublich peinlich. Aber ich bat die beiden darum, mir dabei zu helfen, den anderen Absatz auch noch zu entfernen. Später bekam ich dann den Job, weil ich als nachweislich krisenerprobt galt. So bin ich den Vorgesetzten in Erinnerung geblieben.

Wie kann man denn ohne eine Extremsituation wie der Ihrigen in Erinnerung bleiben?
Scheddin: Am besten funktioniert das mit einem einzigen Satz. Zum Beispiel können sich die wenigsten Leute in einem Satz vorstellen. Denken Sie an den berühmten Elevator-Pitch! So können Sie sich vorstellen mit "Ich habe für die Firma ein CRM-System eingeführt und dafür haben wir einen Preis bekommen".

Wirkt das nicht arrogant?
Scheddin: Nun, es gibt Angeben und "Angeben". Wenn ich mich wirklich darüber freue, diese Freude zeige, dann wirkt man nicht arrogant, sondern sympathisch und zielgerichtet. Freude ist die beste Form der Positionierung.

Zur Startseite