FSC: Kampf den Kosten - Mitarbeiter sollen auf Urlaub verzichten

13.06.2002
Trotz einer schwierigen Marktlage im IT-Bereich schloss FSC Ende März das Geschäftsjahr 2001/02 mit einem Vorsteuergewinn von 29 Millionen Euro ab und konnte somit erstmals seit seiner Gründung Ende 1999 schwarze Zahlen einfahren. Ein Grund zum Jubeln? Mitnichten! CEO Adrian von Hammerstein will jetzt erst recht die Sparschraube anziehen - und zwar direkt beim Personal.

Bei FSC wird momentan massiv der Rotstift angesetzt. Alle Abteilungen sind angehalten, die Sachkosten zu reduzieren. Da werden Meetings und Reisen abgesagt, Einkaufsabläufe optimiert, weniger Arbeiten außer Haus gegeben. Trotz aller Bemühungen scheinen die Einsparungen noch lange nicht die Geschäftsleitung und - was viel schwerer wiegt - die Aktionäre zufrieden zu stellen. Zur Zielerreichung müssen noch weitere zwölf Millionen Euro eingespart werden. Deshalb will CEO Adrian von Hammerstein jetzt auch jeden einzelnen der knapp 8.000 Mitarbeiter auf Zwangsdiät setzen.

Am 23. Mai 2002 verkündete er in einer internen Mitteilung, man wolle nach den Erfolgen des Vorjahres insbesondere in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres (Ende: 30. September) im operativen Geschäft Break Even erreichen. Er gibt selbst zu, dass das Ziel "sehr anspruchsvoll" sei, da das erste Halbjahr traditionell das schwächere sei und sich auch der allgemein erwartete Aufschwung noch nicht in den Büchern ablesen lasse. Deshalb habe man sich bereits über "ein weit reichendes Maßnahmenpaket zur Absicherung von Umsatz und Ergebnis im ersten Halbjahr entschieden".

Da die entsprechenden Maßnahmen bei den Sachkosten nahezu ausgeschöpft seien, habe man daher in allen Ländern mit der Einsparung von Personalkosten begonnen. In einigen Fertigungsbereichen, zum Beispiel in Augsburg, wo man äußerst flexible Arbeitszeiten vereinbart hat, wurde die Wochenarbeitszeit zeitweise auf 29 Stunden (also maximal sechs Stunden unter der Tarifarbeitszeit von 35 Stunden) zurückgefahren. Die betroffenen Mitarbeiter mussten wegen zurückhaltender Auftragslage bereits den Großteil ihres Jahresurlaubs nehmen. Doch da das immer noch nicht langt, "sprechen wir hierbei auch über eine einmalige, auf das Kalenderjahr 2002 beschränkte, Reduzierung von Urlaubstagen", wie es in der Mitteilung vom 23. Mai heißt. Von Hammerstein hält das gegenwärtig für die beste Lösung, da sie einerseits die Kostenposition für das erste Halbjahr verbessere, und andererseits würde das Monatseinkommen der Mitarbeiter nicht reduziert.

Konkret bedeutet das: Der "normale" Mitarbeiter verzichtet auf vier Urlaubstage und auf das ent-sprechende Urlaubsgeld. Bei Managern steigt die Zahl auf mindestens sechs Tage. Allein mit diesem Verzicht könne man kurzfristig 11,5 Millionen Euro einsparen. "Das ist ein reiner Buchungsakt, in dem Verbindlichkeiten aufgelöst werden", wie FSC-Finanzvorstand Kai Flore gegenüber ComputerPartner erklärt.

Da sowohl Anzahl der Urlaubstage als auch Höhe des Urlaubsgeldes tariflich festgelegt sind, muss der Betriebsrat und die Gewerkschaft, im Falle von FSC die IG Metall, dieser Änderung zustimmen. Und genau hier wird es schwierig, denn die Interessensvertreter wollen im Gegenzug zum Verzicht der Mitarbeiter einen garantierten Kündigungsschutz seitens des Arbeitnehmers. Am Freitag, dem 7. Juni, tagten die Vertreter aller drei Gruppen über zehn Stunden lang. Letztendlich waren sie sich einig, dass sie sich nicht einigen konnten. Die Geschäftsleitung von FSC bot nur eine Absichtserklärung an, dass sie versuche, weitest gehend Arbeitsplätze zu halten, aber eine langfristige Garantie wäre nicht möglich. Aber genau das verlangten die anderen Diskussionsteilnehmer als Gegenleistung zu ihrem Entgegenkommen. Immerhin hatte die Gewerkschaft sogar auf Grundlage des "Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung" eine zeitlich begrenzteArbeitszeitverkürzung angeboten, verlangte aber im Gegenzug für diesen Zeitraum die Garantie, dass es zu keiner betrieblichen Kündigung käme.

Bei dem langen Freitagsgespräch schenkten sich die Beteiligten nichts. Jeder versuchte sein Bestes, seine jeweilige Aufgabe zu lösen. Die Unternehmensverteter wollen möglichst schnell rund zwölf Millionen Euro einsparen, um "positive Signale in den Markt zu senden", aber vor allem in Richtung der Shareholder. Ohne ein weit reichendes wirtschaftliches Konzept sei das jedoch keine Lösung, sondern reine Bilanzkosmetik, konterten die Gewerkschaftsvertreter. Sibylle Wankel, Justiziarin der IG-Metall, erklärte weiter, dass FSC keine Alternative zum Urlaubsverzicht vorbereitet und durchgerechnet hätte. Das letzte Angebot der Gewerkschaft war eine Arbeitszeitverkürzung von vier Tagen, die auf Geldwert umgerechnet rund 4,5 Millionen Euro ausmacht. Doch die Unternehmensvertreter lehnten dieses Angebot ab, da die Sparwirkung nicht schnell genug einträte.

Die Situation ist verfahren, da FSC keineswegs in einer Zwangslage steckt. Während der Marathonsitzung waren sich alle einig, dass FSC Schwierigkeiten habe, sodass die "Sanierungsklausel" des neuen Tarifvertrags auch nicht gälte. Diese Klausel besagt: Nur wenn es einem Unternehmen schlecht geht, kann die festgelegte Tariferhöhung des Gehaltes neu verhandelt und beispielsweise verschoben werden.

Nun werden in den nächsten Tagen und Wochen die Verhandlungen auf betrieblicher Ebene fortgesetzt.

www-fujitsu-siemens.de

www.igmetall.de

ComputerPartner-Meinung:

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Treu diesem Spruch versucht FSC, die Kostenbremse zu ziehen, bevor es zu ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten kommt. An sich ist das eine gute Sache. Verständlich aber auch, dass die Mitarbeiter ohne jegliche Absicherung keine Zugeständnisse machen. Das Beispiel HP ist noch zu frisch in Erinnerung. Da hatten im Frühjahr 2001 über 80 Prozent der Mitarbeiter freiwillig auf eine Woche Urlaub verzichtet, um ihren Beitrag zur Jobsicherung zu leisten, aber dennoch wurden bald 300 Stellen abgebaut. Und das will doch wohl keiner bei FSC. (go)

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