Gute Aussichten für qualifizierte Händler: Der Markt für Netzwerk-Management boomt ohne Ende

02.02.1996
MÜNCHEN: Immer mehr Anbieter von Netzwerk-Managementlösungen tummeln sich auf dem expandieren Markt. Denn die wuchernden Netzwerke, bei denen die Kosten explodieren, müssen administriert werden, damit die strategische Ressource Daten tatsächlich zur Verfügung steht. Jetzt werden die Händler auf den Plan gerufen, um die Lösungen für verschiedenste Ansprüche und Netze zu verkaufen. Hier besteht nach Aussagen vieler Hersteller Nachholbedarf.Der Markt für Netzwerkmanagement boomt. So fassen übereinstimmend die Produktmanager aller Hersteller von Netzwerk-Managementlösung die derzeitige Situation in diesem Marktsegment zusammen. Eindrucksvoll bestätigt werden sie durch die Zahlen, die alljährlich von Marktforschungsunternehmen für diesen Bereich vorgelegt werden. So vermeldet beispielsweise die International Data Corporation (IDC) für 1994 eine weltweite Zunahme der installierten Basis von Managementsoftware für Lokal Area Networks (LANs) von 65,8 Prozent, für 1995 54,8 Prozent und prognostiziert weitere jährliche Zunahmen in der Größenordnung von 30 Prozent und höher. Allein in Europa wurden 1994 laut Marktforscher Dataquest für lokale Netzwerkkomponenten insgesamt fünf Milliarden Dollar ausgeben, 1996 sollen es - Telekommunikationsanbindungen ausgenommen - sechs Milliarden Dollar sein.

MÜNCHEN: Immer mehr Anbieter von Netzwerk-Managementlösungen tummeln sich auf dem expandieren Markt. Denn die wuchernden Netzwerke, bei denen die Kosten explodieren, müssen administriert werden, damit die strategische Ressource Daten tatsächlich zur Verfügung steht. Jetzt werden die Händler auf den Plan gerufen, um die Lösungen für verschiedenste Ansprüche und Netze zu verkaufen. Hier besteht nach Aussagen vieler Hersteller Nachholbedarf.Der Markt für Netzwerkmanagement boomt. So fassen übereinstimmend die Produktmanager aller Hersteller von Netzwerk-Managementlösung die derzeitige Situation in diesem Marktsegment zusammen. Eindrucksvoll bestätigt werden sie durch die Zahlen, die alljährlich von Marktforschungsunternehmen für diesen Bereich vorgelegt werden. So vermeldet beispielsweise die International Data Corporation (IDC) für 1994 eine weltweite Zunahme der installierten Basis von Managementsoftware für Lokal Area Networks (LANs) von 65,8 Prozent, für 1995 54,8 Prozent und prognostiziert weitere jährliche Zunahmen in der Größenordnung von 30 Prozent und höher. Allein in Europa wurden 1994 laut Marktforscher Dataquest für lokale Netzwerkkomponenten insgesamt fünf Milliarden Dollar ausgeben, 1996 sollen es - Telekommunikationsanbindungen ausgenommen - sechs Milliarden Dollar sein.

Der Grund für die außerordentliche Zunahme von Netzwerk-Management-Software liegt auf der Hand: Die Zahl lokaler Netzwerke (LAN), worunter hier Rechnernetze verstanden werden, in denen verschiedene Komponenten wie PCs, Hubs, Router und Bridges sowie Terminals, Workstations - meist unter Unix laufend - zu einem Verbund mittels Ethernet, Token Ring und FDDI zusammengeschlossen sind, nimmt laufend zu. Allerorten wird die EDV-Landschaft dezentralisiert und jedes Unternehmen, von der kleinen Anwaltskanzlei, die gerade dabei ist, vier PCs und drei Laptops zu vernetzen, bis hin zum TK-Konzern, der Dutzende von LANs betreibt, steht vor der Aufgabe, die installierten DV-Systeme integrieren, kontrollieren und überwachen zu können. Dahinter steckt grundsätzlich der vielzitierte Kostendruck und die Maßgabe aller Firmen und Unternehmen, die strategische Ressource Information profitabel nutzen zu können. "Selbst kleinste Netze benötigen mittlerweile Netzwerk-Management", skizziert bündig Dr. Harald Schmidt, Produkt Manager für Netzwerke bei IBM in Stuttgart.

Um ein optimales Netzwerk-Management zu erreichen, werden als grundsätzliche Anforderungen an ein Netzwerk-Management genannt: Fehlermanagement, Konfigurationsmanagement, Sicherheitsmanagement, Performance- und Abrechnungs-Management (Siehe auch Artikel links). Erst wenn eine Lösung diese fünf Parameter erfüllt, kann ein Unternehmen davon ausgehen, daß es sein Netz - mit Ausnahme der Front-end-PCs - im Griff hat. Allerdings kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn neben den technologischen Kategorien für Netzwerk-Management auch organisatorische Unternehmensmodelle berücksichtigt werden, die von businessgetriebenen Zielsetzungen wie etwa einem angestrebten Informationsvorsprung bestimmt sind.

Der Markt: 1. Kosten

Die Dringlichkeit von Netzwerk-Management belegen Untersuchungen bei deutschen Unternehmen. Ihr Resultat: Den Unternehmen wachsen die Kosten für ihre seit Anfang der 90er Jahre installierten dezentralen und nicht mehr Mainframe-basierenden Netze über den Kopf. Zirka 60 Prozent der Kosten für Netzwerke entfallen heute auf deren Administration und Support; während die Anschaffung von Netzen inklusive Hard- und Software zirka 15 Prozent ausmacht. Eine Änderung dieser Kostenstruktur ist laut einer Studie der Gartner Group nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Installation immer weiterer leistungsfähiger PCs und speicherintensiver Software sowie die physikalische und logische Ausweitung von Netzen - stellvertretend seien hier virtuelle Netze und Groupware-Applikationen genannt - läßt kein Ende des Kostenumfangs erwarten.

Dezentrale Netze sind teuer, ganz entgegen den Kostensenkung versprechenden Prognosen, die im Zusammenhang mit dezentralen Netzen und dezentraler Datenhaltung gemacht wurden. "Man hat erwartet, daß dezentrale Konzepte Preisvorteile bieten. Doch das war ein Irrtum", blickt Martin Kellner, Business Developement Manager Europe für Open View bei der Hewlett-Packard GmbH in Böblingen, selbstkritisch auf die Zunft der Hard- und Software-Anbieter zurück. Hinzu kommt, daß viele Unternehmen, beflügelt von der Client-Server-Euphorie seit Anfang der 90er Jahre, zwar in Netze investierten, doch die ebenso notwendige Investitionen in die Verwaltung der Netze vernachlässigten. So entfallen von den Gesamtinvestitionen in Netzwerke, die deutsche Unternehmen im Jahr 1994 tätigten, gerade drei Prozent auf Sicherheits- und Verwaltungssysteme. Eine paradoxe Situation angesichts dessen, daß Klagen über ausfallende Netze und deren Kosten zum festen Bestandteil unternehmerischen Gejammers über die Netze gehören.

Gleichzeitig ist klar, daß die Kosten für Netzwerk-Management erheblich zu Buche schlagen. Das gilt nicht nur für die Anschaffung, die etwa ein Viertel der Kosten ausmachen, die jährlich bei einem Netz anfallen, sondern auch für Wartung, Administration und sogenannte versteckte Kosten. So errechnete die Gartner Group, daß zirka 33 Prozent für Support, etwa 13 Prozent für Administration ausgegeben werden müssen. Weitere 27 Prozent entfallen auf versteckte Kosten, beispielsweise für die akute Fehlersuche beim PC durch einen Mitarbeiter. "Die Realität der Netzwerklandschaft in Deutschland ist oftmals schlimmer, als man es überhaupt in Worte fassen kann", steht deshalb für Dr. Franz-Joachim Kauffels, Unternehmensberater und Autor zahlreicher Bücher über Netzwerke, fest. Infolge dessen erscheint auch die - meist interessengeleitete - Behauptung vieler Hersteller nicht zuweit hergeholt, daß in nahezu allen deutschen Unternehmen ein gewaltiger Nachholbedarf an Tools und Lösungen für Netzwerk-Management besteht. "Die nächsten 24 Monate werden aufregend, da die mittleren Unternehmen handeln müssen. Sie wollen ihre Netzinfrastruktur endlich im Griff haben", greift Kellner eine Zielgruppe stellvertretend heraus.

2. Produkte und Lösungen

Die Konsequenzen aus dieser Situation und der Nachfrage nach Lösungen haben die Hersteller von Netzwerk-Management-Lösungen längst gezogen. Die Menge der Tools und Lösungen für Netzwerk-Management sind Legion; eine grobe Zählung, die gewiß nicht alle Angebote berücksichtigt, ergab über 100 verschiedene Lösungen für PCs, Unix und Lokale LANs. Das Angebot reicht von kleinen Tools, mit denen die Softwarelizenzen im PC-Netz verteilt werden können, bis hin zu kompletten Lösungen für heterogene Netze in der Größenordnung von 10.000 Knoten und mehr. Damit soll in das historisch gewachsene "Chaos der meist heterogen Netzwerke Ordnung gebracht werden", so Kauffels, und die Unternehmen dem einhellig verlangten Ziel näherkommen, die - verteilten - Ressourcen in ihren Netzen kostengünstig zu managen zu können.

Lokale Netze (LAN)

Grundsätzlich muß bei den Netzwerk-Management-Lösungen unterschieden werden, auf welchen Standards sie aufsetzen und in welchen Netzen sie eingesetzt werden sollen. Des weiteren, ob sie integriert sind, also plattformübergreifend eingesetzt werden können.

1. Das PC-LAN

Grundlage von PC-LANs, die konservativ erst bei 20 installierten PCs (Office Networks) diese Bezeichnung erhalten, sind (Fast-)Ethernet, Token Ring (IBM) und FDDI. Als Netzwerk-Betriebssystem behauptet sich Novells Netware mit über 65 Prozent Markanteil bis heute. Daneben rangieren IBMs LanServer und Banyan Vines, beide mit zirka zehn Prozent. Der Anteil von Microsofts Windows NT beläuft sich mittlerweile auf zirka acht Prozent. Diese Betriebssysteme bieten auf der Basis eines Servers Netzverwaltung an. Aber das bedeutet, daß nur die Betriebsmitttel, die der Server bereitstellt, administriert werden können, also etwa File- und Printdienste. Die PCs selber, gleich ob unter DOS, Windows, OS/2 oder dem Macintosh-Betriebssystem laufend, werden dadurch keineswegs transparent.

Um auch die PCs, die unter diesen Betriebssystemen laufen, von einem Server aus zu verwalten, bieten viele Hersteller Administrations-Tools, beispielsweise Metering-Tools, um Softwarelizenzen oder den Datenverkehr zu überwachen oder Inventory-Tools für die Inventarisierung der Hardware, und komplette Lösungen an. Bei den in der Regel leicht zu installierenden Tools ist das Angebot nicht zu überblicken, sie werden meist über den Fachhandel vertrieben und dort auch bekannt.

Unter den Komplettangeboten, deren Implementierung, Wartung und Support ohne Schulung unmöglich ist, ragen unter anderem HP Open View für Windows, das in verschiedenen Bezeichnungen von OEMs ebenfalls angeboten wird, Intels LANDesktop und Novells ManagWise 2.0 hervor. Aber auch IBMs LAN-NetView für OS/2-Netze, Microsoft SNMP und Castle Rocks SNMPc spielen im Konzert der Anbieter mit.

Allen genannten Lösungen gemeinsam ist, daß sie mittels des SNMP-Netzwerk-Mangementprotokolls (Simple Network Mangement Protocol) und eines TCP/IP-Protokollstacks (Transmission Control Protocol/Internet Protocol), Standardfunktionen des Netzwerk-Managements für PC-LANs bieten. Ihre Verbreitung entspricht der von PC-LANs: Zirka die Hälfte aller Netzwerk-Management-Lösungen laufen unter Windows. Vergleichsweise kostengünstig ist auch ihre Anschaffung, die zwischen zirka 1.500 und maximal 9.000 Mark liegt.

2. das Unix-LAN

De-facto-Standard ist hier TCP/IP, der den Datenaustausch zwischen den Unix-Maschinen ermöglicht. Allerdings muß bemerkt werden, daß reine Unix-Netze selten anzutreffen sind und überdies durch die über 15 Unix-Derivate, die sich am Markt tummeln, dann doch so rein nicht sind. Sogenannte Offene Systeme, die durch ein System miteinander verbundener Datenendsysteme gekennzeichnet sind, gelten statt dessen als Standard in den TCP/IP-Welten. Das heißt: Unix-Systeme, verbunden mittels LAN-Komponenten wie Hubs, Router, Brücken und Gateways, tauschen Daten aus.

Als Netzwerk-Mangement-Lösungen sind hier vor allem zu nennen: HPs Open View mit zirka 34 Prozent installierter Basis, dicht gefolgt von SUNs Solstice mit zirka 32 Prozent. Aber auch Cabletrons Spectrum mit elf Prozent, IBMs NetView für AIX, mit dem neuerdings das proprietäre Netview der Digital Equipment Corporation (DEC) zusammenging, und SNIs Transview, das bisher nur in Deutschland gewichtig ist, spielen hier eine wichtige Rolle. Unix-Netzwerk-Managemensysteme kosten ab zirka 20.000 Mark aufwärts, nicht gerechnet die Hardware, die schnell die 200.000-Mark-Grenze erreichen.

3. Das heterogene LAN

"Kaum jemand hat heute homogene Netze, es sei denn in Netzen mit weniger als 20 PCs", schildert Lubor Ptaceck, Produkt Marketing Manager für Mobile Computing bei der Novell GmbH in Düsseldorf, die Netzlandschaft - nicht nur - in Deutschland. Deshalb war es um so wichtiger, daß für heterogene Netze, die derzeit die Realität innerhalb der meistens Unternehmen kennzeichnen, Standards geschaffen wurden oder zu De-facto-Standards wurden.

Als deren wichtigste Vertreter haben sich das OSI-Referenzmodell (Open Systems Interconnection) mit den CMIP/CMIS-Protokollen (Common Management Information Services respektive Protocols) und SNMP etabliert. Letzteres, das mittlerweile die weiterentwickelte Version SNMP II erfahren hat, stammt aus der Unix-Welt (TCP/IP) und bildet nach den Worten Kauffels' "die heute einzig zur Verfügung stehende Möglichkeit zur Beobachtung und Steuerung einer heterogenen Multivendor-Umgebung". Es bildet die Grundlage der Zusammenarbeit der Komponenten und beinhaltet SNMP-Manager (Netzwerk-Mangagement-Programm), SMI (Structure of Management Information), worin die Regeln für Struktur und Beschreibung der Standard-MIB (Management Information Base) dargelegt sind, sowie den Standard MIB selbst. Das OSI- Referenzmodell beschreibt die Konzepte, die für die Managementfunktionen im Netz notwendig sind. Auch in diesem Bereich sind zahlreiche Lösungen zu finden. Doch ebenso lassen sich einige Lösungen herausfiltern - gemäß der Devise von Unternehmensberater Kauffels: "Ich als Händler würde mich an Lösungen von Marktführern halten" sowie der Modularität der Lösungen. Letzteres spielt bei der Verbreitung der Lösungen eine wesentliche Rolle, da nur ein modulares System dem Anwender erlaubt, gemäß seinen Bedürfnissen Pakete zusammenzustellen und, auf diesen aufbauend, dem wachsenden Netz weitere Funktionen hinzufügen zu können.

Es sind also unter anderem zu nennen: Bay Networks Optivity mit einem Markanteil von weltweit 35,5 Prozent, Cabletron mit Remote LanView bei knapp über 20 Prozent Marktanteil, HPs Open View mit etwa 13 Prozent, Transcend von Netzwerkanbieter 3COM mit zirka 12 Prozent und Cabletrons Spectrum mit elf Prozent. Ebenso sind auch hier SUNs Solstice, IBMs NetView für AIX und SNIs Transview zu nennen.

Qualifikation der Händler: 1. Technik

Nun sind alle diese Lösungen und Tools wie in jedem Marktbereich von den Gesetzen des Marktes bestimmt. Und diese lauten für große und kleine Anbieter: Stetig fallende Preise für Hard- und Software bei immer rascher verfügbare Neuentwicklungen und Updates. Kurz, Abnahme des Ertrags bei physikalischen Komponenten, und umgekehrt wachsender Bedarf bei Administration und Support, also die gegenläufige Tendenz bei Beratungsleistungen. Die Folge: Alle Hersteller versuchen, ihre Kanäle zu verbreitern und über Händler ihre Kundenbasis zu vergrößern. Ganz gleich, wie bisher die Kundenstrategie aussah, bei Netzwerk-Management ist ein eindeutiger Ruf nach Händlern festzustellen. Deshalb finden sich Partnerprogramme, entwickelt und abgestimmt auf Händler, mittlerweile bei allen Herstellern von Netzwerk-Managementlösungen, heißen sie nun etwa HP, Intel, Novell, SNI oder SUN. Anzumerken gilt hier, daß lediglich die Firma SUN, die sich selbst als Technologieanbieter verstanden haben möchte, seine Produkte ausschließlich über den Handel vertreibt. Alle anderen Unternehmen sind auch im direkten Kanal tätig.

Ihre Aktivitäten im indirekten Vertrieb haben einen eindeutigen Zweck: Das technisches Know-how und die kundenspezifische Kompetenz der Händler auch in diesem Bereich zu aktivieren beziehungsweise auszubilden und damit den profitablen Markt für Netzwerk-Management zu vergrößern beziehungsweise zu durchdringen. "Unser Programm soll sicherstellen, daß wir und unsere Partner in diesem Bereich erfolgreich sind", erklärt Wolfgang Drespling, Produkt Manager für Softwaretechnologie bei SUN in Grasbrunn bei München. In das gleiche Horn stößt HP-Manager Keller: "Der springende Punkt ist die Unterstützung durch den Händler. Dieser Trend ist eindeutig: Kleinere und mittlere Unternehmen gehen am liebsten zu den Händlern."

Alle Partnerprogramme der großen Hersteller wie HP, Novell, SUN oder SNI, zielen auf eine intensive technische Qualifikation der Händler ab. Die Schulungen, die über autorisierte Schulungscenter erfolgen und mit einer Zertifizierung abschließen, sind zeitaufwendig.

Des weiteren ist klar: Ein Händler, der sich für Netzwerk-Management entscheidet, bindet sich in der Regel langfristig an einen Hersteller. Da es aber auch umgekehrt der Fall ist, steht am Anfang der Zusammenarbeit zunächst der Nachweis des Händlers, sich binden zu wollen und zu können. Standard ist hier, daß er Referenzen im Netzwerkbereich nachweisen muß. Bei HP geschieht das über den Nachweis von Windows NT- und Netware-Erfahrung; bei SUN sind naheliegenderweise Unixerfahrung ausschlag-gebend. "Wichtig ist nicht die Größe des Händlers, sondern sein Know-how. Gerade kleinere Firmen in der Größenordnung von 20 bis 30 Leuten haben hier oft viel Know-how", berichtet SUN-Manager Dresspling. Daß auch Händler "von der grünen Wiese" aus in das Geschäft einsteigen können, kommt selten vor. "Ich erinnere mich lediglich an zwei Beispiele" erklärt Karola Franz von SNI.

2. Consulting

Da Netzwerkmanagement nicht nur die technische Komponente eines Netzes betrifft, sondern in dem gleichen Maß die Unternehmensprozesse selbst, fordern viele Hersteller auch in diesem Bereich Kompetenz von den Wiederverkäufern. Es liegt auf der Hand, daß in der Regel gerade kleinere Händler diese nicht oder nur sehr rudimentär besitzen. In den Vertriebskonzepten der Hersteller finden sich jedoch kaum Ansätze, diese Defizite durch Schulungen zu beheben. Hier ist der Händler ganz offensichtlich selbst gefragt, sich das entsprechende Know-how anzueignen. Einen anderen Weg skizziert Straess so: "Händler mit bis zu zehn Mitarbeitern müssen mit anderen zusammenarbeiten", erklärt er. Daß bei komplexeren Installationen Zusammenarbeit mit Consultingfirmen an der Tagesordnung ist, steht auch für SUN-Manager Drespling fest. "Hier bringen oft größere Partner kleinere ins Boot", erklärt er. Dabei werden mögliche Konflikte in Kauf genommen. "Natürlich kann es hier vorkommen, daß man einander in die Quere kommt. Das ist unvermeidlich", erklärt IBM-Manager Schmidt.

Doch vor allen Konflikten steht die Anforderung an die Händler, ihre eigene Beratungskompetenz realistisch einzuschätzen. "Die Anwender haben in der Praxis ein sicheres Gefühl dafür, wer hier beraten kann", beruft sich HP-Manager Keller auf seine Erfahrung.

3. Support, Wartung und Folgegeschäfte

"Der Händler muß über die Infrastruktur eines Netzes Bescheid wissen, um Geld verdienen zu können. Wer beispielsweise nur Netware beherrscht, muß sich umsehen", erklärt Michael Straess, Geschäftsführer bei der Münchener MacAffee GmbH, die diverse Tools für Netzwerk-Management anbietet. Zwar ist sich Straess sicher, daß "jeder Teilbereich des Netzwerk-Managements ein 100-Millionen-Dollar-Bereich ist", weshalb der Markt auch noch "offen für viele Händler ist", aber er gibt auch zu bedenken, daß eine der wesentlichen strategischen Aufgaben der Händler ist, "sich in einem Teilbereich des Netzwerk-Managements zu spezialisieren." Dies gilt gerade für die Menge der kleineren Händler, die mit zehn bis 15 Mann nicht die Man-Power haben, pro Projekt ein bis zwei Techniker für die Dauer von einem halben Jahr abzustellen. "Auch das untere Segment ist profitabel", verspricht Straess.

Trotzdem sind sich alle Hersteller darin einig, daß für Händler, die sich intensiv Know-how angeeignet haben, die Sektoren Support und Wartung profitabel ist. Deshalb muß der Händler dafür sorgen, daß vertraglich festgelegt ist, daß er nach der Implementierung die oft zeit- und kostenintensive Wartung und Support übernimmt - und nicht eine Outsourcing-Firma auf den Plan tritt. "Für Systemintegratoren und Systemhäuser rentiert sich der ganze Bereich auf jeden Fall", ist sich SNI-Managerin Franz sicher.

Wie wichtig Herstellern der Support ist, wird schnell dadurch klar, denkt man daran, daß die Neuakquisition von Kunden gerade auch davon abhängt, wie effektiv und erfolgreich der Support ist. "Ein Produkt in diesem Bereich ist nur so gut wie es im Betrieb unterstützt wird", faßt Kellner zusammen.

Infolgedessen kann nur der erfolgreiche Händler sich sicher sein, daß er Folgegeschäfte generieren wird. "Angesichts der Probleme, die Anwender mit ihren Netzen haben, spricht es sich herum, wenn ein Netz zur Zufriedenheit des Anwenders funktioniert", weiß Kellner.

4. Outsourcing

Ein weiteres lukratives Betätigungsfeld für Händler verspricht das Outsourcing von Netzwerkmanagement zu werden. Marktforscher sind sich einig, daß gerade vernetzte PCs, was Administration und Wartung anbelangt, die höchsten Zuwachsraten aufweisen dürften. "Neben Projekt und Beratung stellen Support und Outsourcing die lukrativen Geschäftsfelder dar, die auf den Händler warten", erklärt Karola Franz, Marketing Managerin für Transview bei der Siemens-Nixdorf in München. Dessen ist man sich auch bei Novell gewiß. "Der Fachhändler wird zum Leistungsanbieter, der von seinem Standort aus die Netzwerke seiner Kunden administriert. Und es ergibt sich ein neues Betätigungsfeld: "Online-Dienste sind stark im Kommen", erklärt Novell-Manager Ptacek.

Ausblick: 1. Marktbereinigung

Übereinstimmend halten Hersteller und Analysten dafür, daß der Markt für Netzwerk-Management sich konsolidieren und es eine Bereinigung geben wird. "Neue Lösungen, beispielsweise von Novell und Microsoft, werden ins Spiel kommen. Außerdem werden die Preise für Software fallen, infolgedessen wird der Wettbewerb in diesem lukrativen Markt immer härter. Wer hier keinen langen Atem hat, fällt raus", ist sich Kellner sicher. Als zentrales Differenzierungsmerkmal nennen alle Hersteller den Integrationsaspekt der eingesetzten Lösungen. "Es genügt nicht, die Tools zu haben, sondern man muß sie auch lösungsspezifisch einsetzen können. Wenn ich 100 gute Tools anbiete, ein anderer aber ein integrierte Lösung, wird der Anwender sich aus Gründen der Wartung für die integrierte Lösung entscheiden", erklärt Bernd Neumann, Netzwerkmanager bei Intel in München. Ebenso sieht es Horst Leber, technischer Leiter für System-Managementprodukte bei CA in Darmstadt: "Der Anwender sucht zuerst nach einer vertikalen Lösung, womit er Netz und Betriebssystem in den Griff bekommt. Nur dann ist sein Managementsystem wirtschaftlich", erklärt er.

2. Systemmanagement

Unter Systemmanagement, das historisch dem Netzwerk-Management folgt, versteht man die zentrale Administration der Netzwerkinfrastruktur, der Betriebssysteme, Datenbanken und Applikationen. Verkürzt heißt das: Die Endgeräte und Server im Netz sollen ebenfalls administriert werden können. Der Grund: Einer Gesamtschau auf das Netz, wie sie mit der Vielzahl der Komponenten, die in LAN-Abteilungen und -Filialen sowie WANs eingesetzt wurden, auf die Tagesordnung kam, genügt Netzwerk-Management nicht. Da aber erst das Zusammenspiel der physikalischen und logischen Komponenten im Netz erlaubt, das gesamte Verhalten des Netzes zu kontrollieren und steuern, stellt System-Management die nahe Zukunft der Administration von Netzwerken dar. Allerdings ist diese Anwendung, was Hard- und Software betrifft, teuer; außerdem gibt es bisher keine unabhängige Standardarchitektur, so daß die Entscheidung für eine Lösung in der Regel abhängig ist von den herstellerspezifischen Komponenten.

Unter den Anbietern sind aufzuzählen HP mit OpenView, IBM mit SystemView, Unicenter von CA, TME von Tivoli, IMS von Bull, Transview von SNI und Polycenter von DEC, eine Portierung von IBMs Netview 6000 auf DEC-Betriebssysteme. Unter den Lösungen, die große Netzkomponentenanbieter anbieten, sind unter anderem zu nennen Spectrum von Cabletron, Transcend von 3Com und Optivity von Bay Networks. Allerdings funktionieren diese Lösungen über für Netzwerk-Management typische Standardfunktionen hinaus am besten dann, wenn die Komponenten der jeweiligen Hersteller benutzt werden. Da das für viele Anwender nicht befriedigend ist, da sie sich extrem an den jeweiligen Hersteller binden, geht die Tendenz dahin, herstellerunabhängige Plattformen anzubieten.

3. Intranet und Remote Access

Der Internet-Boom führt im Netzwerk-Bereich mit sich, daß firmeninterne Anbindungen über Internet (man spricht dann vom Intranet) zunehmend Standard in LANs werden. Gleichzeitig werden für kommerzielle Angebote wie Electronic Banking entsprechende Werkzeuge nötig. Da Marktforscher davon ausgehen, daß Ende der 90er Jahre zirka 100 Millionen Internet-Benutzer registriert sein werden, werden Intranet Operating Systeme an der Tagesordnung sein. An geeigneten Werkzeugen dafür wird unter Hochdruck gearbeitet. Aber auch die einfache Anbindung an das Internet stellt eine Herausforderung dar, die für Händler ein weiteres Geschäftsfeld ergibt. Denn hier warten Dienstleistungsangebote wie Remote-Schulung und Support auf ihre Realisation. Dazu kommt, daß Outsourcing von Netzwerk-Management in immer größerem Umfang interessant wird, da "jedes Unternehmen sich überlegt, wie es seine interne Unternehmensstruktur optimieren kann. In vielen Fällen könnte es sein, daß der Fachhändler, der das Netzwerkmanagement bereits installiert hat, auch dessen Administration on-line übernimmt", skizziert Ptaceck das Betätigungsfeld.

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