IT-Sicherheit: das Thema dieses Jahres

20.04.2000

Wie die vergangene Woche in München abgehaltene RSA-Konferenz bestätigte, steht das Thema IT-Sicherheit ganz hoch im Kurs - und das nicht nur bei den Anwendern in den Unternehmen, sondern auch beim Fachhandel. Immerhin nahmen fast 800 Fachleute an dem von der RSA Inc organisierten Treffen teil. Davon zeigte sich der Veranstalter selbst überrascht - überfüllte Konferenzräume und überforderte Mitarbeiter waren untrügliche Zeichen dafür.

Es scheint sich also die Prophezeiung zu bewahrheiten, dass mit Ende der Jahr-2000-Hysterie endlich Ressourcen frei werden für massive Investitionen in DV-Sicherheit. Davon zeugen die glänzenden Geschäftsabschlüsse einiger IT-Sicherheitsanbieter, etwa von RSA Inc, Axent oder Checkpoint Software. Doch eines bleibt klar: Die angepeilten Wachstumsziele können diese Unternehmen keinesfalls allein verwirklichen, hierfür brauchen sie starke Partner. Denn die vorwiegend in den USA beheimateten Softwerker verfügen oftmals nur über eine kleine Vertretung in Deutschland und müssen daher fast zwangsläufig auf qualifizierte Partner zurückgreifen. Nur diese VARs können rasch genug beim Kunden auftauchen, um ihm bei Problemen zu helfen. Umso mehr überrascht es, dass bei einigen der großen Systemhäuser die Quartalsabschlüsse deutlich unter den Erwartungen geblieben sind. Anscheinend haben diese Dienstleister ihren Fokus nicht deutlich genug auf IT-Sicherheit gelegt, oder deren Kunden sind bereits mit allen notwendigen Produkten eingedeckt.

Falls tatsächlich Letzteres zutreffen sollte, bliebe für den Wiederverkäufer immer noch genügend zu tun. Erst mit Zusatzleistungen kann er nämlich das ganz große Geld machen. Wenn auch die Installation einer Firewall schnell vonstatten geht, ergeben sich beim Kunden im Laufe der Zeit doch immer wieder neue Anforderungen: Er möchte etwa Streaming-Daten durchlassen oder gewisse Chats erlauben. Da schraubt er eben selbst an der Firewall herum und wundert sich, wenn er nächste Woche gehackt wird. Hätte er doch nur ein Systemhaus mit der Wartung beauftragt! Hier kann der Fachmann dann doch noch aufspringen, die Firewall fein tunen und sich das Ganze teuer bezahlen lassen. Es folgen Kundenschulungen und Empfehlungen zum Kauf weiterer Produkte, etwa fürs "Intrusion Detection" (Aufspüren von Eindringlingen) oder auch für das Absichern des eigenen Netzwerks nach innen. Denn mehr als 75 Prozent aller Störungen werden von Insidern verursacht. Bekannt werden sie natürlich nur selten, denn welches Unternehmen gibt so etwas schon freiwillig zu?

An weitergehenden Argumenten für eine verbesserte DV-Sicherheitsstrategie wird es dem Fachhandel auf keinen Fall mangeln. Untersuchungen haben etwa ergeben, dass jede Mark, die durch Datendiebstahl verloren geht, durchschnittlich zehn Mark an geschäftlichen Folgeverlusten nach sich zieht. Im Zuge der fortschreitenden Vernetzung der Unternehmen miteinander - die Lieferkette vom Anbieter über den Partner bis hin zum Kunden wird nun vollständig im Internet abgebildet - gewinnt der Aspekt der Datensicherheit noch mehr an Bedeutung. Wenn hier Warenströme virtuell umgeleitet werden oder Zahlungen an falsche Konten gelangen, ist der Konkurs vorprogrammiert.

Dass der Markt für Netzsicherheit auch in den kommenden fünf Jahren mit Raten von jenseits der 50 Prozent jährlich wachsen wird, bestätigen die Studien der Marktauguren. So glaubt etwa Frost & Sullivan, dass allein in Europa dieses Jahr Sicherheitsprodukte für drei Milliarden Dollar verkauft werden. Eine erst kürzlich durchgeführte Befragung der Metagroup kommt gar zu dem Ergebnis, dass alle deutschen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern dieses Jahr knapp fünf Milliarden Mark in Sicherheitslösungen investieren werden. Ein Grund mehr für VARs, auf dieses lukrative Feld zu setzen. Ronald Wiltscheck

rwiltscheck@computerpartner.de

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