Mac OS versus Windows NT

26.11.1998

DÜSSELDORF: Apple ist mit der Mac-OS-Plattform nach wie vor der Platzhirsch im Publishingmarkt. Im Expertengespräch während der Düsseldorfer Macworld ging Christian Meyer, stellvertretender Chefredakteur von ComputerPartner, der Frage nach, inwieweit Windows NT 5.0 von Microsoft eine Konkurrenz für Apple im Desktop-publishing-Bereich darstellt."Unsere Kunden haben das Vertrauen in die Marke Apple verloren, als vor über einem Jahr unklar war, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Diejenigen, die damals zu Windows NT wechselten, sind damit gescheitert und nach dieser teuren Fehlentscheidung auf dem Weg zurück zu G3-Systemen." Reiner Deichmann, Vertriebsleiter Großkunden bei der Apple Computer GmbH in Feldkirchen, sieht Apple nach den Turbulenzen der letzten Jahre gerade im Publishing-Markt im Aufwärtstrend: "In diesem Bereich streben wir im nächsten Geschäftsjahr einen Umsatz von 3,6 Milliarden Dollar an, nachdem wir das abgelaufene Jahr mit 2,2 Milliarden Dollar abgeschlossen haben." Den Ansätzen von Microsoft, im Publishing-Markt mit Windows NT 5.0 Fuß zu fassen, sieht Deichmann gelassen entgegen: "Die Mac-Plattform ist die einzige und beste."

Susanne Bense, Prokuristin der Bense Computersysteme in Dortmund, hat sich mit ihrem Seitensprung zu Microsoft eher eine blutige Nase geholt. Seit 20 Jahren ist das Systemhaus Apple-Händler und hat sich vor zwei Jahren auch für Windows NT autorisieren lassen. "Die Entscheidung für NT fiel aus rein kaufmännischen Gesichtspunkten", sagt sie, "um nicht irgendwann feststellen zu müssen, daß wir am Markt vorbeiagiert haben." Mittlerweile hat die Prokuristin erfahren müssen, daß "Windows NT noch nicht den Ansprüchen des DTP-Marktes gerecht wird". Jetzt läuft der Vertrieb des Microsoft-Betriebssystems nur noch nebenher und wird nicht weiter forciert.

Seitsprung zu Microsoft bereut

"Die NT-Schwächen sind bekannt, aber die NT-Plattform ist de facto Industriestandard", kontert Dr. Klaus Gulden, Product-Manager Celsius Workstations bei der Siemens AG in Augsburg, und meint weiter: "Aus Fehlern kann man lernen. Wir haben das Ziel, mit unseren Celsius-Workstations die Plattform im DTP-Markt gesellschaftsfähig zu machen."

Anders als Fachhändlerin Bense hat Adobe es nicht bereut, sich neben Apple auch für den Softwareriesen entschieden zu haben. Adobe liefert seine Software seit mehreren Jahren ebenso in Versionen für Microsoft-Betriebssysteme. Uwe Kemm, Sales Director der Adobe Systems GmbH in Unterschleißheim, meint zwar auch, daß der Mac im Publishing-Markt die dominante Position habe, aber für den Gesamtmarkt sehen die Zahlen anders aus: "Weltweit macht Adobe mehr als 50 Prozent des Umsatzes mit der Windows-Plattform. In Deutschland sind es über 60 Prozent."

An der erklärten Produktstrategie von Apple scheiden sich dann doch die Geister. Deichmann räumt ein, daß Apple Lücken im oberen Bereich der Produktpalette hat, meint jedoch, daß die Kunden mit den Workgroup-Servern "zufrieden sind, weil sie leicht zu handhaben und preisattraktiv sind". Er stellt zwar "einen größeren Server vielleicht Ende nächsten Jahres" in Aussicht, aber High-end-Server werde es von Apple nicht geben. Sehr zum Bedauern von Händlerin Bense, die "manchmal auf einen NT-Server ausweichen muß, wenn ein Workgroup-Server für die Bedürfnisse großer Abteilungen in Unternehmen nicht ausreicht". (ak)

Zur siebten Macworld & Publishing Expo vom 12. bis 14. November auf dem Düsseldorfer Messegelände präsentierten rund 250 Aussteller auf 15.000 Quadratmeter plattformübergreifende IT-Lösungen und Produkte für die digitale Medienproduktion. Mit 35.500 Fachbesuchern, davon mehr als die Hälfte aus der Werbe- und Kreativbranche, wurden die Erwartungen des Veranstalters, der mit 37.000 Interessenten gerechnet hatte, nicht ganz erfüllt. Einige Aussteller waren erstmals mit eigenen Ständen vertreten, darunter Microsoft, Siemens, Silicon Graphics und Oki.

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