Mit freundlichen Grüßen ...

15.03.2001

ComputerPartner

Chefredaktion

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ADA-HAS IT Management AG

Vorstand

Herrn Arnhold August

Siemensring 54-56

47877 Willich

München, 12.03.2001

Sehr geehrter Herr August,

was macht eigentlich der Börsengang von ADA-HAS? Sollte der nicht schon längst stattgefunden haben? Jetzt ist es natürlich ein bisschen spät. Die äußeren Voraussetzungen könnten kaum schlechter sein. Stimmen denn wenigstens die internen Bedingungen? Was ist dran an dem Branchengeflüster, Sie hätten im vergangenen Jahr ordentlich Verluste produziert? Von mehreren Millionen Mark Miesen ist die Rede. Wenn das so ist, werden wir sicher noch eine Weile warten müssen, bevor ADA-HAS an der Börse ist.

Ich bin ohnehin nicht sicher, ob der Börsengang für ein Systemhaus wie ADA-HAS die beste Lösung ist. Wenn Sie und Ihre derzeitigen Mitaktionäre (also auch die beiden Versicherungsunternehmen Victoria und Signal-Iduna, die zusammen knapp 50 Prozent der Anteile halten) Geld brauchen, gibt es andere Möglichkeiten, die vielleicht besser geeignet sind.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein interessanter Vortrag ein, den ich vor kurzem gehört habe. Dieser Vortrag trug den Titel "Qualitätsanforderungen an Unternehmen aus Sicht eines Fonds-Managers". Der Referent hieß Wassili Papas und ist Fonds-Manager bei der Union-Investment-Gesellschaft mbH in Frankfurt. Papas schilderte, welche Bedingungen ein börsennotiertes Unternehmen erfüllen muss, damit eine Fonds-Gesellschaft in großem Stil Aktien dieser Firma kauft. Da spielen viele Dinge eine Rolle. Zum Beispiel muss das Unternehmen in einer Wachstumsbranche sein, es muss zudem ein starkes internes Wachstum ausweisen, es muss zu den Marktführern zählen, die Management-Qualität muss hoch sein und einiges mehr.

Bemerkenswert: An Firmen mit einem hohen Dienstleistungsanteil haben die Fonds-Gesellschaften kein sonderlich großes Interesse. Der Grund: Dienstleistungen sind zum einen nicht beliebig reproduzierbar und damit nicht massenproduktfähig, und zum zweiten sind Dienstleistungen personengebunden. Sie sind abhängig von der Qualität der Mitarbeiter und damit ein flüchtiges Gut. Lieber stecken die Fonds-Gesellschaften das Geld ihrer Kunden in Unternehmen, die "richtige" Produkte herstellen.

Für die IT-Systemhäuser, die an die Börse gehen wollen oder schon dort sind, ist das eine schlechte Nachricht. Denn es sind gerade Dienstleistungen, die sie aus guten Gründen (Profitabilität) ausbauen wollen. Nun zeigt sich: Was gut ist fürs Geschäft und die Bilanz, muss nicht auch gut sein für die Aktie. Denn wenn die Fonds-Gesellschaften nicht in die Aktie investieren, ist es schwierig, einen vernünftigen Kurs zu realisieren.

Welche Alternativen gibt es für ein Systemhaus, auch für ein kleineres? Den ganz normalen klassischen Verkauf des Unternehmens oder von Gesellschafteranteilen, neudeutsch: Private Equity. Schon rein finanziell stellt sich das Unternehmen besser. Während der Börsengang und seine Vorbereitung mehrere Millionen Mark verschlingen und anschließend jährliche Kosten für Investor Relations ab einer Dreiviertel Million Mark anfallen, verlangen Merger-&-Acquisitions-Firmen in der Regel eine Vermittlungsprovision von drei Prozent des Transaktionswertes. Bei einem Betrag von zehn Millionen Mark also 300.000 Mark. Interessierte Investoren gibt es zuhauf, wie man mir versicherte.

Klar, der Verkauf von Gesellschafteranteilen hinter verschlossenen Türen ist nicht so prickelnd wie ein Börsengang, und die Vorstände stehen nicht so häufig in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen (was auch ein Vorteil sein kann). Vielleicht können die Altaktionäre auch nicht so viel Geld einsammeln. Aber wenn es um die Firma geht und ihre Zukunft und nicht um das Glück der Altaktionäre oder Gesellschafter, ist der Börsengang öfter nur die zweitbeste Lösung.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie nach einer sorgfältigen Abwägung aller "Pros" und "Cons" die für das Unternehmen beste Entscheidung treffen und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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