Kampf gegen den Fachkräftemangel

Mittelstand setzt auf Mitarbeiterbindung

16.12.2011
Beim Talentmanagement in mittelständischen Unternehmen werden neue Zielgruppen oft vernachlässigt.
Gezielt die richtigen Mitarbeiter auswählen - das sollte im Zentrum von Rekrutierungsmaßnahmen stehen.
Gezielt die richtigen Mitarbeiter auswählen - das sollte im Zentrum von Rekrutierungsmaßnahmen stehen.

Der Fach- und Führungskräftemangel kostet den deutschen Mittelstand jährlich rund 33 Milliarden Euro an Umsatzeinbußen bzw. nicht realisierten Umsätzen. Der Mittelstand reagiert darauf mit einer nachhaltigen Personalstrategie: So ist derzeit das wichtigste personalpolitische Thema, gute Mitarbeiter an sich zu binden. 63 Prozent der Unternehmen messen der Mitarbeiterbindung eine große bzw. sehr große Bedeutung zu. Die Fluktuation der eigenen Mitarbeiter zu verhindern hat sogar eine höhere Priorität als neue Mitarbeiter zu rekrutieren: Recruiting ist mit 45 Prozent nur das fünftwichtigste Thema in mittelständischen Personalabteilungen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Talent Management im Mittelstand - mit innovativen Strategien gegen den Fachkräftemangel", an der sich 700 Firmen beteiligten. Die Studie wurde von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young in Kooperation mit der ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin erstellt.

"Mittelständische Unternehmen werden noch härter vom demografischen Wandel getroffen als die großen Konzerne, da sie über weniger finanzielle und personelle Ressourcen verfügen, mit denen sie Gegenmaßnahmen in die Wege leiten können," sagt Jens Maßmann, Managing Partner Performance & Reward bei Ernst & Young. Dennoch planen 29 Prozent der Unternehmen zukünftig ihr Budget für Rekrutierung sowie Mitarbeiterbindung und -entwicklung zu erhöhen, nur zehn Prozent werden ihre Talent-Management-Ausgaben in den nächsten drei Jahren senken. 27 Prozent der Umfrageteilnehmer planen Gehaltserhöhungen, um Mitarbeiter stärker an ihr Unternehmen zu binden.

Rekrutierungsmaßnahmen konzentrieren sich auf junge und regionale Talente

Trotz der geplanten Mehrausgaben und des neuen Schwerpunkts auf Personalmarketing verlassen die Unternehmen bei der Suche nach neuen Mitarbeitern kaum die gewohnten Pfade: Nach ihrer Rekrutierungsstrategie gefragt, geben 62 Prozent der Mittelständler an, es sei ihnen wichtig, frühzeitig junge Talente wie Schüler und Studenten zu identifizieren und für das Unternehmen zu gewinnen. 55 Prozent der befragten Unternehmen konzentrieren sich vor allem auf die Rekrutierung regionaler Mitarbeiter. Die zusätzliche Ansprache neuer Zielgruppen hat dagegen in den Unternehmen eine geringe Priorität: Nur 29 Prozent der Studienteilnehmer konzentrieren sich auf die Rekrutierung von Frauen, Migranten oder älteren Mitarbeitern, lediglich 20 Prozent sprechen gezielt potenzielle Kandidaten im Ausland an. "Dabei sind es gerade diese Zielgruppen, die Unternehmen nicht vernachlässigen dürfen, wenn sie auch zukünftig ihren Bedarf an neuen Mitarbeitern decken wollen. Nur die altbewährten Rekrutierungsmaßnahmen werden langfristig nicht mehr reichen", erklärt Maßmann.

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