Modifizierte B2C-Lösung überzeugt durch Branchenfokus

11.10.2001
Die Einkaufsplattform www.teapartner.com entstand auf Basis der Standardsoftware "Hybris Shop". Das Pilotprojekt fand sofort neue Interessenten.

Bereits 7.000 Zugriffe wies die Pilotseite www.teapartner.com auf, bevor sie öffentlich beworben wurde. Surfer nutzen das Angebot vorwiegend als Produktinformationssystem und als Katalogergänzung, detaillierte Anfragen und Verkäufe inbegriffen.

Erstellt hat die Einkaufsplattform das hanseatische Systemhaus WWE E-Commerce IT. Für den IT-Dienstleister sind Exportvorschriften, Ernährungsprobleme und Sprachdifferenzen keine Fremdwörter. Schließlich ist das Unternehmen aus einer Firma hervorgegangen, die seit 20 Jahren Software für den Außenhandel herstellt. Schon allein deswegen war das Systemhaus prädestiniert für die Teilnahme an einer Ausschreibung des Vereins Hamburger Exporteure, der eine Branchenlösung für den Außenhandel benötigte.

Bei der Auftragsvergabe stach die Gesellschaft mit ihrer Lösung nach eigenen Angaben immerhin ein Dutzend andere Bewerber aus. "Unsere Branchenkompetenz spielte dabei sicherlich eine große Rolle", vermutet Stefan Muhlack, geschäftsführender Gesellschafter der WWE E-Commerce IT GmbH. Doch auch die Erfahrungen der Hamburger im Webdesign und die dem Angebot zugrunde liegende Basissoftware überzeugten den Auftraggeber.

Hypris bestach durch Benutzerführung und Preis

Der hanseatische Dienstleister verfolgte die Idee, das Standardprogramm "Hybris Shop" an die Anforderungen des Außenhandels anzupassen. "Wir waren damals bereits Hybris-Partner und kannten das Produkt. Wir haben uns natürlich auch Konkurrenzlösungen angesehen", betont der IT-Experte.

Im Rennen waren unter anderem die Firmen Openshop und Silver-stream sowie diverse freie Tools. Auch eine komplette Eigenproduktion stand zur Debatte. Doch alle Varianten fielen aus Kosten- oder Leistungsgründen durchs Entscheidungsraster. Übrig blieb schließlich das Produkt Hybris Shop Global Edition. "Dieses Sys-tem erschien uns im Vergleich zu den anderen evaluierten Mitbewerbsprodukten in Bezug auf Benutzerführung und Preis-Leis-tungs-Verhältnis für B2C-Systeme als beste Lösung", begründet der Geschäftsführer seinen Entschluss.

Um aus dem Standard-E-Commerce-Programm eine standardisierte Außenhandelslösung zu produzieren, in der sich fast jedes Handelsgut abbilden lässt, wurde die gewählte Software in den folgenden Monaten auseinander genommen, umprogrammiert, erweitert und wieder zusammengesetzt.

Getestet wurde die neue Lösung "IETS Internet Export Trading Sys-tem" schließlich anhand verschiedener Pilotprojekte mit einer Hand voll Firmen aus diversen Gebieten des Außenhandels. Darunter befanden sich ein Autohändler, der 1,5 Millionen Produkte im Portfolio hat, eine Holding mit acht Tochterfirmen, vielen Niederlassungen und verschiedenen Produkten, eine Gesellschaft, die mit Investitionsgütern und Autoersatzteilen handelt, sowie die Firma Riensch & Held. Sie benötigte eine Plattform für den B2C- sowie den B2B-Vertrieb von Teefiltern.

40 Beschreibungsfelder pro Produkt möglich

Die unter www.teapartner.com im ersten Quartal 2001 online gegangene Site sollte auf alle Besonderheiten des Außenhandels sozusagen im Komplettpaket eingehen: Die Startseite bietet beispielsweise Zugangsmöglichkeiten zu diversen Absatzgebieten von Riensch & Held an. Hinter den Buttons USA, Japan, Europa und dem Rest der Welt verbergen sich verschiedene Märkte, Sprachen, Preisstaffeln, Währungen und Outfits. Die Liefer- und Zahlungsbedingungen sowie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind den Anforderungen der einzelnen Kunden angepasst. Ein Sales-Informations-System ermöglicht es Außendienstmitarbeitern in aller Welt, die Bestellungen ihrer Kunden aufzugeben. "Im Außenhandel wird sehr viel gereist", erzählt Muhlack, "die großen Kontrakte werden fast immer persönlich unterzeichnet."

Lediglich auf ein Finanzmodul verzichtete der Auftraggeber - der Verein Hamburger Exporteure und die Hamburger Wirtschaftsbehörde - im ersten Schritt des Pilotprojektes. Noch ist die Zahlungsabwicklung nur per Kreditkarte oder auf dem Bankenweg möglich. Das sei aber kein Problem, versichert der Außenhandelsspezialist. Denn die meisten in der Branche tätigen Firmen besäßen exzellente Kontakte zu verschiedenen Finanzinstituten.

Datenaktualisierung bereitet Probleme

Absolutes Muss der neuen Lösung waren hingegen eine Kontrakt- und eine Kontingentverwaltung. Zudem erweiterte der Dienstleister das Backoffice von Hybris auf fast den doppelten Umfang. Die Lösung ermöglicht es, eine unbegrenzte Anzahl von Kundenadressen zu hinterlegen, bietet ein schnelles Suchsystem und erlaubt bis zu 40 Beschreibungsfelder für das jeweilige Produkt. Sie lässt sich an verschiedene Waren, verschiedene Preise und verschiedene Designs anpassen.

Die Online-Features von Hybris Shop bauten die Entwickler von WWE E-Commmerce IT ebenfalls um, um B2B-Kunden schnelle Abschlüsse zu ermöglichen. "Wir wollten, dass sich der Anwender nicht lange mit der Benutzerführung aufhalten muss, sondern seine Daten sofort im Blick hat", erläutert Muhlack. Und das seien nicht gerade wenige. "Unser Sys-tem hält für Geschäftspartner in der Regel mehr Informationen bereit, als dieser in seiner eigenen Warenwirtschaftslösung gespeichert hat."

Manchmal mache diese Datenvielfalt beziehungsweise deren Aktualisierung auch Probleme, gibt der IT-Experte zu. Aus diesem Grund habe sein Unternehmen in einem Folgeprojekt von www.teapartner. com - der Kunde beliefert etwa 30.000 Geschäftspartner mit jeweils eigenen Preisen - eine neue Synchronisation seiner Informationsbestände entwickeln müssen.

Für Teapartner.com programmierte das Systemhaus zudem eine Lösung, die gleichzeitig B2B- und B2C-Geschäfte ermöglicht. Nachdem Riensch & Held in den verschiedenen Absatzgebieten unterschiedliche direkte und indirekte Vertriebsmodelle fährt, sollte ein möglicher Channel-Konflikt ausgeschlossen werden. Es musste garantiert sein, dass der Benutzer auf seiner Website nur die im jeweiligen Markt zugelassenen Produkte sehen kann. Dieses Problem löste der IT-Dienstleister mittels verschiedener Domainadressen. Jede Adresse führt zu einem eigenen Produktportfolio respektive zu einer eigenen Kundengruppe.

Auch CRM- und Content-Management-Features haben die Hamburger in der Pilotlösung zum Teil eingearbeitet. Darüber hinaus kann die Software an die ERP-Suite "Navision Financials" und "Obermeit Office Ready" angebunden werden. Über eine Standardschnittstelle steht sie auch weiteren Warenwirtschaftssystemen offen.

"Andere Tools und Datenmechanismen entwickeln wir gerade beziehungsweise befinden sich bereits in Produktion", erzählt Muhlack. Denn das Projekt IETS soll keine Eintagsfliege bleiben. Ein Folgeprojekt für die Firma Frozen Silicon bestach im Juli durch 350.000 Pageviews. Und nicht zuletzt verspricht ein Dutzend Nachfolgeaufträge auch dem IETS-Schöpfer WWE E-Commerce IT ein arbeitsreiches Geschäftsjahr. (cry/hei)

www.hybris.de

www.e-commerceit.de

www.teapartner.com

Solution Snapshot

Problemstellung: Zu entwickeln war eine standardisierte Außenhandelslösung, in der fast jedes Handelsgut abgebildet werden kann.

Lösung: Hardware: Linux-Webserver im Serverpark von WWE E-Commerce IT mit Providern wie Cable & Wireless und Nextra

Software: Hybris Shop Global Edition

Distributor: Direkter Kauf bei Hybris

VAR: Adresse: WWE E-Commerce IT GmbH

Eiffestraße 462

20537 Hamburg

Tel. 0 40/2 53 06 59-0

Fax 0 40/2 53 06 59-50

www.e-commerceit.de

Ansprechpartner: Stefan Muhlack, Geschäftsführender Gesellschafter der WWE E-Commerce IT GmbH

Kontaktaufnahme: Teilnahme an einer Ausschreibung, die zum Auftrag führte

Verhandlungsdauer: Die Ausschreibung lief über etwa zwölf Wochen. Der Dienstleister war bereits seit Dezember 1999 Partner von Hybris. Im Zuge des Projektes wurde die Partnerschaft ausgebaut.

größte Herausforderung: Facettenreichtum des Außenhandels

unerwartete Schwierigkeiten: Berechtigungskonzept für Logins

Projektdauer: neun Monate. Dazu kam die Ausschreibungsperiode.

Implementierungsdauer: zwei bis drei Tage bis zum Standard ohne Datenimporte

vom VAR aufgewendete Mannstunden: etwa neun Monate à 4,5 Personen

Kostenumfang des Projekts: etwa 20.000 Mark für www.teapartner.com. Die Entwicklungskosten des Gesamtprojektes betrugen rund 500.000 Mark.

Verhältnis Hardware/Software/Dienstleistung: 1:1:1

Der Betreiber von www.teapartner.com stellte die Hardware selbst. Der Dienstleister hostet das System online im eigenen Serverpark.

Service- und Wartungsverträge: Nachdem WWE E-Commerce IT die Lösung im eigenen Serverpark hostet, besitzt das Systemhaus auch den Servicevertrag.

Schulung: Einweisungsschulung dauerte zwei Tage.

Benefit für Kunden: standardisiertes Außenhandelsprogramm mit Kostentransparenz, modularer Aufbau der Software, niedrige Anpassungskosten aufgrund der Standardisierung, ständige Weiterentwicklung der Lösung

Benefit für VAR: Das Projekt bot die Möglichkeit, ein Produkt unter eigenem Brand (IETS Internet Export Trading System) zu verkaufen. Die Lösung wird auch vom Bundesverband des Deutschen Exporthandels vermarktet. Inzwischen hat der Dienstleister rund ein Dutzend verschiedene Außenhändler, Groß- und Einzelhändler als weitere Kunden gewonnen.

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