HP-Director Commercial & Consumer Channel Hartmut Husemann

"Nachhaltigkeit wird zum Kaufkriterium"

17.04.2023
Von Redaktion ChannelPartner
HP will bis 2030 das nachhaltigste und gerechteste Technologieunternehmen weltweit werden. Wie man dieses ambitionierte Ziel erreichen will, erläutert Hartmut Husemann, Director Commercial and Consumer Channel, HP Deutschland.

Seit dem Jahreswechsel gilt das neue Lieferkettengesetz. Welche Auswirkungen hat dieses Gesetzes für die Partner?

Hartmut Husemann: Mit der neuen Gesetzgebung erhält das Thema "Nachhaltigkeit" zusätzliche Aufmerksamkeit. Das ist sehr gut. Für HP und seine Partner ändert sich durch das Lieferkettengesetz allerdings kaum etwas.
Die Anforderungen der Gesetzgebung erfüllt HP bereits seit langem auf der Basis eigener Standards und Verhaltensanweisungen, die wir beispielsweise für unsere Lieferanten spezifiziert haben.
Basis unserer Vorgaben ist dabei der weltweit anerkannte Responsible Business Alliance (RBA)-Standard. Er enthält wesentliche Details des Lieferkettengesetzes.
Zudem integrieren auch Zertifikate wie "Blauer Engel" oder TCO-Certified bereits seit einiger Zeit unabhängige Kriterien für eine nachhaltige Lieferkette.
Bei HP setzen wir zudem seit langem auf eigene Audits mit eigenen Auditoren, mit denen wir die Einhaltung der Anforderungen selbst überprüfen.

Schon seit einiger Zeit spielt das Thema "Nachhaltigkeit" im vertrieblichen Alltag der Partner eine zunehmend ausschlaggebende Rolle bei Kaufentscheidungen - sei es bei Projekten oder Ausschreibungen. Was können sie als Hersteller tun, um die Partner hier optimal zu unterstützen?

Husemann: Wir bei HP tun eine Menge. Speziell aus diesem Grund haben wir HP Amplify Impact - eine Erweiterung unseres Partnerprogramms - gestartet. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeitsthemen. Mit dem Programm decken wir mehrere Bereiche ab.
Im ersten Schritt unterstützen wir unsere HP Amplify Impact Partner dabei, ihre eigene Strategie und Ziele zur Nachhaltigkeit zu entwickeln. Im Rahmen eines intensiven Assessments wird der aktuelle Status festgestellt und mögliche Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der Nachhaltigkeit gemeinsam mit dem Partner abgestimmt. Dies schließt auch gemeinsame lokale Aktivitäten mit ein.

Hartmut Husemann, Director Commercial and Consumer Channel bei HP Deutschland
Hartmut Husemann, Director Commercial and Consumer Channel bei HP Deutschland
Foto: HP Deutschland

Zudem enthält das Programm umfangreiche Schulungen und Trainings, in denen sich die Mitarbeiter des Partners qualifizieren und ihr Wissen erweitern können. Dabei geht es um weit mehr als reine Produktschulungen. Wir bieten vielfältige Unterstützung über Vertriebstools und für die Amplify Impact Partner zusätzlich durch unsere Kompetenzteams - beispielsweise bei der Beantwortung von Ausschreibungen. Nicht zu vergessen, das Angebot von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen sowie entsprechenden Recyclingprogrammen.

Welche Nachhaltigkeitskriterien werden besonders nachgefragt? Was sind für Ihr Unternehmen die wichtigsten Maßnahmen für nachhaltiges Handeln?

Husemann: Nachhaltigkeit ist bei HP bereits seit vielen Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Mittlerweile steht Nachhaltigkeit bei HP auf drei zentralen Säulen.
Einerseits geht es um den Schutz der Umwelt - um Kreislaufwirtschaft, den Schutz der Ressourcen sowie die Entwicklung und den Einsatz umweltfreundlicher Technologien, wie beispielsweise dem 3D Druck.
Zudem geht es um die soziale Nachhaltigkeit in der Lieferkette - den Schutz von Menschenrechten und gute Arbeitsbedingungen.
Die dritte Säule fokussiert auf Diversität und digitale Chancengleichheit - mit Programmen wie HP University und HP Life engagiert sich HP beispielsweise intensiv in der Bildung.
War der Begriff Nachhaltigkeit bis vor einigen Jahren vor allem mit dem Thema Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung verbunden, hat sich dies nicht zuletzt durch das neue Lieferkettengesetz in Deutschland endgültig verändert.

Für Außenstehende ist es mitunter schwierig einzuschätzen, ob Unternehmen wirklich nachhaltig agieren, oder sich nur ein positives Image geben wollen. Wie können Sie deutlich machen, dass es Ihnen wirklich ernst ist?

Husemann: Glaubwürdigkeit ist der Schlüssel. HP erstellt bereits seit Mitte der 90er Jahre seinen Nachhaltigkeitsreport, in dem wir konkrete Umweltziele kommunizieren und den Fortschritt dokumentieren. Dazu zählt beispielsweise das sehr ehrgeizige Ziel, bis 2030 das nachhaltigste und gerechteste Technologieunternehmen weltweit zu werden. Ein Grund, wieso HP freiwillig als eines der ersten IT-Unternehmen einen eigenen Report zum Thema "Menschenrechte" veröffentlicht.

Natürlich bieten wir interessierten Partnern und Kunden auch vor Ort die Möglichkeit, sich ein Bild über unsere Aktivitäten zu machen. In Deutschland haben beispielsweise schon einige Partner die Chance genutzt, sich in der Recyclinganlage für Tintenpatronen nahe Bamberg zum Thema Recycling ein eigenes Bild zu machen.
Wichtig sind zudem unabhängige Zertifizierungen und Bewertungen. Dazu zählen Umweltrankings wie das von Newsweek, bei dem HP 2023 erneut den ersten Platz vor anderen Global-Playern belegte, ebenso wie Umweltzertifikate. Der "Blauer Engel", die FSC-Zertifizierung für nachhaltige Papierwirtschaft oder Energiezertifikate wie EPEAT oder Energy Star sind ein guter Anhaltspunkt für die Verbraucher für eine nachhaltige Kaufentscheidung.

Beim Thema Nachhaltigkeit geht es sehr oft um Kreislaufwirtschaft und den Schutz von Ressourcen. Wie kann das speziell in der IT-Industrie mit ihren kurzen Innovationszyklen gelingen?

Husemann: Die Schonung von Ressourcen durch Recycling und Wiederverwendung ist aus unserer Sicht eine der wichtigsten Maßnahmen. Bereits in den 1960er Jahren hat HP damit begonnen, Lochkarten zu recyceln. Das HP Planet Partners Programm gibt es bereits seit 1991. Darin ist die Rücknahme all unserer Produkte, sowie das fachgerechte Recycling von Verbrauchsmaterialien geregelt.
Ein wesentlicher Bestandteil davon ist das Recycling von Tintenpatronen und Tonerkartuschen. Entsprechend bestehen unsere Produkte wie Drucker, Tintenpatronen und Tonerkartuschen zu einem immer höheren Anteil aus recycelten Materialien.
Und mehr noch: Mit Forest First und gestützt von den besten verfügbaren forstwirtschaftlichen Erkenntnissen, investieren wir beispielsweise in die weltweit wichtigsten Waldökosysteme, um sämtliches für den Druck verbrauchtes Papier, das ggf. nicht auf verantwortungsvolle Weise beschafft wurde, vollumfänglich auszugleichen.

Welche Möglichkeiten haben sie als Hersteller zudem, wenn es darum geht Produkte nachhaltiger zu machen?

Husemann: Bei HP gilt das Prinzip Nachhaltigkeit by Design. Das bedeutet konkret, dass wir Nachhaltigkeitsüberlegungen bereits beim Designprozess von neuen Produkten berücksichtigen. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz von recycelten Materialien.
Ein Beispiel: Durch den Einsatz modernster Tonertechnologie kann der Stromverbrauch mit modernen Laserdruckern deutlich reduziert werden. Eine verbesserte Reparierbarkeit von Produkten führt dazu, dass Geräte länger in Nutzung bleiben. Und mehr noch: Statt aus Holzfasern werden Paletten bei HP aus Stroh gerfertigt - einem Abfallprodukt in vielen asiatischen Staaten, dass ansonsten verbrannt wird.
Statt in quietschenden Styroporklammern sind HP-Produkte heute in Schutzverpackungen aus geformtem, 100 Prozent recycelbarem Zellstoff verpackt. Allein das hat zuletzt rund 214 Tonnen Plastikschaum eingespart.

Natürlich profitieren die Umwelt und die Menschen von umweltbewusstem und nachhaltigem Handeln. Doch ergeben sich dadurch tatsächlich zusätzliche Geschäftschancen für Ihre Partner?

Husemann: Auf jeden Fall. Die Nachhaltigkeit von Unternehmen, Lieferketten und Produkten ist mehr denn je ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Beschaffung. Hinzu kommt, dass Kunden neben nachhaltigen Produkten und Lösungen von ihren Lieferanten und Partnern zunehmend eine hohe Beratungskompetenz erwarten.
Ein Trend in diesem Zusammenhang: mieten statt kaufen. Im Druckerumfeld bereits seit Jahren erfolgreich. Moderne Device-as-a-Service-Lösungen können auch bei der Ausstattung von kompletten Arbeitsplätzen helfen, Hardware effizienter und flexibler einzusetzen und auf diesem Weg die Nutzungsdauer von Produkten zu verlängern.
Gemeinsam mit unseren Partnern sind wir in der Lage, hier neue Wege zu gehen und Komplettlösungen aus einer Hand anzubieten. Nachhaltigkeit ist dabei längst mehr als ein Türöffner: Es ist ein Garant für eine langfristig positive Geschäftsentwicklung.

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