Praxistest: Sony Ericsson W380i

29.10.2008

Ausstattung

Der Musikplayer des W380i enttäuscht auf ganzer Linie. Mit seinen basisorientierten Songinformationen wie Titel, Interpret und Albumname und vor allem dem geradezu winzigen Coverart kommt er mehr als schlicht daher. Die einzige Möglichkeit, etwas Pepp in die Sache zubringen, besteht im Wechsel der Hintergrundfarbe von Schwarz auf Weiß oder Orange, der unter dem hochtrabend klingenden Menüpunkt "Skins" bewerkstelligt werden darf. Unter "Meine Musik" gelangt man zur Musikbibliothek, in der sich auch eigene Wiedergabelisten anlegen lassen. Sortiermöglichkeiten sind kaum vorhanden, Songs lassen sich lediglich nach Interpret oder Album ordnen. Auch der Equalizer enttäuscht. Zwar hat man die Wahl zwischen fünf vorgefertigten Klangeinstellungen, darunter das herstellereigene Glanzstück "Mega Bass" - selbst Hand anlegen darf man allerdings nicht. Alles in Allem ist das ein aufs Wesentliche reduziertes Ausstattungspaket, das nur die Grundfunktionen eines MP3-Players bietet. Die Klangqualität kann sich aber glücklicherweise sehen lassen. Auch das komfortable UKW-Radio hebt die Laune wieder leicht nach oben. Es funktioniert aber nur, wenn die Kopfhörer eingestöpselt sind. Da Sony Ericsson leider nach wie vor auf einen klobigen Fastport-Stecker setzt, passt das Handy dann nicht mehr in jede Hosentasche. Der Anschluß wurde ungünstig auf der linken Seite platziert, sodass das W380i etwa einen Zentimeter breiter wird. Dank A2DP-Bluetooth kann man zwar auf lästige Kabel und Ausbeulungen verzichten, das Radio muss dann aber ausgeschaltet bleiben.

Vor dem Musikhören muss natürlich erstmal die private Musiksammlung auf das Handy geschaufelt werden. Als Software stellt Sony Ericsson den "Sony Ericsson Media Manager" zur Verfügung, der sich auf der beigelegten Daten-CD befindet. Neben Musik versteht sich das Programm auch auf den Transfer von Bildern, die Verwaltung von RSS-Feeds oder das Konvertieren von Audio-CDs. Die Musikdateien werden per Drag&Drop kopiert. Einfach Ordner oder einzelne Lieder anwählen und in das Fenster des Handys ziehen, schon glüht das Datenkabel. Leider nicht aufgrund der hohen Übertragungsgeschwindigkeit, sondern anscheinend, weil die Daten durch das Nadelör Media Manager gequetscht werden müssen. Um die beiliegende 512 Megabyte-Speicherkarte mit Musik zu befüllen, benötigten wir geschlagene 30 Minuten. Für eine zwei Gigabyte-Karte muss man also über zwei Stunden Wartezeit einplanen! Im direkten Datenübertragungsmodus geht das fast zehn mal schneller, am USB-Port liegts also nicht. Auch die Tatsache, dass das Handy vor und nach der Aktivierung dieses Modus jeweils neu startet, zeigt die mangelnde Nutzerfreundlichkeit von Soft- und Hardware in puncto Datentransfer.

Ein Blick auf die technischen Daten der Handykamera reichen als Beweis dafür, dass Sony Ericsson die Fotoqualitäten beim W380i sicherlich nicht in den Mittelpunkt gestellt hat. Sie löst gerade einmal 1,3 Megapixel (1280x1024) auf, Blitz und Autofokus fehlen. Damit ist die kleine Handycam etwa so weit von den aktuellen Spitzenmodellen entfernt, wie ein Trabbi von einem DTM-Rennboliden. Die Einstellungsmöglichkeiten orientieren sich ebenfalls an der unterdurchschnittlichen Optik und haben mit Nachtmodus, einer auf VGA-Auflösung reduzierten Bilderfolge und den zwei wählbaren Effekten allenfalls Alibi-Charakter. Dennoch können sich die Ergebnisse für die geringe Auflösung sehen lassen und bieten erstaunlich satte Farben. Von Bildschärfe oder gar Detailreichtum zu sprechen, wäre allerdings übertrieben.

Einzig WAP-Seiten lassen sich vernünftig mit dem Klapphandy ansteuern, da es nur den GPRS-Beschleuniger EDGE unterstützt. Komfort sollte man aber auch dort nicht erwarten. Neben Cookies und Cache hilft nur noch eine Favoritenverwaltung beim Navigieren. Dafür werden auch RSS-Feeds unterstützt und für den sporadischen Emailverkehr mit POP3- und IMAP-Postfächern ist der Plastikbomber ebenfalls gewappnet. Ein W380i-Nutzer wird sich aber vermutlich eher auf offline-Nachrichten beschränken und trifft damit eine gute Wahl. Neben MMS dürfen auch SMS mit einigen Smilies und kleinen Animationen versehen werden, die allerdings nur auf anderen Geräten von Sony Ericsson richtig dargestellt werden. Praktisch: Bei der Suche nach der Empfängernummer werden zuletzt angeschriebene Kontakte immer an erster Stelle aufgeführt, ohne das ganze Telefonbuch durchsuchen zu müssen. Die Kontaktverwaltung bietet mit über 20 Informationsfeldern ausreichende Detailtiefe. Dazu zählen etwa Anruferbild, Adresse oder zusätzliche Rufnummern. Auch der Kalender reicht noch für den Alltagsgebrauch, zumal die Einbindung von Geburtstagen gut gelöst wurde. Speichert man sie in der Kontaktverwaltung, so erfolgt automatisch die Frage, ob sie auch in den Kalender übernommen werden sollen. Für die Synchronisation der PIM-Daten ist die beiliegende Sony Ericsson PC Suite verantwortlich, fehlerfrei werden Kontaktdaten oder Termine abgeglichen. Das W380i unterstützt auch die Synchronisation mit einem externen Server, hier sei der Einfachheit halber auf den kostenlosen Dienst ZYB hingewiesen.

Mit satten 670 Punkten im JBenchmark2.0 deklassiert das günstige W380i sogar Nokias Computer 2.0, das N95 8GB. Mit welchen Tricks Sony Ericsson diese hohe Java-Leistung "erschummelt", wissen wir nicht. Lästige Verzögerungen während des normalen Betriebs sind jedenfalls nicht zu verzeichnen, selbst wenn Musik dudelt und nebenher im WAP-Portal gesurft wird, reagiert das W380i flüssig. Wer daraus folgert, das Klapphandy sei eine echte Spielekonsole, der freut sich zu früh. Magere fünf bis acht Frames ruckeln nämlich über den Bildschirm, sobald die Darstellung dreidimensional wird - echtes Actionfeeling will so nicht aufkommen. Der Nutzer drei Spiele zur Zerstreuung vorinstalliert, in denen er wahlweise bei "Extreme Air Snowboarding" ein Snowboard anschnallen, Tetris-like bei "QuadraPop" Klötzchen stapeln oder in "Sims2" das Alltagsleben einer virtuellen Person arrangieren darf. Zur weiteren Unterhaltung stehen "MusicDJ" und "Music Mate 2" bereit, die zur Erstellung kleiner Eigenkompositionen dienen. Mit Timer, Stoppuhr, Rechner und Code-Memo-Funktion zum Speichern persönlicher Passwörter erschöpft sich das Angebot dann auch recht schnell.

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