Schwieriger Generationswechsel im Festplattenmarkt

16.09.1999

MÜNCHEN: Viele Hersteller werden im Jahresendgeschäft die Händler bedrängen, vor allem Festplatten mit hohen Kapazitäten, Ultra-DM/66-Schnittstellen und hohen Umdrehungszahlen zu verkaufen. Doch für die Kunden zählt weiterhin nur der Preis.Die Marktforscher von IDC beziffern das Gesamtvolumen des deutschen Festplattenmarktes auf 7,2 Millionen Einheiten. IDE dominiert das Segment deutlich, der SCSI-Anteil liegt bei 11,5 Prozent. Die Analysten sehen für nächstes Jahr ein Marktwachstum von 12,3 Prozent. Am besten verkaufen sich derzeit Lauf- werke mit vier bis acht Gigabyte.

Allerdings bedienen einige Hersteller den Markt bereits jetzt schon nicht mehr mit kleinen Kapazitäten - sehr zum Leidwesen des Fachhandels und der Anwender.

"Die Hersteller zwingen uns praktisch dazu, ab dem vierten Quartal auf höhere Kapazitäten umzustellen. Ich gehe davon aus, daß im Schnitt 6 und 8 GB die meistgefragten Harddisks sein werden", sagt Claudia Hesse, Produkt-Marketing-Direktorin PC Components & Storage Solutions bei Computer 2000. Kai Kraska, Leiter Business Unit Components bei Frank & Walter, sieht es ähnlich: "IDE-Festplatten mit 4,3 GB werden in den nächsten Monaten keine Rolle mehr spielen, da bereits fast alle Hersteller die Produktion eingestellt haben. Die Einstiegsmodelle beginnen zur Zeit bei 6,4 GB. Ich sehe die 10-GB-IDE-Festplatten als heimliches Einstiegsmodell aufgrund der sehr aggressiven Preisgestaltung in bezug auf die Speicherkapazität.

IBM gehört traditionell zu den ersten Herstellern, die auf höhere Speicherkapazitäten umstellen. Da Big Blue generell mit den Mainstream-Laufwerken wenig am Hut hat, verwundert es nicht, daß Sales-Manager Dieter Bazlen die IDE-Kapazitätspunkte bei 13 bis 17 GB sieht. "Bei SCSI-Disks ist 9 GB die meistgefragte Kapazität. Zudem ist hier die Umstellung auf Drives mit 10.000 Um- drehungen in vollem Gange, erklärt Bazlen. Otto Hinteregger hat die kleinen Kapazitäten noch nicht abgeschrieben. "Wir gehen im Jahresendgeschäft von einer weiterhin lebhaften Nachfrage nach 4,3-GB-Produkten aus", erklärt der Direktor Vertrieb & Marketing bei Fujitsu. "Im Retail wird 20 GB der Renner werden."

7.200 auf dem Weg zum Standard

Zum Ende des Jahres steht dem Fachhandel jedoch nicht nur ein Wechsel der Kapazitätspunkte ins Haus, sondern auch eine höhere Umdrehungsgeschwindigkeit. Über die Marktbedeutung von Festplatten mit 7.200 Umdrehungen pro Minute ist sich die Branche uneins. Die Meinungen über den derzeitigen Anteil der schnellen IDE-Laufwerke schwanken zwischen 5 und 50 Prozent. Optimistische Hersteller spekulieren gar mit 80 zu 20 zugunsten der 7.200-rpm-Laufwerke.

In der Distribution rechnen die Verantwortlichen für das vierte Quartal allerdings mehr mit 25 bis 30 Prozent. Positiver denkt Holger Riemer von Ingram Macrotron. "Festplatten mit 7.200 rpm steigern die Gesamtleistung des Rechners deutlich. In diesem Segment ist IBM derzeit der Marktführer", sagt der Direktor Harddisks & CD-Rom, Private Label & Components. "Seagate, Fujitsu und Quantum sind seit Mitte August mit vergleichbaren Produkten lieferfähig. Der Anteil der 7.200-rpm-Drives nimmt vor allem ab 9 GB stark zu."

IBM will sich im vierten Quartal stark auf 7.200 rpm konzentrieren.

"Es fehlt noch im Bewußtsein der Kunden", klagt Bazlen, "daß die Leistung eines PCs nicht nur von den Megahertz des Prozessors abhängt, sondern daß zum Beispiel die Speichergröße und die Umdrehungsgeschwindigkeit erheblich zur Leistungssteigerung beitragen."

Auch Hinteregger prangert das Kaufverhalten an. "Im Soho- und Endkundenbereich spielt nach wie vor der Preis die größte Rolle", erklärt der Fujitsu-Manager gegenüber ComputerPartner. "Hier sind die Hersteller mit 7.200-rpm-Maschinen einfach nicht konkurrenzfähig gegenüber den Standard-5.400-rpm-Modellen."

Die meisten Business- und Office-Anwender werden die kleinstmögliche Kapazität bevorzugen. Bürorechner sind in der Regel an einen Server angeschlossen, der den Großteil der zu speichernden Daten beherbergt. Entry-Level-PCs verlangen nach sehr günstigen Laufwerken. Verantwortlich dafür ist das Preis- und Ausstattungswettrennen in den Lebensmittelketten und in den Märkten. Gewerbliche Anwender, Power-User und zum Teil auch fortgeschrittene Benutzer sind die Zielgruppe für schnelle Festplattenlaufwerke mit Ultra-DMA/66-Schnittstelle und hohen Umdrehungszahlen. Letztendlich entschei- det aber auch hier das Preis-Leistungs-Verhältnis. (kfr)

"IDE-Drives mit 7.200 Umdrehungen stellen bisher höchstens fünf Prozent des Marktes dar", erklärt Fujitsu-Manager Otto Hinteregger.

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