Simac ICT GmbH

05.06.1999

HANNOVER: Thomas Kollbach, der der deutschen Simac ICT zu wahren Höhenflügen verhelfen wollte, muß gehen. Das Systemhaus fuhr statt stolzer Gewinne doch eher Verluste ein. "Aufgrund notwendiger Investitionen", verteidigt sich Kollbach. Doch Aktionäre und der Aufsichtsrat sehen das wohl anders.Wer hätte das gedacht: Noch im Dezember letzten Jahres flogen die Hoffnungen und Erwartungen von Thomas Kollbach himmelhoch. Der Geschäftsführer und Teilhaber der Simac Deutschland plante eine Umsatzverdreifachung, wollte seinen Mitarbeiterstamm gar verzwanzigfachen (siehe ComputerPartner 35/98). Jetzt sitzt er zuhause in Wuppertal, ist freigestellt von der obersten Simac-Heeresleitung in Holland und wartet auf das offizielle Kündigungsschreiben.

"Klassischer Fall von Bauernopfer", will ein Kenner des Unternehmens wissen. Der Hintergrund: Im Februar 1999 mußte der Vorstand in Holland seinen Aktionären eine Gewinnwarnung melden. In England und Deutschland, so hieß es, würden Verluste eingefahren. "Meines Wissens sind daraufhin die Aktiennotierungen um fast die Hälfte in den Keller gerutscht", erinnert sich ein Mitarbeiter. Klar, daß die Anteilseigner sauer waren, der Aufsichtsrat wollte dem Vernehmen nach Köpfe rollen sehen.

"Klassischer Fall von Bauernopfer"

In diesem Fall zumindest den von Kollbach. "Dabei war der Grund für die Gewinnwarnung geschäftlich gesehen wirklich unbedeutend", wundert sich Kollbach noch im Nachhinein über den ganzen Trubel. "Holland war davon nicht betroffen. Und Deutschland und England zusammengenommen machen vielleicht gerade einmal zehn Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns aus." Und überraschend könne der Verlust für die Holländer nicht gewesen sein: Er habe frühzeitig seine Investitionspläne im Hinblick auf neue Mitarbeiter oder die Übernahme der Digital-Service-Abteilung kommuniziert. "Der Finanzvorstand war immer innerhalb von 24 Stunden über unsere Schritte informiert."

Das gelte auch für seine Pläne, in Deutschland vom Baan-Partner-geschäft wegzukommen und sich weiterzuentwickeln zu einem hersteller- und plattformunabhängigen Serviceanbieter. "Das Ziel hieß: bundesweit vertreten sein, und das weitestgehend herstellerunabhängig. Also Dienstleistungen anbieten, egal ob für HP, IBM, Siemens, DEC/Compaq oder Sun." Er gibt zu: "Das alles hat natürlich Geld gekostet", aber er sah sich auch auf dem besten Wege. Durch erfolgte und noch geplante Kooperationen wollte Kollbach die Lücken füllen, die sein Distanz-Kurs zu Baan in die Kassen gerissen hatte. Doch mitten im schönsten Schwung wurde er ausgebremst. In der deutschen Simac-Zentrale in Hannover formulierte man zum Redaktionsschluß noch an der offiziellen Stellungnahme:

"Im gegenseitigen Einvernehmen", so eine Simac-Mitarbeiterin, solle darin vorkommen und "freundschaftlich auseinandergehen". Kollbach spricht denn auch noch immer von zukünftigen Strategien und Kooperationen, als ob er noch richtig dabei wäre. "Klar, da steckt doch unheimlich viel Herzblut drin", erklärt er. Doch die Suche nach seinem Nachfolger im Unternehmen ist bereits voll im Gange. (du)

Thomas Kollbach: Von der Simac-Konzernleitung mitten im schönsten Schwung ausgebremst.

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