Umwandlung in AG und Aufstockung des Stammkapitals geplant

23.09.1999

KÖLN: Jetzt geht es erst richtig los! Das war die Botschaft von Comteam-Geschäftsführung und Aufsichtsrat auf dem Jahreskongreß Mitte September in Köln.Die Fachhandelskooperation Comteam hat sich in den 15 Jahren ihres Bestehens zu einer Größe im Markt gemausert, an der kaum ein Hersteller und Distributor mehr vorbei kann. Das machte Roland Rakebrand, Geschäftsführer von Frank & Walter und gleichzeitig neuer Deutschland-Chef von CHS, in seinem Vortrag auf dem Jahreskongreß vom 10. bis zum 12. September im Kölner Maritim-Hotel deutlich. Noch vor wenigen Jahren, gestand Rakebrand, waren die Kooperationen für die Distribution vor allem ein lästiger "Abzockverein". Inzwischen hat er - zumindest was die Comteam betrifft - sein Urteil von damals revidiert und sieht in der Fachhandelsvereinigung nunmehr einen wichtigen Markt- und Vermarktungspartner, der sich von einer reinen Einkaufskooperation zu einem schlagkräftigen Verbund leistunsgfähiger Handelshäuser gewandelt hat.

Mit dieser Auffassung steht Rakebrand nicht allein. So war für immerhin mehr als 40 Hersteller und Distributoren diese Veranstaltung so wichtig, daß sie mit einem eigenen Ausstellerstand vertreten waren. Auch für das Vortragsprogramm konnte Geschäftsführer Karl-Ulrich Schönemeyer hochrangige Redner gewinnen, neben Frank&Walter-Chef Rakebrand unter anderem Holger Lampatz (Maxdata), Michael Kaack (Ingram Macrotron) und Torsten Dyck (Peacock).

Systemhäuser schliessen sich enger zusammen

Inzwischen repräsentiert die Comteam mit etwa 530 Mitgliedsbetrieben (davon 65 Kommanditisten, von denen jeder eine Einlage von 17.500 Mark geleistet hat) einen Außenumsatz von rund 1,8 Milliarden Mark. In den vergangenen Jahren und Monaten hat die Zentrale einige Initiativen ins Leben gerufen, um die Leistungsfähigkeit der angeschlossenen Betriebe zu erhöhen. Dazu zählen unter anderem das bundesweite Servicekonzept für den technischen Kundendienst - zum Beispiel als Dienstleistung für Hersteller und Distributoren -, die Gründung der PC-Haus GmbH im November 1997 und die Gründung der Deutsche System Haus GmbH im Februar dieses Jahres.

Bereits heute haben sich zehn Comteam-Mitgliedsbetriebe der System Haus GmbH angeschlossen, die einen gemeinsamen Umsatz von 220 Millionen Mark darstellen. Das Ziel von Roland Kühl, Geschäftsführer dieser Comteam-Tochter, besteht darin, "in den Bereich halbe Milliarde Mark Umsatz vorzustoßen". Voraussetzungen für die Teilnahme sind neben der Comteam-Mitgliedschaft ein nachgewiesenes Know-how - jeder Mitgliedsbetrieb muß drei Kernkompetenzen definieren - sowie ein Umsatz von mindestens zehn Millionen Mark.

Als Gegenleistung will Comteam unter anderem eine Verbundmarke "Das Systemhaus" schaffen, bundesweit einheitliches Marketing mit flächendeckender Präsenz durchführen, mit einem zentralen Key-Account-Vertrieb überregionale Projekte gewinnen und als Generalunternehmer auftreten.

"Wir beobachten, daß immer mehr große Systemhäuser ihre Kundenbasis in Richtung Mittelstand ausweiten und damit in das Reservat der kleineren und mittleren Systemhäuser eindringen. Mit der Gründung der Deutsche System Haus GmbH wollen wir die Kräfte unserer Organisation bündeln und somit ein starkes Bollwerk gegen diese Eindringlinge bilden", erläutert Kühl die Triebfeder dieser Initiative.

Eigenes Call Center zur Unterstützung

Unterstützung sollen sowohl die System Haus als auch die PC-Haus GmbH von der Comteam-Tochter CTD erhalten. Hierbei handelt es sich um das im vergangenen Jahr aus der Konkursmasse der ehemaligen Stollcom erworbene Call Center in Dortmund, das sowohl Telemarketing-Aufgaben übernehmen als auch die Mitgliedsbetriebe und deren Kunden als technische Hotline unterstützen soll. Die Geschäfte der CTD entwickeln sich nach Angaben von Geschäftsführer Hubertus Küpper, der mit rund einem Drittel der Anteile an dem Unternehmen beteiligt ist (Stammkapital: 600.000 Mark), sehr vielversprechend. Innerhalb von nur zehn Monaten konnte die Zahl der Mitarbeiter von 16 auf heute 70 Personen erhöht werden. Bis Ende dieses Jahres sind 30 zusätzliche Stellen geplant. Mit den bestehenden Kunden Computer Associates und Deutsche Telekom AG (T-Mobil) im Rücken bereitet Küpper derzeit bereits die Gründung einer Zweigstelle in Gelsenkirchen vor. Für dieses Jahr rechnet Küpper mit einem Umsatz von fünf bis sieben Millionen Mark.

Ein weiteres Geschäftsfeld hat die Comteam mit der Übernahme des Bereichs Scanservice aus der Konkursmasse der DSA Digitale Systeme zur Archivierung GmbH in Hürth im Frühjahr dieses Jahres aufgebaut. Die neue Comteam-Tochter Mediaservice Gesellschaft für digitale Dienstleistungen GmbH stellt sich als ConsultingUnternehmen für Dokumentenmanagement-Systeme auf und übernimmt als Serviceunternehmen die elektronische Archivierung von regelmäßig anfallenden Belegen oder Altdokumenten. Mediaservice beschäftigt derzeit 13 feste und weitere 32 freie Mitarbeiter. Im Rumpfgeschäftsjahr 1999 erwartet Comteam-Geschäftsführer Schönemeyer einen Umsatz von 2 bis 2,2 Millionen Mark. Für das Jahr 2000 ist eine Umsatzausweitung auf fünf Millionen Mark geplant.

Aufgrund der guten Erfahrung mit den bisherigen Akquisitionen will Comteam-Geschäftsführer Schönemeyer weiter zukaufen. Für das erforderliche Kapital soll die Umwandlung in eine AG Anfang kommenden Jahres und die deutliche Anhebung des Stamm- beziehungsweise Grundkapitals (derzeit 1,5 Millionen Mark) sorgen. Die Bereitschaft der Kommanditisten, in diesem Zusammenhang ihr finanzielles Engagement als Aktionäre zu erhöhen, ist nach Angaben von Schönemeyer hoch. Zusätzlich soll externen Investoren die Möglichkeit gegeben werden, sich an der Comteam AG zu beteiligen.

AG-Umwandlung und weitere Akquisitionen

Mit dem breiteren finanziellen Polster im Rücken will Schönemeyer unter anderem neue Geschäftsfelder erschließen, was ausdrücklich auch den Kauf weiterer Unternehmen beinhaltet. Recht konkret sind zum Beispiel die Pläne, ein Schulungsunternehmen zu erwerben, das als "Comteam-Akademie" Schulungen sowohl für die Mitgliedsbetriebe als auch für deren Kunden anbieten soll. Auch der Ausbau der Finanzdienstleistungen für die Mitgliedsbetriebe steht weit oben auf der To-do-Liste, wie Comteam-Aufsichtsratschef Jürgen Rakow auf dem Kongreß in Köln unterstrich.

15 Jahre Comteam - das war für die Teilnehmer der Kölner Veranstaltung ein Anlaß zum Feiern. Aber deutlich wurde auch, daß sich die Fachhandelskooperation nicht auf dem Erreichten ausruhen will. Schon längst hat sich die Comteam von den Ursprüngen einer Einkaufsgemeinschaft entfernt. Gerade in den vergangenen zwei Jahren haben Schönemeyer und sein Team die Leistungsfähigkeit der Kooperation zum Markt hin massiv ausgebaut. Und in diese Richtung soll weitergedacht und weitergearbeitet werden.

Der Veranstaltungsort Köln war übrigens gut gewählt. Denn so konnten die angereisten Vertreter der Mitgliedsbetriebe sich schon einmal einen Eindruck der Stadt verschaffen, in der die Comteam-Zentrale zukünftig ihren Sitz haben wird. Der Umzug von Lilienthal in die rheinische Domstadt ist für das kommende Jahr geplant. (sic)

Comteam-Geschäftsführer Karl-Ulrich Schönemeyer plant für kommendes Jahr die AG-Umwandlung, weitere Akquisitionen und den Umzug der Zentrale nach Köln.

Experten im Gespräch: Comteam-Mitbegründer Dietrich Hirche (ganz links) und Aufsichtsratschef Jürgen Rakow.

Auch Maxdata-Vorstandschef Holger Lampatz nutzte die Gelegenheit

zum Gedankenaustausch mit den Comteam-Fachhändlern.

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