Unsinnige Gerüchte

Warum Apple kein Netbook baut

Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.

Macbook Air statt Netbook

Bei der Vorstellung der Quartalszahlen im Januar hatte Apples COO Tim Cook auf die Frage nach einem Netbook noch eindeutig geantwortet: "Wir beobachten diesen Bereich, ungefähr drei Prozent des PC-Marktes liegen im Netbook-Bereich, also haben wir ein Auge darauf. Wir haben einige Ideen hierfür und glauben, dass die aktuellen Produkte minderwertig sind und Kunden nicht zufriedenstellen." In der nächsten Pressekonferenz im April antwortete er auf die gleiche Frage schon weniger entschieden. Vier Monate später hatte sich ja auch der Marktanteil der Mini-Rechner auf etwa acht Prozent erhöht. Diesmal bemängelte er nur die geringe Bildschirmgröße und die kleinen Tastaturen.
Mit diesen „minderwertigen“, aber preiswerten Geräten scheinen schließlich doch recht viele Käufer zufrieden zu sein, darunter auch Mac-Anwender. Im Internet kursieren bereits Anleitungen, wie man auf einem Netbook ein nicht offiziell unterstütztes Mac-OS X installiert. Was aber die Netbook zum Verkaufsschlager machte, war wohl weniger das technische Konzept. Der Durchbruch kam wohl vor allem durch den Schnäppchenpreis von knapp unter 300 Euro. Über den Preis kann Apple Massenhersteller wie Acer oder Asus aber nicht schlagen.
Eigentlich hat ja Apple mit seinem Macbook Air das bessere Netbook im Angebot. Das „dünnste Notebook der Welt“ ist ein Design-Kunstwerk, das man dank niedrigem Gewicht und geringen Abmessungen immer dabei haben kann. Das Display ist viel besser und größer als bei jedem Netbook, die CPU schneller und die Tastatur ergonomischer. Beim Preis hat Apple allerdings den entgegen gesetzten Weg gewählt - und es nicht niedriger sondern höher als ein Standard-Notebook positioniert. Betriebswirtschaftlich mach dies auch Sinn, bleibt doch beim Verkauf eines hochwertigen Macbook Air vermutlich mehr Gewinn übrig als bei fünf Netbooks. Damit die Strategie von Apple Erfolg hat, müssen aber genug Macbook Air verkauft werden. Genaue Verkaufszahlen des Macbook Air sind nicht bekannt, laut den Verkaufscharts von Amazon.com ist es aber kein Renner. Während bei den beliebtesten Laptops das Macbook auf dem zweiten Platz zu finden ist, folgt das Einstiegsmodell des Macbook Air abgeschlagen auf Platz 45. Vielleicht war es auch einfach Pech, kurz vor Beginn einer Wirtschaftskrise auf eine Hochpreisstrategie zu setzen.

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