Ein Gewinn für alle

Warum sich Freundlichkeit auszahlt

04.02.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

Freundlich. Lieb. Nett. Irgendwie klingt das immer noch unpassend in einer Diskussion über Führungskompetenz und berufliche Erfolgsfaktoren. Es klingt nach einfältigem Trottel oder dem naiven Mädchen von nebenan. Doch Stefan Einhorn will einen "Paradigmenwechsel in der Bewertung des freundlichen Menschen". Er versteht unter Freundlichkeit weit mehr als höfliches Geplänkel. Für ihn ist ein freundlicher Mensch jemand, "der ethisches Handeln verinnerlicht hat". Seine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitmenschen. Das ist nicht banal, sondern klug: "Was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst." Mit Kollegen, die aufmerksam und großzügig sind, arbeitet man gerne zusammen.

Freundliche Chefs machen mehr Umsatz

Für Chefs, die interessiert und aufrichtig sind, setzt sich ein Team doppelt ein. Einhorns Schlussfolgerung: "Freundlichkeit ist der wichtigste der unabhängigen Faktoren, die bestimmen, wie erfolgreich wir in unserem Leben sein werden. Das gilt auch für Gruppen, Organisationen und Gesellschaften, von denen dauerhaft nur die fürsorglichen überleben." Kürzlich verwies Einhorn in einem Interview auf eine Studie, in der 200.000 Chefs und Mitarbeiter befragt wurden. Ergebnis: Firmen, in denen die Angestellten sehr gut behandelt wurden und am Erfolg teilhatten, waren finanziell dreimal so erfolgreich wie Unternehmen, in denen Mitarbeiter als bloße Manövriermasse fungierten. Verwunderlich ist das nicht. Immer wieder zeigt uns die Neurobiologie, wie sehr das Bedürfnis nach Kooperation und Anerkennung im Menschen verankert ist, wie sehr unsere Gesellschaft auf Zusammenarbeit basiert. Aber gilt dieses Gesetz auch für die Wirtschaftswelt? Geht es Unternehmen tatsächlich besser, wenn sie nette Chefs haben? Lohnt es sich für Mitarbeiter mehr, sich für andere einzusetzen, als auf die eigenen Vorteile zu schielen? Die Skepsis scheint trotz aller Untersuchungen und Studien zu bleiben.

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