Werden Tintenstrahler bald teurer?

10.05.2002
Tintenstrahler kosten heute kaum noch etwas. Die Geräte werden quasi verschenkt. Allein über die Tinte muss sich der Hersteller die entgangenen Gewinne wieder hereinholen.

Das könnte sich bald ändern. Denn mit der neuen, bald auf den Markt kommenden Software "Inksaver" der kanadischen Firma Strydent, soll das Geschäft mit der Tinte zurückgehen. Die Grundidee, die dahinter steckt, ist ebenso einfach wie genial: nicht immer ist höchste Druckqualität gefordert. Im Gegensatz zu den verschiedenen Sparmodi bei den Tintenstrahlern geht das Programm einen Schritt weiter. Die Qualität des Ausdrucks lässt sich stufenlos über Schieberegler einstellen. Das Programm klinkt sich hinter den Druckertreiber und sorgt dafür, dass weniger Tinte auf das Blatt gesprüht wird. Die Farben sind dann ein wenig blasser und auch das Schwarz erscheint nicht so intensiv.

Bei einer Tintenersparnis von bis zu 15 Prozent muss man schon sehr genau hinsehen (siehe Bild), um einen Unterschied zum Normalausdruck mit höchster Qualität erkennen zu können. Und trotz zeitaufwändiger Umrechnung und Druckoptimierung soll der Druckvorgang laut Aussage von Strydent sogar schneller werden, da weniger Tinte aufs Blatt gesprüht wird.

Damit die Qualität des Ausdrucks stimmt, ist eine sehr genaue Anpassung der Software an den jeweiligen Druckertyp erforderlich. Bislang hat sich Strydent auf die Marktführer im Tintenstrahler-Segment beschränkt. Von den in der Tabelle aufgeführten Druckern werden einige Modelle aus den unterschiedlichen Serien noch nicht unterstützt. Strydent verspricht aber, die fehlenden Drucker schnellstmöglichst anzupassen. Auf der Internetseite kann man dann die entsprechenden Patches herunterladen. Als einziger von den großen Herstellern steht Lexmark nicht auf der Liste. Warum das so ist, konnte Strydent nicht beantworten.

Das Programm ist ab Anfang Juni im Fachhandel und in Retail-Ketten für 39,95 Euro erhältlich. Hersteller werden umdenken müssen. Die kleinen Preise für Tintenstrahler im unteren und mittleren Segment werden sich dann nicht mehr halten lassen. Zurzeit werden sie noch über die Tinte finanziert. Und fällt diese Einnahmequelle weg, dann muss der Erlös eben über den Verkauf der Geräte wieder hereinkommen.

Heute liegt den Herstellern ein hoher Tintenverbrauch besonders am Herzen. Das beginnt schon beim Probeausdruck. Anstelle der früher üblichen Windows-Testseite, wird zum Beispiel bei HP-Druckern vollflächig ein Foto ausgedruckt. Damit demonstriert der Tintenstrahler eindrucksvoll seine Fähigkeiten, und als angenehmer Nebeneffekt für den Hersteller wird ordentlich Tinte verbraucht. Bei den hohen Preisen für Tinte sind die Anwender natürlich darauf bedacht, möglichst sparsam mit der teuren Flüssigkeit umzugehen. Die Hersteller tragen diesem Umstand Rechnung und bieten verschiedene Druckmodi an. In der höchsten Stufe ist die Qualität am besten und der Tintenverbrauch am größten. In den anderen Stufen sinkt die Qualität gewaltig, bis hin zum Draft- oder Entwurfs-Modus, in dem der Tintenstrahler im Pünktchenraster (die Auflösung wird herabgesetzt) druckt und die Qualität der eines schlechten Nadeldruckers entspricht.

Herstellerstimmen

Hersteller und Handel dürften von einem Produkt, das ihre Margen schmälert, nicht begeistert sein. Wenn das Produkt das hält, was es verspricht, könnten die Verkäufe an Tinte zurückgehen, vermuteten einige Händler. Sie sehen es aber gelassen. "Wenn das Drucken so billig wird, wird vielleicht mehr gedruckt und dann steigen die Umsätze wieder, weil jetzt ja auch noch zusätzlich Spezialpapier gebraucht wird."

Rene Pia, Produktmanager Tintenstrahler Lexmark, vermutet, dass die hohe Auflösung der Lexmark-Drucker Schuld daran sei, dass seine Geräte nicht in der Kompatibilitätsliste vertreten sind. Außerdem betont er, würden Lexmarkdrucker auch im Draftmodus mit immerhin noch 600 x 300 dpi drucken und deshalb dort bessere Ergebnisse als die Konkurrenz liefern.

Hewlett-Packard sieht keine Gefahr für das Tintengeschäft. HP-Kunden haben bereits seit Generationen von Druckern die Möglichkeit, tintensparend zu drucken. Die Dru-ckereinstellungen Draft beziehungsweise Econo, oder Fastmode im Treiber erlauben es, bei Schwarz- und Farbdrucken zwischen 50 und 80 Prozent der Tinte zu sparen - je nachdem, ob Bestmode oder Normalmode verglichen wird.

Nach den Erfahrungen von HP nutzen jedoch relativ wenige Anwender die Möglichkeiten, den Druckmodus zu verstellen. Canon und Epson wollten zu diesem Programm noch keine Stellung nehmen, da es ja erst in den nächsten Wochen auf den Markt kommt.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8. (jh)

www.inksaver.com

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