Lieferketten unter enormem Druck

Zahlungsziele – Ende der Fahnenstange erreicht

10.07.2009

Firmen wollen Liquidität schaffen

Durch die neue Demica-Studie lässt sich der Nachfrageanstieg nach diesen Modellen quantifizieren: Es zeigte sich, dass etwa 43 Prozent der deutschen und 61 Prozent der britischen Firmen planen, ihre ausstehenden Forderungen zu Geld zu machen, um innerhalb ihrer Lieferkette Liquidität zu schaffen. Dieser Forschungsbericht ist eine aktualisierte und erweiterte Fassung der zweiten Studie über den SCF-Markt, die Demica 2008 veröffentlichte. Darin wurde festgestellt, dass die überwältigende Mehrheit der großen internationalen Banken ihren Firmenkunden Lösungen für das Supply Chain Financing anboten.

Die jüngsten Zahlen bestätigen, dass diesem Angebot ein steigender Bedarf auf Unternehmensseite gegenübersteht. 55 Prozent der Firmen in Deutschland und 83 Prozent derjenigen in Großbritannien gaben an, ihre Bankbeziehungen mit ihren Firmenkunden sich in den letzten 18 Monaten unwiderruflich verändert hätten und jetzt neu strukturiert seien.

Phillip Kerle, Chief Executive Officer bei Demica, meint dazu: "Das knappe Angebot an traditionellen Krediten hat sich dieses Jahr zu einem echten Problem im Lieferkettenmanagement entwickelt. Vor allem, weil viele der in den vergangenen Jahren entwickelten Lieferkettenstrukturen darauf basierten, dass reichlich kostengünstige Liquidität zur Verfügung stand. Die Situation wird jetzt kritisch, ganz besonders in Firmenstrukturen, wo Lieferanten sich nicht ohne Weiteres austauschen lassen, weil sie Spezialprodukte oder Spezialbauteile herstellen. In Deutschland ist die Zahlungszielverlängerung problematisch, in Großbritannien scheint das Problem bereits erdrückend."

Deutschland, so Kerle weiter, sei vielleicht etwas liquider als Großbritannien, weil das Banksystem dort Erfahrung darin habe, die Bonität nicht börsennotierter mittelständischer Familienunternehmen, die für viele Lieferketten eine wichtige Rolle spielen, einzuschätzen und Kredite an diese zu vergeben. In Großbritannien bestehe ein wesentlich größerer Gegensatz zwischen sehr großen und sehr kleinen Unternehmen. In einer Rezession litten die kleinen Firmen häufig darunter, dass das Kreditangebot pauschal reduziert wird, weil die Darlehensbeträge - aus der Sicht der Bank - nicht die Kosten einer detaillierten Bonitätseinschätzung rechtfertigen.

"Man sollte jedoch nicht darüber hinwegsehen", so Kerle, "dass in beiden Ländern über die Hälfte der Unternehmen meinte, die Zahlungsziele könnten nicht weiter verlängert werden. Dieses Problem hat definitiv sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien einen kritischen Punkt erreicht. Die großen Firmen am Ende der Lieferkette stehen weiterhin unter starkem Druck, Barmittel freizusetzen. Wenn das jedoch dazu führt, dass unverzichtbare Lieferanten ihr Geschäft aufgeben müssen, kann es sein, dass die ganze Lieferkette wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Außerdem sind viele Lieferketten wechselseitig voneinander abhängig, wie wir es etwa bei einer Einzelhandelskette gesehen haben, für die kürzlich die Konkursverwaltung angeordnet wurde: Dieses Unternehmen war gleichzeitig auch der Hauptgroßhändler für den Musik- und Film-Einzelhandel. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Banken nicht untätig waren. Sie haben eine Palette von Instrumenten für Supply Chain Finance entwickelt, die größtenteils durch die Forderungen besichert sind, die gegen die am Ende der Lieferkette angesiedelten großen Firmen mit guter Bonität bestehen. Wir können damit rechnen, dass sich diese Produkte im weiteren Verlauf des Jahres einer rapide steigenden Nachfrage erfreuen werden."

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