Vendor Benchmark von Experton

Big-Data-Anbieter im Vergleich

09.09.2013
Vor gut einem Monat hat die Experton Group einen Benchmark der ersten Hersteller von Big-Data-Lösungen vorgestellt. Hier folgt die vergleichende Analyse in der Kategorie "Operations".
Anbieter im Bereich Big Data Operations. Quelle: Experton Group (09/2013).
Anbieter im Bereich Big Data Operations. Quelle: Experton Group (09/2013).
Foto: Experton Group

Von Holm Landrock (Senior Advisor bei der Experton Group)
Im Anschluss an den vor einem Monat veröffentlichten ersten Verlgeich der Big-Data-Anbieter bewertet die Experton Group jetzt die Anbieter in der Kategorie "Operations". Diese Kategorie umfasst jene Hersteller, die für die Big-Data-Aufgaben der Anwender Dienstleistungen rund um den Rechenzentrumsbetrieb und den Betrieb von IT-Systemen anbieten.
Weil Big-Data-Projekte nicht einfach nur auf die schnellere Berechnung von KPIs und die Beschleunigung klassischer Business Intelligence (BI) abzielen, werden leistungsfähige IT-Systeme benötigt. Im Vorteil sind hier Anwender, die mit Supercomputing-Technologien vertraut sind. Anwender, die zwar von der Analyse komplexer Datenbestände profitieren wollen, aber die Investition in eine eigene Big-Data-Infrastruktur scheuen, können inzwischen auf recht attraktive Angebote von Dienstleistern zugreifen.

Unternehmen wie T-Systems, HP, IBM, Atos und Fujitsu (mit TDS) haben sich bei den im folgenden erläuterten Einzelkriterien immer wieder so gut entwickelt, dass sie sich im Leader-Feld platzieren. Erst die Gesamtheit der Kriterien zeigt ein realistisches Bild: Unternehmen, die beispielsweise durch Personalstärke oder große Investitionen stark sind, können mit Unternehmen mit einem guten Schulungsangebot in der gleichen Positionierung zusammentreffen.

Kriterien für die Bewertung

1. Vision und Strategie

Für die Bewertung der IT-Operations-Dienstleistungen wurden vor allem auch die Vision und die daraus abgeleitete Strategie des Unternehmens stark in Augenschein genommen. T-Systems ist hier sicherlich hervorzuheben. Erst kürzlich hat T-Systems den Bau eigener Server für ihr Big-Data-Offering angeboten.
Diese Server werden in einer Kooperation mit Intel entwickelt und sollen T-Systems unabhängiger von Hardware-Partnerschaften machen. Dabei stehen Cloud-Services für "BI in the Cloud" und Big-Data-Analysen im Mittelpunkt. Im Big Data Vendor Benchmark konnte diese Ankündigung nicht mehr berücksichtigt werden, da sie nach dem Stichtag erfolgte.

2. Technologie und Funktionalität

Die Technologie und die Funktionalität der Lösungen, darunter auch die Benutzerfreundlichkeit, flossen ebenfalls in die Bewertung ein. Die Unterstützung der Softwarelösungen für die Aggregation großer Datenmengen, der Analyse und deren Syndizierung und Visualisierung bildete je eine Merkmalsgruppe. Neben Umsetzungsstärke, Branchenfokus und Preisen wurde beachtet, ob ein Unternehmen selbst oder über Partnerschaften Hardware anbietet, ob Anfragen zu Big Data als Cloud-Service bedient werden können oder ob das Unternehmen Big-Data-Offerings zu Produkten konfektioniert bzw. die Services auf Projektbasis bearbeitet und berechnet.

Das hat zum Beispiel auch HP erkannt und mit SAP zusammen ein Cloud-Offering erarbeitet, das zunächst in Australien und Neuseeland und später weltweit verfügbar sein soll. "SAP HANA aus der Cloud" heißt das Angebot, mit dem Unternehmen große Datenbestände schnell und ohne eigene Big-Data-Infrastruktur auswerten können. HPs SAP-HANA-aaS umfasst die Software-Lizenz, die Hardware und das Applikationsmanagement. Berechnungsbasis soll eine monatliche Gebühr sein.

Das ist ein guter Ansatz, um Anwender auf dem Weg zu einer Big-Data-Zukunft zu begleiten, also wenn es beispielsweise darum geht, BI oder Predictive Analytics im Multiterabytes-Bereich mit einer In-Memory-Datenbank zu beschleunigen.

SAP hat auch selbst noch einmal nachgelegt und die einzelnen Offerings in einer "Big-Data-HANA-Platform" zusammengeführt. Die gesamten Angebote, von HANA über Datenbanken und Applikationen, darunter Sybase IQ, und das Service-Offering, werden von SAP nun mit einem Plattform-Gedanken vermarktet, so dass Anwender sich mit der Big-Data-Vision von SAP und den dafür entwickelten Produkten und Dienstleistungen vertraut machen können.

3. Abgrenzung zu Cloud-Angeboten

Eine Rolle spielt im Big Data Vendor Benchmark, wie die Unternehmen ihr Big-Data-Offering von einem Cloud-Offering unterscheiden und welche technischen Grenzen derzeit z.B. hinsichtlich der verarbeitbaren Datenvolumina bestehen. Die getroffenen Aussagen im Bereich Projects und Consulting zu den Services bzw. Maßnahmen rund um den Datenschutz, den Schutz der Privatsphäre (Anonymisierung und Pseudonymisierung der Quelldaten) gelten auch hier.

Folgende Anbieter wurden im Bereich Big Data Operations bewertet: Arvato, Atos, Capgemini, Computacenter, Fujitsu / TDS, HP, IBM, Realtech, Savvis, T-Systems.

Besonders auffällig ist das schmale Delta zwischen den Offerings. Tatsächlich beträgt die größte Spanne der Bewertungs-Scores nur 23 Prozentpunkte. Für Experton ist das eine Bestätigung für einen noch jungen Markt, und es lässt sich daraus ableiten, dass hier noch viele Unternehmen im Markt auftauchen können.

IBM überzeugte

Die im Markt sichtbaren Unternehmen können sich im Wettbewerb neu positionieren und nach vorn rücken, z.B. durch spezifische ergänzende Leistungen zu den bisherigen Services - wie es HP, SAP und T-Systems ja derzeit vormachen.

IBM überzeugte vor allem mit der am deutlichsten herausgearbeiteten Big-Data-Strategie. Die Kernbestandteile sind die Big-Data-Implementation-Services, die neben den Lösungen von IBM auch die Lösungen unabhängiger Dritter, Architekturservices, Betriebsmodelle und ein Cloud-Offering enthalten.

HP hat mit der Big Data Discovery Experience - eine vorintegrierte, Cloud-basierende Lösung auf der Basis der Autonomy, Vertica und Hadoop - ihr Big-Data-Offering konkret benannt. Auch hier spielt es unterstützend eine Rolle, dass Hewlett-Packard als Komplettanbieter im Markt präsent ist. T-Systems hat die Unternehmens-Vision von Big Data schon umfassend in eine Strategie überführt und organisiert sich hinsichtlich der Big-Data-Bedarfe. Dies wird durch konkrete Projekte untermauert.

T-Systems benennt zudem konkrete Preise für die Dienstleistungen im Zusammenhang mit Big-Data-Projekten.

Fujitsu / TDS befindet sich ebenfalls im Leader-Quadranten und bietet über den Entwurf und Implementierung der zukünftigen Infrastruktur, automatisierte Prozesse, einem skalierenden und flexiblen Server-Portfolio bis hin zu einem kompletten Betrieb der Big-Data-Infrastruktur als "Managed Service" oder über die Cloud Plattform, alle Kernkomponenten, die für den Betrieb der Systeme für Big-Data-Aufgaben nötig sind. Bewertet wurde auch die Verfügbarkeit der Power Appliance für HANA. Atos gehört zu den Unternehmen, die ihre technische und fachliche Kompetenz für Big-Data-Aufgaben und die entsprechenden IT-Operations-Services nachweisen können, aber gegenüber dem Wettbewerb noch stärker wachsen könnten, um die Marktposition zu festigen. (rb)

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