Insolvenz, Geburtstag, Übernahmen

Was diese Woche wichtig war - KW02/2024

12.01.2024 von Peter Marwan
Geschichten, die nur die IT-Branche schreibt: In der Woche, in der Amazon-Gründer Jeff Bezos seinen 60. Geburtstag feiert, meldet Galeria Kaufhof wieder mal Insolvenz an. Das zeigt: Größe ist doch wichtig - und die streben viele durch Übernahmen an.
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Wir wissen es nicht. Wir haben alles versucht, um es herauszubekommen, aber wir wissen es nicht - wann Alexa ihrem geistigen Vater Jeff Bezos heute Morgen zum Aufwachen das Geburtstagsständchen gesungen hat. Eigentlich ist es ja auch egal. Was kümmert uns das Privatleben des Amazon-Gründers? Jetzt, wo er sich vom E-Commerce ab- und einem Leben zugewandt hat, wie es sonst nur Superschurken in Hollywood-Filmen führen, kurz bevor sie vom Helden (der aus einfachen Verhältnissen stammt, aber in vielerlei Dingen - von Jiu Jitsu bis zur Computermanipulation - ein erstaunliches Geschick beweist) zur Strecke gebracht werden?

Viele finden ja, dass schon sein Berufsleben für sie anstrengend genug war. Immerhin: Dass zusammengeraffte Vermögen, beziehungsweise das, was davon nach dem angesichts spartanischer Aufbaujahre nun ausschweifend erscheinenden Privatleben übrig bleibt, will er einmal als Nachlass spenden. Wie viel davon an Hilfsorganisationen für notleidende Lieferwagenfahrer gehen soll, wissen wir leider auch nicht. Vielleicht bleibt auch nicht mehr viel übrig, wenn alle Strafen wegen Datenschutzvergehen bezahlt sind - zum Beispiel die aktuell geforderten 746 Millionen Euro in Luxemburg. Aber genug des Spekulierens und des Jammerns: Happy Birthday, Jeff Bezos!

Jeff Bezos feiert 60. Geburtstag

Amazon wehrt sich gegen Datenschutz-Strafe von 746 Millionen Euro

Nichts zu feiern hatte zum Jahresauftakt dagegen das "Amazon des 20. Jahrhunderts" - Galeria Kaufhaus-Karstadt. Der Konzern hat diese Woche erneut Insolvenzantrag gestellt. Ob und wie er und wie mit ihm das Format "Kaufhaus in der Innenstadt" wenigstens in Teilen noch zu retten ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Unstrittig ist, dass die Verantwortlichen der Kaufhausketten das Berufsleben von Herrn Bezos zu lange ignoriert haben.

Handelsexperten glauben nicht an eine Zukunft für GKK

Insolvenzexperte hält Rettung von GKK für möglich

Genauer hingeschaut haben da die Verantwortlichen des Schweizer Online-Händlers Digitec Galaxus. Dass sie dabei viel gelernt haben, zeigt der soeben vorgelegte Geschäftsbericht von Galaxus Deutschland. Die Gesellschaft erzielte einen Plattformumsatz von 286 Millionen Euro, legte also im Vergleich zum Vorjahr nochmal um 57 Prozent zu. Kollege Matthias Hell sieht darin "ein eindrückliches Argument gegen alle Stimmen, die angesichts der schwierigen Wirtschafts- und Konsumlage bereits von einer grundsätzlichen Krise des Onlinehandels reden" - zeigt aber in seinem Artikel auch auf, wie dieser Erfolg erkauft wurde.

Galaxus.de wächst um 57 Prozent auf 286 Millionen Euro

"Erkauft" ist mein Stichwort. Denn Erfolg kaufen will sich auch HPE und lässt sich die Übernahme von Juniper Networks 14 Milliarden Dollar kosten. Es ist die größte Übernahme des Unternehmens seit der Aufspaltung in HP und HPE. Funfact: 2009 kostete der Kauf von 3Com, mit dem damals HP seine Netzwerksparte aufrüsten wollte, noch 2,7 Milliarden Dollar. Es wird eben alles teurer, sogar Marktanteile im Netzwerkmarkt.

Aber, so versicherte HPE-Chef Antonio Neri mir (und allen anderen Kollegen in der Online-Pressekonferenz), um Marktanteile geht es eigentlich gar nicht. Es geht um Technologie (vor allem KI - was sonst?) und es geht diesmal nicht nur um die Netzwerksparte. Nein, ganz HPE soll durch den Juniper-Kauf ein anderes Unternehmen werden. Details dazu verrieten er und Juniper-Chef Rami Rahim, der die HPE-Netzwerksparte künftig leiten soll, auf der Pressekonferenz.

Was HPE und Juniper gemeinsam vorhaben

Ein kleines "Hoppala", verursachte diese Woche beim einen oder anderen sicher der Wechsel von Werner Schwarz von Cancom zu ACP. Immerhin war Schwarz 19 Jahre bei Cancom. Wobei Kollege Ronald Wiltscheck da eine ganz eigene Rechnung aufmacht und sogar auf über 23 Jahre kommt. Den Trick löst er im Artikel auf.

Werner Schwarz wechselt zur ACP-Gruppe

Im Auge behalten sollte man auch die Akquisitionsaktivitäten der Datagroup. Mit IT Total (mit Standorten in Stuttgart und Rottweil) hat sich das Unternehmen erneut verstärkt. Wie das geht, weiß es inzwischen, war es doch die 33. Übernahme seit dem Börsengang 2006. 33 - eine Schnapszahl! Aber auch, ob es bei Schnapszahl-Übernahmen einen Schnaps gibt (und für wen?) wissen wir nicht. Wir haben uns jedoch sagen lassen, in Rottweil wäre der aus der Brennerei Kammerer recht gut …

Datagroup übernimmt IT Total

Schnaps gilt ja - zu Unrecht wie ich finde - eher als Mittel gegen Sorgen. Schon 1872 dichtete in seinem Stück "Die fromme Helene" zum Beispiel Wilhelm Busch: "Es ist ein Brauch von Alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör." Den Schnaps beiseite und den Sekt kaltstellen können unter dieser Prämisse aber wohl langsam die Distributoren.

Die Marktforscher von Context sehen in ihrer Prognose für 2024 nach einem schlechten Jahr 2023 zahlreiche Silberstreifen am Horizont. Sie rechnen sowohl im Volume- als auch im Value-Bereich wieder mit Wachstum. Allerdings tuckert das Wachstum - ganz zeitgemäß - eher wie ein Traktor daher, statt wie ein Sportwagen zu dröhnen. In welchen Segmenten es früher eintreten wird und welche bis zum dritten oder vierten Quartal warten müssen, hat Kollege Armin Weiler in seinem Artikel aufgedröselt.

Den positiven Trend für die gesamte Digitalbranche bestätigt hat der Bitkom in seiner Prognose für 2024. Er erwartet ein Plus von 6,1 Prozent. Also vielleicht doch lieber Champagner, nicht nur Sekt kaltstellen?

Context-Prognose für 2024 macht Distributoren Hoffnung

Bitkom-Prognose für 2024

Ein erste Barometer-Ablesung, inwieweit die Prognosen zutreffen könnten, wird ein Teil der Branche von 30. Januar bis 2. Februar auf der ISE in Barcelona vornehmen können. Dort trifft sich alles, was im Umfeld von Signage-, Large-Display und Konferenzraumausstattung Rang und Namen hat. Einen Überblick gibt Kollege Weiler in seinem Vorbericht.

Distributoren rüsten sich für die ISE

Beim Stichwort "Rang und Namen" fällt mir natürlich sofort die Verleihung der "Channel Excellence Awards" am 25. Januar in München ein. Wenn Ihr an diesem schönen Tag noch keine lästigen Verpflichtungen habt, dann freuen wir uns über Eure Teilnahme und einen gemeinsamen, schönen Abend im G.O.P. Variéte-Theater Die Anmeldung ist noch möglich. Für Euch als unsere treuen Leser ist sie übrigens kostenfrei - wenn Ihr bei einem Fachhändler, Systemhaus, IT-Dienstleister, MSP, MSSP, etc arbeitet. Dann im letzten Anmeldeschritt einfach den Rabatt-Code "cea-vip" eingeben. Und wenn Ihr bei einem Hersteller oder Distributor arbeitet, sollten dem Eure Weiterbildung die 129 Euro Unkostenbeitrag doch wert sein.

Anmeldung zu den Channel Excellence Awards

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