Der Unternehmer kann sich nur selbst den Weg frei machen

28.11.2002
Im dritten und letzten Teil unserer Serie "Mittelstand und Bankenkrise" rät Dieter Keil* zu mehr Eigeninitiative - nicht nur Unternehmern, sondern allen, die es zur Selbstständigkeit drängt: Die Gründer von heute sind nicht nur die Arbeitgeber von morgen, sie nehmen auch den kommenden Aufschwung in ihrem (neuen) Unternehmen voll mit.

Wir machen den Weg frei - tragen Sie Ihr Geschäftsrisiko nicht allein." So bemühen sich die Volksbanken und Raiffeisenbanken um neue Kunden. Auf mehrfache Anfrage bei den Zentralen der Volksbanken in Berlin und Bonn, was denn eigentlich mit "den Weg frei machen" gemeint sei, erfolgte keine Antwort. Man weiß es offenbar selbst nicht so recht. Ebenso wenig erschließt sich dem hofierten Bankkunden, wieso eigentlich von Banken noch Werbung gemacht wird, wenn diese sowieso keinen Kredit mehr verkaufen können oder wollen.

"Der Einzelhandel in schwerster Krise seit 50 Jahren", titelte das "Handelsblatt" bereits am 16. April 2002. Rechnerisch stirbt alle 15 Minuten ein kleines oder mittleres Unternehmen, so der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK am 6. April 2002. Viele Analysten sind fest davon überzeugt, dass im Jahr 2002 weit mehr als 40.000 Pleiten fällig sind. Eine beispiellose Zahl, die eine Katastrophe für unsere soziale Volkswirtschaft bedeutet.

In einem Chat, welcher der bereits im ersten Teil erwähnten Christiansen-Sendung folgte, hatte ein Teilnehmer eine Frage an Jürgen Kluge: "Hallo, hier kleiner Unternehmer. Wieso muss ich meiner Bank in derselben Summe Sicherheiten bieten, wie ich einen Kredit brauche? Wenn ich das Geld hätte, bräuchte ich keinen Kredit!". Wir verstehen, was er meint. McKinseys Deutschlandchef antwortete: "Da müssen Sie noch einmal mit Ihrer Bank reden." Tja, von manchen Antworten kann man nicht behaupten, dass es kluge sind, allenfalls Kluge’s ... Man erkennt überdeutlich, wie die pragmatisch fundamentalen Existenzfragen des kleinen Selbstständigen in unserer Zeit wenig Bedeutung für andere haben und irgendwie nicht recht in der Gesellschaft ankommen.

Unternehmern bleibt schließlich nichts anderes übrig, als sich selbst zu helfen. Genau genommen ist das ja auch "typisch Unternehmer". Allerdings war dies selten so brisant und schwierig und mit derart wenig Spaß am unternehmerischen Dasein verbunden. Wie kann sich der Mittelstand selbst helfen? Hier einige mögliche Anregungen - sie sind nicht als Lösung aller Probleme zu verstehen, aber doch als Hinweise, in manche vielleicht bis dahin ungewohnte Richtungen zu denken.

Erste Unternehmerpflicht ist hier wie überhaupt das umfassende und rechtzeitige Einholen von Informationen. Was kommt kurz- und mittelfristig durch das Basel-Rating auf KMU zu? Es hilft nichts, man muss sich damit befassen, auch wenn man nicht sofort Geld braucht. Auskunft über die Bewertungsrichtlinien erteilen die Banken und spezielle Rating-Agenturen, die dann auch zur konkreten Umsetzung der Anforderungen beitragen können.

Das Wissen über Dinge nutzt aber erst dann etwas, wenn man danach handelt. Tun Sie also unbedingt etwas, agieren Sie im Sinne der geforderten Rating-Vorgaben. Eine spätere Reaktion würde voraussichtlich viel zu spät stattfinden. Warten Sie nicht auf einen zufälligen, warmen Geldregen, der zu 99 Prozent niemals eintreffen wird. Das hat nichts mit Aufgeregtheit zu tun. Jedoch ist entschlossene Umsetzung von Konsequenzen, die man als richtig erkannt hat, unabdingbar. Besondere Bedeutung hat dies dann, wenn es um Existenzielles, also den Fortbestand des Unternehmens oder der Selbstständigkeit geht.

Fremdkapital meist nur für Technologiefirmen

Fremdkapital ist ein immer häufiger anzutreffender Begriff, der Entlastung in finanziellen Engpässen versprechen soll. Nicht übersehen sollte man, dass Geld von Dritten nur für sehr innovative und zumeist technologieorientierte Unternehmen zur Verfügung steht. Wer einen Handwerksbetrieb oder ein Systemhaus mit Standardprodukten führt, wird keinen Venture-Capital-Geber finden. Für ihn ist es aber vielleicht Zeit, einmal gründlich zu analysieren, wie lange er noch im Strom anderer erfolgreich mitschwimmen kann, ohne sich einen Alleinstellungsanspruch zu erarbeiten. Nur wer sein Marktangebot anders oder besser als andere darstellt und einen realen Nutzen bietet, hat auf Dauer Erfolg.

Das kann allerdings auch auf den "PC-Corner" zutreffen, wenn dieser sein 08/15-Know-how allein auf weiter Flur verkaufen kann. Denn der Standort kann durchaus die Besonderheit sein, die den Erfolg ausmacht. Fragt sich nur, wie lange das gut geht. Marketing- und Strategieüberlegungen über die Zukunft des Unternehmens sind vielleicht schon lange "dran", und Sie könnten nun die aktuelle Lage als konkreten, positiven Auslöser benutzen, um endlich einmal wirkungsvoll in die Zukunft zu planen.

Wer zur Gruppe der Technologieinnovativen zählt, kann sich ernsthaft für mögliche Kapitalgeber interessieren. Dafür sind Vermittler am Markt tätig, die man etwa über die Kammern oder über die großen Wirtschaftszeitungen und -zeitschriften ausfindig machen kann. Man sollte die vermeintlich unternehmerisch einschränkendenNachteile (Mitsprache, Controlling) nicht überbewerten. Denn mit Fremdkapital und in der Regel auch mit zusätzlichem Know-how kommt das Unternehmen schneller voran, und nach einigen betriebswirtschaftlich erfolgreichen Jahren kann man wieder vollkommen eigenständig handeln, indem die Fremdanteile zurückgekauft werden.

Auch die Möglichkeit einer Firmenaufgabe muss erwogen werden. In manchen Fällen ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Bevor alles verloren ist, auch die private Existenz, sollte man sich fragen, ob es nicht besser ist aufzugeben. In den USA ist dies ein eher normaler Vorgang, keinesfalls derart negativ verstanden wie in Deutschland. Dort kann man allerdings auch leichter wieder starten, wenn man eine neue Idee hat. Vorurteile wie hier zu Lande sind dort wenig ausgeprägt.

Liquidation kann ein richtiger Schritt sein

Auch in Deutschland kann Liquidation beziehungsweise Insolvenzanmeldung ein richtiger Schritt sein, wenn erkennbar wird, dass Durchhalten nur eine realitätsferne Parole ist und wahrscheinlich kein positives Ergebnis entstehen wird. Möglicherweise ist dieser Schritt der mutigste von allen, oft wäre es der vernünftigste. In diesem Punkt haben auch Banken mit ihrer Kritik Recht, denn es ist nicht jedem Firmeninhaber gegeben, erfolgreich unternehmerisch tätig zu sein.

Man kann auch die Bank wechseln. Ein schwerer Schritt für uns Deutsche, den Zahnarzt, den Steuerberater und die Bank wechselt man nicht so ohne weiteres! SolcheVeränderungen erfolgreich abzuschließen gelingt nur dann, wenn man eigentlich kein Geld braucht, also über derart hohe Sicherheiten oder gute Bonität verfügt, dass sich die angefragte Bank die Hände reibt, einen so interessanten, neuen Kunden zu bekommen.

Durch die Quasi-Handhabung der Basel-II-Richtlinien sollen bereits manche Bankkunden derart verärgert gewesen sein, dass sie tatsächlich gewechselt haben. Das waren aber selten Problemfälle, sondern sie konnten es sich leisten. Nach einiger Zeit werden sie leider auch bei der neuen Bank feststellen müssen, dass auch dieses Kreditinstitut in Basel-II-Kategorien denken muss, wenn sich nichts Gravierendes an der Lage ändert.

Das beste Rezept gegen die miese Lage ist tatsächlich, Eigenkapital zu bilden. Wenn das Unternehmen noch halbwegs erfolgreich funktioniert und keine akute Not besteht, ist diese Strategie in jedem Falle zu empfehlen. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen und die Rücklagen in risikoreiche Anlageformen investieren. Hier gilt der Grundsatz "Sicherheit vor Gewinn". Ausgelöst durch die Bankenkrise ist ein Umdenken in Richtung Eigenkapitalbildung ein Vorgang, der lehrreich sein kann. Auf Pump zu leben ist uns auch durch die Nachkriegszeit vermittelt worden, denn größere Investitionen waren in den Fünfzigern nicht anders möglich. Bei dieser "Strategie" blieben dann viele, und entsprechend hat sich eine bestimmte Verhaltensweise in unserem Denken eingenistet. Es ist an der Zeit, dies zu hinterfragen. Auch mit dieser Sachlage liegen Banken mit ihrer Kritik richtig - im Grunde ein positiver Effekt aus einer Krisensituation.

Partnerschaften sind ebenfalls eine Möglichkeit, aus der Krise zu finden. Damit können zusätzliche Gesellschafter gemeint sein, die in eine GmbH aufgenommen werden, oder neu gestaltete Lieferantenpartnerschaften. Es sind solche mit und ohne Kapital gemeint, kreative, belebende, erweiternde, vermittelnde oder "einfach nur" geldgebende. Es sei besonders davor gewarnt, sich an Personen zu binden, bei denen man ein gewisses, undefinierbares Gefühl der Unklarheit nicht los wird, wegen des verlockenden Geldsegens aber letztlich zustimmen möchte. Meist trügt das Gefühl nicht.

Partnerschaften und Kooperationen als Ausweg

Zu dieser Problemlösungsvariante zählen auch Kooperationen und Zusammenschlüsse in verschiedenen denkbaren, bisher aber nicht angewandten Formen. Wie Betreibermodelle, in denen Teile einer Produktion oder Leistung an andere Unternehmen partnerschaftlich abgegeben werden und woraus jeder für sich und alle miteinander vielfachen Nutzen ziehen. Lieferanten werden sozusagen zum Mitunternehmer. Nach außen ist man gemeinsam stärker und kann auch Kreditgeber besser von den Erfolgsaussichten überzeugen.

Partnerschaften können auch jene modern genannten "Netzwerke" sein, die mit Rat und Tat zur Seite stehen, darüber hinaus professionelle Berater. Seltsamerweise werden in Deutschland in unternehmerischer Hinsicht viel zu selten Berater, Coaches oder Mentoren eingeschaltet. In weitaus weniger wichtigen Bereichen werden sie ohne Zögern engagiert, etwa beim Hausbau, bei den Steuern oder im technischen Umfeld. Dort, wo es existenziell wichtig ist, zögert man jedoch eigenartigerweise. Betrachtet man den finanziellen Engpass (noch drohend oder bereits zutreffend) als Chance auf eine Neuorientierung, so kann die Zuhilfenahme eines Unternehmensberaters dringend empfohlen werden.

Die meisten Menschen starren auf ein Problem wie das Kaninchen auf die Schlange. Eine interessante Alternative hierzu ist Überkompensieren, also aus der Not eine Tugend zu machen. Wer mit Kreativität gesegnet ist, kann interessante Auswege aus einem Engpass entdecken. Im positiven Sinne wird hierbei durch absichtlich übertriebene Auflösung des Konflikts eine Gegenbewegung ausgelöst, die zu ganz neuen und sehr erfolgreichen Aktivitäten führen kann. Es wird zwar kaum gelingen, eine eigene Bank zu gründen, was eine beispielhafte Überkompensation der Finanzkrise wäre. Allerdings könnten der persönliche und der Unternehmensengpass nach einigen ernsthaften Analysen doch zu Ideen führen, die ein interessantes, ganz neues Geschäftsfeld entdecken lassen. So hat etwa Manfred Helfrecht, Gründer der Helfrecht-Gruppe mit dem renommierten Zeitplaner und diversen hervorragenden Planungstagen, die erfolgreichen "Thermodächer" erfunden, als er ein Bein verlor, was für den Dachdecker das berufliche Aus bedeutete. Das ist Überkompensieren von Engpässen.

Überkompensieren von Engpässen

Sofern die Handlungen noch in aller unternehmerischen Freiheit durchgeführt werden können und strategische Wahrnehmungen stattfinden, lohnt es sich, über eine Reduzierung der Geschäftsfelder oder des Portfolios nachzudenken. Durch Personalabbau können natürlich Kosten reduziert werden. Auch durch Einschränkungen anderer Art: "Nutzen, nicht besitzen" ist das Motto von "Changement" von Edgar K. Geffroy in seinem empfehlenswerten Wirtschaftsroman "Machtschock". Es ist besser, mit einem kleinen, aber ertragreichen Bereich zu wirtschaften als mit einem großen, der sich zunehmend als unrentabel erweist.

Wer glaubt, dass allein die Entlassung von Mitarbeitern entscheidend weiterhilft, übersieht, dass dieser Effekt nur kurzfristig wirksam ist. Personalkosten zu senken bedeutet noch keinen Schwenk zu einer besseren Strategie und hilft lediglich aus einer akuten Liquiditäts-Bredouille. Geht es dem Unternehmen wieder besser, entstehen zusätzliche Kosten für erneute Rekrutierung und Einarbeitung.

Über allen Empfehlungen steht letztendlich die Notwendigkeit, Nutzen zu bieten. Was sich wie ein Lieschen-Müller-Spruch anhört, ist beileibe keine Selbstverständlichkeit in unserem Land. Wer jedoch anderen Unternehmern oder Endverbrauchern hilft, Engpässe zu lösen und selbst noch erfolgreicher zu werden, der hat die Auftraggeber auf seiner Seite. Und nur durch gute Geschäfte lässt sich erstens Kapital erwirtschaften, und zweitens gewinnt das Unternehmen nur auf diese Weise an Wert und wird dadurch attraktiv für Geldgeber. Sehr viele Unternehmen haben das in den vergangenen Jahrzehnten übersehen und zu wenig über ihre Strategie nachgedacht. Es lief ja immer alles wie von selbst. Ein PR-Budget oder ein Marketingplan sind nicht vorhanden. Was ist ein Portfolio?! Alleinstellungsanspruch? Hab ich schon mal gehört ...

Überall ertönt der Ruf nach Gründern

Überall ertönt der Ruf nach Existenzgründern - mehr oder weniger laut und aus allen erdenklichen Richtungen. Zu Recht, denn nachweislich schafft jeder Gründer relativ rasch fast zwei neue Arbeitsplätze. Das ist eine willkommene Aktivität, ganz ohne Zweifel.

Manchen Arbeitssuchenden über 40 bleibt fast nichts anderes mehr übrig, als sich eine eigene Existenz aufzubauen. Sie würden vermutlich nur durch puren Zufall einen Angestelltenarbeitsplatz bekommen. Alles andere anzunehmen wäre unrealistisch. So ist es auch richtig, dass die Bundesanstalt für Arbeit jede kleine Pflanze eines emporsprießenden Entrepreneurs mit Überbrückungsgeld begießt und düngt. Das aber reicht nicht lange, wie jedermann weiß.

Außerdem fehlt an vielen anderen Stellen die dringend erforderliche Unterstützung. Kaum hat ein Gründer seinen ganzen Mut zusammengerafft und ein Kleinstunternehmen gestartet, muss er bereits ernüchtert feststellen, dass die Bank nur in Ausnahmefällen als "Beraterbank" fungiert und ihm "den Weg frei macht". Deren Werbung klingt wie Hohn. Manche Gründer bekommen gar kein Kontokorrentkonto eingeräumt. Als Gründer kann man die Mithilfe von Banken am besten gleich ganz vergessen. Ohne Eigen- oder Beteiligungskapital geht fast nichts.

Welche Möglichkeiten bleiben Gründern? Tausende tun es: Sie melden sich arbeitslos und bauen "nebenbei" ihre Selbstständigkeit auf. Dabei arbeiten sie mehr als jemals zuvor. Kein Offizieller gibt zu, das zu wissen, aber alle wissen es. Eine Gründung kann kaum anders finanziert werden. Und es ist im Grunde ein guter Weg, nur eben kein offiziell genehmigter. Warum das so ist, verschließt sich jedem gesund denkenden Menschen, nur den Beamten nicht, die diese Richtlinien geschaffen haben. Dies ist eines der praktischen Beispiele unserer unsäglichen Bürokratie.

Eigentlich sollte man von seiner Bank erwarten, dass man zu einem ausgesprochen aufgeschlossenen Gespräch bei Kaffee und Plätzchen eingeladen wird, dass man als "Willkommen im Club" behandelt wird und dass einem als Jungunternehmer gute Ratschläge und Hilfestellungen mitgegeben werden. Ade, schöne alte Zeit! Der Kampf gegen die Bank beginnt in der ersten Stunde der Selbstständigkeit. Man kann Gründern heute nur raten, den Mut nicht zu verlieren, die Kosten so gering wie nur möglich zu halten und sich Geld von der Verwandtschaft auszuleihen. Ohne Eigenkapital zu gründen ist ein absolutes Abenteuer, es sei denn, man ist mit Erfindergeist und Genie ausgestattet und "findet" irgendwo Beteiligungskapital.

Wer bürgt, wird gewürgt

Gewarnt werden soll am Schluss noch vor Bürgschaften, die gern von Banken zur Absicherung von Krediten gefordert werden. Zumeist sind dann die Verwandten diejenigen, die unterschreiben sollen. Besser leiht man sich Geld und zahlt es mit Zinsen zurück. Denn im Normalfall werden Bürgschaften später als man denkt eingefordert, was wiederum mit zusätzlichen Zinszahlungen auf die Bürgschaftssumme verbunden ist. Da wird aus einer Bürgschaft über 50.000 Euro schnell der doppelte Schuldbetrag. Und: "Wer bürgt, wird gewürgt", lehrt uns ein altdeutsches Sprichwort.

Der Politik und der Bundesanstalt für Arbeit wird an dieser Stelle zu mehr Offenheit, Freiheit und offensiver Unterstützung mit allen erdenklichen Hilfen im Umgang mit gründungswilligen Arbeitslosen geraten. Das würde vermutlich einen regelrechten Run auf diese Variante der Arbeitsbeschaffung auslösen. Derzeit wagen nur diejenigen eine Existenzgründung, die vieles bereits in aller Stille vorbereitet und einiges Kapital gespart haben.

Die Initiative des Landes Hessen, Bürgschaften zu übernehmen, kann gelobt werden. Jedoch ist auch dadurch noch lange kein Geld bewilligt worden. Wenn Banken mauern, tun sie es mit oder ohne Bürgschaft. All die bewährten Instrumente zählen inzwischen kaum noch, etwa Sicherheiten oder der Nachweis schriftlich zugesicher-ter Aufträge. Nach "bankinternen" Richtlinien werden die Rating-Kriterien festgelegt, und die werden nur teilweise offen gelegt.

Trotz aller leider überwiegend negativen Hinweise ist noch anzumerken, dass es für diejenigen, die Unternehmerblut in ihren Adern fließen spüren, eine außerordentliche Befriedigung ist, selbstständig zu sein. Es ist die Freiheit des Gestaltens und der beruflichen Erfüllung, die unvergleichlich stimuliert. Die Zeit zu gründen ist für "echte Unternehmer" gerade jetzt gekommen, denn sie nehmen den kommenden Aufschwung dann in ihrem (neuen) Unternehmen voll mit. Das gilt aber eben nur für die Spezies Unternehmer, nicht für die anderen, die auf ein sicheres Einkommen und eine geregelte Arbeitszeit Wert legen. Das muss klar gesagt werden.

Als Fazit für den Mittelstand und für Existenzgründer kann in der aktuellen Wirtschafts- und Bankenkrise nur gelten: so viel wie möglich aus eigener Kraft regeln und so wenig wie nötig mit der Bank abwickeln. Mit Unterstützung seitens der Banken ist heute - trotz vollmundiger Werbung - kaum zu rechnen, realistisch und trotz gegenteiliger Beteuerungen eher mit Widerstand.

www.codik.de

*Dieter Keil ist Inhaber der Codik GmbH IT- und Unternehmensberatung in Hüttenberg/Hessen.

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