Tödliche Kombination
"Die DRAM-Preise wurden durch eine geringere Nachfrage nach PCs besonders im ersten Halbjahr 2010 und ein größeres Angebot an Speichermodulen im zweiten Halbjahr beeinflusst", sagt Mike Howard, Principal Analyst für DRAM und Speicher bei iSuppli. "Diese tödliche Kombination aus sinkender Nachfrage und erhöhtem Angebot hat die Preise erheblich unter Druck gesetzt."
Besonders gefährlich ist diese Entwicklung für Hersteller, die noch im 60- oder 50-nm-Prozess produzieren. "Bei ihnen könnten die Herstellungskosten bald die Erlöse übersteigen", warnt Howard. Bereits 2008, als die Preise auf einem Tiefststand waren, mussten Hersteller mit veralteter Technologie ihre Produktion herunterfahren.
Der Preisverfall ermöglicht es PC-Herstellern, die Standardkonfigurationen ihrer Geräte mit mehr Arbeitsspeicher auszustatten. Bereits 2010 stieg die durchschnittliche DRAM-Bestückung um 24 Prozent, 2011 soll sie sich um weitere 33 Prozent erhöhen. "So lange die DRAM-Kosten weniger als 10 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, werden die Hersteller die Arbeitsspeicherkonfiguration ihrer Computer weiter ausbauen", sagt Howard.
- <b>988 Exabyte weltweit:</b> In einer im März veröffentlichten Studie errechnete das Marktforschungsinstitut IDC, welche Datenmengen auf den Speichern der Erde liegen. Demnach sollen es im Jahr 2006 etwa 161 Exabyte (161.000.000.000.000 MB) gewesen sein. Für 2010 prognostizierte man 988 Exabyte – knapp eine Billiarde Megabyte.
- <b>Kein echtes Maß:</b> Die traditionell in Zoll angegebene Größe von Festplatten hat nichts mit ihrer physikalischen Größe zu tun. Sie ist ein Formfaktor. Eine 3,5-Zoll-Platte zum Beispiel ist genau 10 Zentimeter breit – das entspricht 3,937 Zoll.
- <b>Die erste Festplatte der Welt:</b> Die "IBM 350" wurde 1956 als Teil des Großrechners IBM 305 RAMAC in Betrieb genommen. Zwei separate Köpfe lasen und schrieben die Daten auf 50 Magnetscheiben, die mit 1.200 Umdrehungen pro Minute rotierten. Die Kapazität: 4,4 Megabyte. Der Speicherplatz wurde vermietet.
- <b>Kalkulierte Rechenfehler:</b> Bei der Berechnung von Kapazitäten verwenden Festplattenhersteller Potenzen zur Basis 10. Ein Gigabyte entspricht 10 hoch 9 Byte. Computer rechnen aber zur Basis 2. Ein Gigabyte entspricht hier 2 hoch 30 oder 1.073.741.824 Byte. 250-Gigabyte-Festplatten haben in Wirklichkeit also nur eine Kapazität von etwa 232 Gigabyte.
- <b>Moore'sches Gesetz gilt auch für Festplatten:</b> Die maximale Kapazität von Festplatten verdoppelt sich etwa alle 12 Monate – und das schon seit Jahren. Die derzeit größten handelsüblichen Harddisks fassen zwei Terabyte.
- <b>Rapider Preisverfall:</b> Ein Gigabyte Festplattenkapazität gibt es heute bereits ab etwa 10 Cent. Die von Seagate 1980 vorgestellte "ST506", eine 5,25-Zoll-Platte mit 5 Megabyte Kapazität, kam auf etwa 250 Euro pro Megabyte.
- <b>Die kleinste Festplatte:</b> Im Januar 2004 zeigte Toshiba auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas eine 0,85-Zoll-Festplatte mit 4 Gigabyte Kapazität. Die Mini-Platte schaffte es als kleinste Festplatte aller Zeiten ins Guinness-Buch der Rekorde - und in die Serienfertigung.
- <b>Optimale Temperatur:</b> Google wertete 2007 die Daten von etwa 100.000 Festplatten aus seinen Rechenzentren aus. Unter anderem kam dabei heraus: Festplatten leben bei einer Betriebstemperatur von 40 Grad Celsius am längsten. Schlecht für die Lebensdauer: mehr als 45 oder weniger als 30 Grad Celsius.
- <b>Mikroskopischer Abstand:</b> Der Abstand zwischen dem Schreib-Lese-Kopf und der Oberfläche der Magnetscheiben beträgt bei heutigen Festplatten 10 Nanometer. Ein menschliches Haar hat übrigens eine Dicke von 50.000 Nanometern.
Der Preisverfall werde auch in den kommenden sechs Monaten weitergehen, glaubt Howard. 2-GB-DDR3-RAM-Module sollen am Ende des zweiten Quartals 2011 keine 15 Dollar mehr kosten. Danach könnte sich das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot verbessern, so dass der Preisverfall langsamer werden oder sogar ganz gestoppt werden könnte. (haf)