Endverbraucher geben acht Milliarden Mark für IT aus

15.06.2000
Die meisten IT-Waren werden in Deutschland nach wie vor direkt vertrieben, der IT-Handel gewinnt an Bedeutung, und Online-Shops sind die Zukunft. Zu diesen Ergebnissen kommt jedenfalls eine neue Studie des Marktforschungsunternehmens IDC.

Mehr als 92 Prozent der Gelder, die 1999 in Deutschland in IT-Ausgaben flossen, betrafen den professionellen Bereich, laut IDC waren es mehr als 50 Milliarden Dollar. Vor allem die kleinen und mittelständischen Betriebe investieren: Gaben sie im vergangenen Jahr 31 Milliarden für das technische Know-how aus, werden es in diesem Jahr nach Schätzungen der Analysten bereits 34 Milliarden Dollar sein - das ist ein Plus von 9,7 Prozent. Das Investitionsvolumen der großen Unternehmen wird den Prognosen zufolge um 6,3 Prozent auf etwa 23 Milliarden Dollar steigen. Aber auch die Endanwender legen zu: Sie werden laut IDC in diesem Jahr insgesamt vier Milliarden Dollar für ihr IT-Equipment ausgeben, 6,6 Prozent mehr als 1999.

Das meiste Geld fließt in die Bereiche Hardware und Service. So wurden 1999 in Deutschland rund 23 Milliarden Dollar für Hardware ausgegeben, die Analysten rechnen im laufenden Jahr mit einer Zunahme von etwa vier Prozent. Für Service gaben die Anwender 1999 rund 20 Milliarden Dollar aus, 2000 sollen es 9,4 Prozent mehr sein. Das größte Wachstum erwartet IDC allerdings bei den Ausgaben für Software-Produkte, nämlich eine Steigerung um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 15 Milliarden Dollar.

Über 50 Prozent laufen über Direktvertrieb

Von den deutschen IT-Händlern sind nach Schätzungen von IDC derzeit etwa 68 Prozent PC-Händler mit eigenem Ladengeschäft, zehn Prozent entfallen auf VARs und Systemhäuser, etwa 18 Prozent auf Retailer und Massenmärkte und 1,6 Prozent auf andere Handelsformen. Laut IDC landet mehr als die Hälfte der IT-Waren über Direktvertrieb beim Kunden, nämlich insgesamt 54,2 Prozent. Davon entfallen wiederum 44,7 Prozent auf die klassische Vertriebsmannschaft, 5,7 auf Telemarketing, 2,6 Prozent auf herstellereigene Filialen und 1,2 Prozent auf Webstores.

Bei den indirekt vertriebenen Waren gingen im vergangenen Jahr 7,7 Prozent über den Ladentisch von Massenmärkten und Retails, 13,2 Prozent wurden von VARs und Systemhäusern verkauft, 12,1 Prozent setzten IT-Händler mit Laden-Shops um, 12,8 Prozent entfielen auf spezialisierte Handelspartner und 0,1 Prozent auf Online-Shops.

Den Direktkanälen prognostiziert IDC bis 2003 allerdings nur noch ein verhaltenes Wachstum. So wird der Absatz über den Außendienst der Hersteller nach Meinung der Analysten zwischen 1999 und 2003 um etwa fünf Prozent auf 30,79 Milliarden Dollar steigen. Das Plus der herstellereigenen Filialen wird in diesem Zeitraum auf etwa 6,4 Prozent geschätzt, damit wächst das Volumen von 1,49 auf 1,91 Milliarden Dollar. Der Telemarketing-Absatz wird sich in den vier Jahren laut IDC von 3,22 auf 6,25 Milliarden Dollar erhöhen, das wäre ein Plus von 18 Prozent. Das größte Wachstum werden nach Meinung der Analysten die reinen Online-Shops erfahren. Hier wird ein jährliches Wachstum von 49,6 Prozent beziehungsweise von 0,65 auf 3,28 Milliarden Dollar erwartet.

E-Commerce boomt im kleinen Rahmen

Beim indirekten Vertrieb sieht es ähnlich aus: Auch hier wird ein Boom im Bereich des Internet-Verkaufs erwartet, die Steigerung soll über 165 Prozent betragen. Das Volumen betrug 1999 allerdings nur 0,03 und wird demnach bis 2003 auf 1,68 Milliarden Dollar steigen. Der am zweitstärksten wachsende Bereich ist laut IDC der Verkauf über Retail-Häuser mit 12,5 Prozent. Insgesamt wird der Umsatz von 4,34 auf 6,95 Milliarden Dollar wachsen. VARs und Systemhäuser bringen es bis 2003 auf ein Plus von elf Prozent beziehungsweise 11,31 Milliarden Dollar, IT-Händler auf plus zehn Prozent beziehungsweise 10,1 Milliarden und die spezialisierten Fachhandelspartner auf ein Plus von 2,6 Prozent und rund acht Milliarden Dollar.

Laut IDC hat Deutschland ein riesiges Wachstumspotential beim Thema E-Commerce. Den Untersuchungen der Analysten zufolge wurden in Deutschland bereits 1999 über das Internet 765,8 Millionen Dollar umgesetzt, in diesem Jahr sollen es bereits 1,2 Milliarden sein. Den größten Sprung erwarten die Experten allerdings in zwei Jahren: Von 2002 auf 2003 soll der Online-Umsatz von 4,7 auf 9,4 Milliarden Dollar steigen. IDC geht davon aus, dass die Hersteller-eigenen Online-Shops dabei das große Geschäft machen und prognostiziert ihnen ein Wachstum von 176,1 Prozent, über reine Webstores wird demnach ebenfalls ein Plus von 165,2 Prozent verbucht werden können, andere Online-Kanäle bringen es immerhin auch noch auf 46,9 Prozent.

Interneteinkäufe steigen

Bereits heute verzeichnen Deutschland und Großbritannien mit jeweils 27 Prozent die meisten Internet-Einkäufer im westeuropäischen Raum. An dritter Stelle folgen Italien und Frankreich mit jeweils acht Prozent, in Schweden sind es fünf, in Spanien und den Niederlanden vier Prozent der User, die die virtuellen Einkaufsmöglichkeiten heute nutzen. Schweiz und Österreich bringen es noch auf drei, alle anderen auf ein bis zwei Prozent. Bis 2003 wird sich nach Ansicht der Analys-ten auch hier einiges tun: Allerdings fallen die Zahlen im Vergleich zu den prognostizierten Online-Umsätzen recht unspektakulär aus. Die deutsche Quote fällt sogar auf 24 Prozent, in Großbritannien werden voraussichtlich nur noch 19 Prozent via Internet einkaufen. In Frankreich wird sich die Anzahl der Nutzer auf 16 Prozent verdoppeln, und Italien bringt es dann auf zwölf Prozent. Auf den weiteren Rängen folgen Spanien mit sieben Prozent, die Niederlande mit vier, Schweden mit drei. Alle anderen kommen über zwei Prozent nicht hinaus. (mf)

www.idc.de

Zur Startseite