Experton Group: Webtop statt Desktop

12.07.2006

Erschwerend hinzu kommt die steigende Internet-Kriminalität. Da drohen auch den Web-Anwendungen höhere Risiken. Auch muss sich erst noch beweisen, wie viele Unternehmen bereit sind, vertrauliche Datenbestände online zu bearbeiten und extern zu speichern. Zwar reduziert dadurch sich für IT-Administratoren der Betreuungsaufwand; gleichzeitig minimiert sich allerdings auch die Steuerungs- und Kontrollhoheit über zentrale Datenbestände. Da die meisten Applikationen bisher für Einzelanwender konzipiert wurden, bestehen vielfach noch keine Administrations- und Kontrollmöglichkeiten.

Wollen also Startup-ISVs und SPs in die Domäne der großen Softwareanbieter einbrechen, müssen sie noch stärker an den Anforderungen der Administratoren bezüglich Sicherheit und Kontrolle ausrichten. Letztendlich werden nur diejenigen "Webtop"-Anwendungen erfolgreich sein, die eine kritische Masse an Nutzern bündeln und langfristig halten können.

Carlo Velten empfiehlt: "Junge Unternehmen sollten strategische Partnerschaften mit größeren ISVs eingehen, und bei ihnen ihre eigenen Anwendung integrieren". Alternativ könnten sie sich auch durch die "Großen" übernehmen lassen.

Der Experton-Experte meint dazu: "Mittelfristig werden Chancen vor allem dort zu finden sein, wo neue Webanwendungen nicht direkt mit etablierten Desktopanwendungen konkurrieren. So werden sich also Suchmaschinen und Netzwerk zentrierten Webanwendungen auch im Unternehmensbereich sehr dynamisch entwickeln, während alternative Schreib- und Kalkulationsprogramme es tendenziell schwer haben werden."

Für Microsoft könnte der Webtop langfristig gesehen eine starke Gefahr bedeuten, weil sich das Informationsverhalten der Nutzer auch in Unternehmen stark ändert und sich von den traditionellen Desktop-Programmen wegbewegt. "Vor kurzer Zeit war die Informationswelt am Arbeitsplatz eindeutig Text und Zahlen bestimmt. Formate wie Word, Powerpoint oder Pdfs waren vorherrschend. In der Zukunft erhalten Mitarbeiter ihr morgendliches Briefing per Podcast, firmeninterne Neuigkeiten per RSS-feed, das Managen von Projekten erfolgt online und Blogs sorgen für das Archivieren von Kommentaren. Audio- und Videobeiträge werden zum Alltag gehören und so genannte "Social Networking"-Werkzeuge die Kommunikation unternehmensintern und -extern mitbestimmen", prognostiziert Velten.

Allerdings gibt es noch keine Web basierten Anwendungen, die dieser neuen Formate koodinieren, zusammenfassen und sinnvoll speichern können. So glaubt Experton, dass sich der Webtop derzeit noch in einer Spiel- und Testphase befindet. (rw)

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