Gesundheitsmanagement

Gestresst, gekränkt, erkrankt

22.05.2012

Pommes "rot-weiß" oder Salat?

Diese Denk- und Verhaltensmuster zeigen die Mitarbeiter auch zu Hause. "Wer im Beruf schnell gestresst ist, ist auch privat kein ruhender Pol. Und wer zu Kollegen nie ‚Nein’ sagen kann, dem fällt es auch privat schwer, Grenzen zu definieren." Diese Erfahrung hat Susanne Scale von der Mittelstandsberatung Nollens, Dessel & Kollegen in Soyen (Oberbayern) gesammelt. Berufliches und Privates sind folglich eng verwoben, wenn es um den Krankmacher Stress geht. Dies gilt auch für die anderen Risikofaktoren, die häufig die genannten Zivilisationskrankheiten auslösen. Zum Beispiel eine ungesunde Ernährung. "Wer in der Kantine bevorzugt Fleisch und Pommes ‚rot-weiß’ isst, ist auch zu Hause kein Salat- und Körneresser", stellt Beraterin Scale lakonisch fest. Ähnlich verhält es sich mit dem Bewegungsmangel. Viele Büroarbeiter verbringen auch ihre Freizeit weitgehend sitzend - zum Beispiel im Auto und vorm Fernseher.

Deshalb kommen Unternehmen mit einem Präventionskonzept, "das sich auf das gesundheitsgerechte Gestalten des Arbeitsumfelds konzentriert, allein nicht weit", betont Dr. Evelin Großmann. Sie müssen "den Menschen als Ganzen im Blick haben", erklärt die Betriebsärztin der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Auf das Freizeitverhalten ihrer Mitarbeiter haben die Unternehmen aber keinen direkten Einfluss. Sie können ihnen nicht vorschreiben: Hör’ auf zu rauchen oder geh’ zwei Mal pro Woche joggen. Solche Ein-stellungs- und Verhaltensänderungen vollziehen Mitarbeiter nur, "wenn sie dies als persönlichen Gewinn erfahren". Deshalb greifen aus Sicht der Bausparkasse betriebliche Work-Life-Balance-Konzepte zu kurz, die ihren Blick ausschließlich auf die Arbeitswelt richten. Ihr Ausgangspunkt müsse vielmehr sein: Wie leben die Mitarbeiter heute und mit welchen Anforderungen sehen sie sich aufgrund ihrer Lebenssituation konfrontiert?

Diese Konzepte greifen aber nur, wenn die Mitarbeiter aktiv mitarbeiten. Zum Beispiel in Gesundheitszirkeln - Gesprächskreisen also, bei denen die Mitarbeiter selbst ermitteln, welche Faktoren ihr Wohlbefinden negativ beeinflussen. "So geraten auch Krankmacher ins Blickfeld, die Außenstehende nur schwer erkennen", erklärt Susanne Scale. Zum Beispiel Mängel in der Kommunikations- und Führungskultur. Oder Arbeitszeiten, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter zuwiderlaufen. Auch sie können das Wohlbefinden der Mitarbeiter schmälern. Deshalb kommt man "beim Thema Gesundheitsförderung mit Patentrezepten nicht weit".

Trotzdem lassen sich einige Faktoren nennen, die moderne Präventionskonzepte auszeichnen. Sie setzen zum Beispiel nicht rein auf Information. Denn "Wissen allein veranlasst Menschen meist nicht dazu, ihr Verhalten zu ändern". Als Beispiel verweist Michael Treixler auf das Rauchen. Jeder weiß heute, dass das Rauchen der Gesundheit schadet. Trotzdem greift noch circa jeder vierte Bundesbürger regelmäßig zur Zigarette. Das zeigt: Gesundheitsförderkonzepte, die rein auf Information setzen, sind selten von Erfolg gekrönt. Deshalb sollten sie auch die Elemente "Training" und "Diagnostik" enthalten.

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