Informationselite: Stadtneurotiker von morgen?

11.10.2006

Privatsphäre hat Vorrang

"Wir machen uns überzogene Vorstellungen vom Einfluss der Technik", beruhigt Prof. Heinz Bude, Experte für moderne Gesellschaften an der Universität Kassel. "Die Zukunft wird weit weniger dramatisch als oftmals behauptet. Immer und überall erreichbar zu sein, wertet im Gegenzug gerade die Privatsphäre auf. Die Bedeutung der gewollten Unerreichbarkeit wird dadurch erheblich steigen." Das birgt nach Ansicht des Soziologen auch neue Chancen, etwa für Lösungen, die den erhöhten Bedarf an Privatem befriedigen.

Die Face-to-Face-Kommunikation wird daher im Leben der Always-on-Generation eine exklusivere Rolle spielen. "Das Vier-Augen-Gespräch könnte seltener und damit wertvoller werden", glaubt Bude. Schon heute gelte bei vielen Kommunikationsformen eine unterschiedliche Wertigkeit: So schreibt man etwa nur bei wichtigen oder feierlichen Anlässen einen Brief. In einer E-Mail dagegen tauschen sich Menschen auch über banalere Anlässe aus. In Zukunft, sagt Dr. Nadia Kutscher vom Kompetenzzentrum Informelle Bildung der Universität Bielefeld, könnten Banalitäten in der Kommunikation noch zunehmen: "Die neuen Techniken fördern soziale Kontakte, aber die Menschen kommunizieren dann auch schneller und über nichtigere Anlässe." Ein Trend, den jeder schon beobachtet hat - beispielsweise wenn junge Leute via Handy und SMS Kontakt halten.

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