Logitech in geheimer Mission

08.07.2004
Im Jahr 2003 wurden weltweit 115 Millionen Produkte von Logitech verkauft. Doch nicht alle waren als Logitech-Produkte erkennbar. Denn der OEM-Anteil wurde in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

Im Jahr 2003 gingen nach Angaben des Marktforschungsinstituts IDC in Deutschland rund 7,5 Millionen PCs über den Ladentisch. Und somit eben so viele Mäuse und Tastaturen. Knapp 2,6 Millionen Computer verkauften allein Lokalanbieter und B-Brands. Diese bezogen über 1,9 Millionen Mäuse von Logitech. Somit beherrscht der Schweizer Peripherieanbieter mit 74 Prozent Marktanteil klar den deutschen Markt für ROEM (Regional Original Equipment Manufacturer), was Kristof Franek sehr stolz macht. Er leitet als Independent OEM Account Manager bei Logitech das OEM-Geschäft in Deutschland.

Seit Franek die Verantwortung im Jahr 2000 übernahm, wurden erstmals auch Tastaturen in diesem Segment angeboten. Der Logitech-Marktanteil steigerte sich von anfangs 0,8 Prozent auf 12 Prozent in 2003. Trotz des deutlichen Wachstums bleibt in diesem Segment Cherry klarer Marktführer. Vor einiger Zeit hat Logitech das ROEM-Angebot auch um Multimedia-Produkte wie Videocams, Headsets und Speaker ausgeweitet.

In der Regel besteht das OEM-Angebot aus ausgereiften Produkten, die sich bereits unter dem eigenen Logo im Markt bewährt haben. Es gibt aber auch Spezialanfertigungen wie das Ultra-X-Keyboard. Das ist eine extrem flache Tastatur mit Notebook-Anschlag, die ausschließlich für OEM-Kunden gebaut wurde.

Erweiterung des OEM-Geschäfts im Sommer durch Enterprise-Segment

Logitechs OEM-Kunden bestehen derzeit aus drei Gruppen: dem Retail, den SOEM- und ROEM-Partnern. Als SOEM (Strategic-OEM) gelten große international aufgestellte PC-Hersteller. ROEM-Partner sind alle Hersteller im jeweiligen Land, die nicht zur Gruppe der SOEM gehören. FSC baut beispielsweise in Deutschland, gehört aber ob seiner Größe in die Gruppe der strategischen Partner.

Ab diesem Sommer startet dann das Enterprise-Segment als vierte OEM-Gruppe. Darunter zählt Logitech große Systemhäuser wie etwa T-Systems, aber auch deren Großkunden (Audi, Volksbank). Die genauen Vertriebs- und Betreuungsmodalitäten für die Kundenfirmen stehen derzeit noch nicht fest.

Die ROEM-Partner werden laut Franek in drei Gruppen aufgeteilt. Zur Gruppe A in Deutschland gehören alle PC-Hersteller, die mehr als 100.000 PCs pro Jahr bauen, zum Beispiel Maxdata oder Hyricom. Logitech betreut und beliefert diese Partner direkt.

Die Gruppe B umfasst alle Computer-Bauer, die mehr als 10.000 PCs pro Jahr verkaufen, etwa Krystaltech oder Bluechips. Diese werden direkt betreut, aber indirekt über die Distributoren Actebis, COS, Ingram Micro und Tech Data beliefert.

PC-Bauer, die weniger als 10.000 PCs pro Jahr mit Logitech-Peripherie ausstatten, gehören zur Gruppe C, wie etwa Expert oder PC-Spezialist. Diese Partner werden indirekt betreut und beliefert.

Meinung der Redakteurin

Das OEM-Geschäft scheint sehr lukrativ zu sein - für beide Seiten. Die PC-Hersteller bekommen ausgereifte Qualitätsprodukte mit drei Jahren Garantie. Das verringert möglichen Reklamationsstress mit den Kunden. Und Logitech kann seine Produktionsanlagen voll auslasten und nebenher noch seinen Marktanteil über diesen "indirekten" Weg erhöhen.

Zur Startseite