M+S leckt Bilanzwunden und und ordnet neu

02.08.2001
Das verlustreiche Geschäftsjahr 2000/01 machte deutlich: IT-Dienstleister M+S ist zu zu unbeweglich und zu teuer. Jetzt steht dem Unternehmen eine klassische Restrukturierung ins Haus: Die Geschäftsprozesse werden verschlankt und gestrafft; 300 Mitarbeiter müssen ihren Hut nehmen.

Wenig Glück im krisengeschüttelten IT-Markt. Das auch. Doch allein daran liegt es nicht, dass die derzeit 1.691 Mitarbeiter zählende M+S AG in Niedernberg, Deutschlands zweitgrößter unabhängiger IT-Dienstleister, mit einem Millionenverlust das Geschäftsjahr 2000/01 beschließen musste (minus 26,8 Millionen Euro; Bilanztag: 30. April) und jetzt 300 Mitarbeitern den Laufpass gibt.

Zwar konnte das Systemhaus seine Umsätze gegenüber dem Vorjahr um 32,8 Prozent auf 668 Millionen Euro steigern, doch externe und interne Probleme machten den Unterfranken deutlich zu schaffen.

Große Kunden wie die Deutsche Bahn und die Deutsche Bank stornierten Aufträge, weitere fuhren ihre IT-Bestellungen deutlich zurück und drückten dabei auch auf den Preis. "Wir haben ein Margenproblem", fasst Vorstandsvorsitzender Hans Ulrich Mahr gegenüber ComputerPartner lapidar zusammen. Zwar habe die M+S durch Neugeschäfte mit Alt- und Neukunden kompensieren können, doch die geringen Margen wurden intern sogleich aufgezehrt.

Denn hier funktionierte die Prozesssteuerung nicht. Weder in der Logistik (Beschaffung, Lagerhaltung und Auslieferung) noch im Vertrieb. Dieser muss ärgerlich gewesen sein, insbesondere in den rund 15 Niederlassungen im Osten. Hier verbrachten Angestellte gut die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit nichts. "Sie waren teilweise nur zu 50 Prozent ausgelastet", blickt Mahr auf das letzte Jahr zurück. Was die uneffektive Logistik und Lagerhaltung anbetrifft, so mussten nun mehrere Millionen Mark zurückgestellt werden.

Im Betriebsergebnis schlugen diese kaum effizient zu nennende Strukturen durch: Sie konnten nur mit Millionenverlusten und Wertberichtigung, etwa der DWG Datentechnik, aufgefangen werden, die jetzt anstehenden Kündigungen, wiederum in der Abteilung DGW Datennetze GmbH, stellen eine Konsequenz dar. Eine weitere ist, dass der Vertriebsverantwortliche Bernd Puschendorf ging.

"Smart" soll es richten

Kein Wunder, dass M+S jetzt auf die Notbremse tritt. Mittels des Ergebnisverbesserungsprogramms "Smart" (schnell, machbar, allumfassend, richtungsweisend, transparent), wie es aparterweise genannt wurde. Die zusammen mit einem Unternehmensberater erstellte Soll-Analyse, die als nackte Zahl ein Sparziel von 70 Millionen Euro jährlich gesteckt hat, zieht eine umfassende Neustrukturierung aller Geschäftsprozesse und -bereiche nach sich. "Wir müssen besser steuern", sagt Mahr dazu.

Die Neuordnung, mit der jetzt sofort begonnen werden soll, betrifft alle und alles: Beispielsweise werde das Produktportfolio gestrafft und in Richtung Dienstleistung getrimmt; auch werden interne Strukturen (beispielsweise Logis-tik) prozessoptimiert gestaltet, die Niederlassungen gestrafft und deutlicher als bisher an die Zentrale angebunden - eben alle bislang zu trägen und zu teuren Strukturen verabschiedet.

Laut M+S soll der Umbau bis Ende 2002 vollständig erfolgt sein. Damit, wie Mahr sagt, M+S nicht nur seinem Potenzial nach "gut aufgestellt" ist, sondern es auch wirklich ist. (wl)

www.mus.de

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