Synaxon-Vorstand Frank Roebers

“Man muss als Kaninchen auch mal an der Schlange vorbeigucken“

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Satte 20 Prozent will Synaxon wachsen - und das inflationsbereinigt. Die Gründe für diese Zuversicht erläutern die Synaxon-Manager Frank Roebers und Jan Schwarzenberger im Interview.

Trotz kontinuierlichen Wachstums agiert auch der IT-Markt seit rund drei Jahren im Dauer-Krisenmodus. Welche Veränderungen nehmen Sie bei Partnern der Synaxon-Verbundgruppen wahr?

Frank Roebers: Wir erleben gerade eine mehrdimensionale Dauerkrise, bedingt durch externe Faktoren: Inflation, Rezession und einen erheblich verschärften Arbeitskräftemangel. Das hat bei unseren Partnern Spuren hinterlassen.
Obwohl bei den meisten das Geschäft weiter floriert, hat sich das Stress-Level enorm erhöht, viele arbeiten an der Belastungsgrenze, und das führt manchmal zu Dünnhäutigkeit. Einige Partner sehen sich immer stärker mit massiven Ängsten und Sorgen ihrer Mitarbeiter vor Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert, weshalb sie sich plötzlich von der Chef- in einer Art Therapeutenrolle wiederfinden.

Frank Roebers, Vorstandsvorsitzender der Synaxon AG
Frank Roebers, Vorstandsvorsitzender der Synaxon AG
Foto: Astrid Piethan/Synaxon

Kurz gesagt: Die Zahlen sind super, die Stimmung schwierig. Der Bedarf, sich zu treffen und auszutauschen, ist daher groß. Dennoch scheuen viele gerade größere Veranstaltungsformate. Das zeigte sich auch bei unserer Geschäftsführertagung. Sie fürchten nach wie vor das Risiko einer Ansteckung, hier machen sich die Nachwehen der Pandemie bemerkbar. Kleinere Regional-Meetings dagegen werden ebenso gut besucht wie vor der Pandemie.

Inwiefern hat sich während der vergangenen drei pandemiegeprägten Jahre die Zusammenarbeit mit Ihren Lieferanten und Herstellern verändert?

Jan Schwarzenberger: In unserem dezentral generierten Geschäft hat sich die Zusammenarbeit mit den Lieferanten nicht wesentlich verändert. Natürlich fanden die meisten Gespräche mit den Business-Partnern zu Beginn der Pandemie von einem auf den anderen Tag nur noch virtuell statt. Jetzt kommen wir langsam wieder in den normalen Modus zurück. Aber die Notwendigkeit der schnellen Abstimmung fürs laufende Geschäft und die partnerschaftliche Zusammenarbeit rund um unser EGIS-Procurement-System lief ungebremst und erfolgreich weiter.

Jan Schwarzenberger, Leiter Einkauf & Prokurist bei der Synaxon AG, und Managing Director der Synaxon Projekt und Handels GmbH
Jan Schwarzenberger, Leiter Einkauf & Prokurist bei der Synaxon AG, und Managing Director der Synaxon Projekt und Handels GmbH
Foto: Synaxon

Da wir mit unseren Lieferanten in der Synaxon-Gruppe während der Corona-Zeit gutes Wachstum im Einkaufsvolumen erlebt haben, war es ja auch eigentlich keine echte Krisen-Kommunikation, sondern eher der Tanz um Verfügbarkeiten und logistische Engpässe.
Dabei stand das Ziel im Mittelpunkt, die hohe Nachfrage unserer Systemhäuser und Fachhändler sowie deren Kunden möglichst perfekt und prozesssicher zu bedienen, und sie dabei nicht zu enttäuschen. Ich denke, das haben wir gemeinsam ganz gut hinbekommen.

Aus einer mentalen Haltung der Verzweiflung heraus kann man das Potenzial, das der Markt bietet, nicht schöpfen.

Wie gehen Sie selbst mit den geballten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen um?

Frank Roebers: Für mich selbst habe ich geklärt, dass es auf die eigene, Synaxon-interne Verfassung ankommt - insbesondere dann, wenn Partner in mentale Löcher fallen und gegebenenfalls auch einmal unangemessen reagieren. Wir, wie auch die gesamte IT-Branche, haben einigen Grund zum Optimismus.
Aus einer mentalen Haltung der Verzweiflung und des Pessimismus heraus kann jedoch man das Potenzial, das der Markt aktuell bietet, nicht schöpfen.
Man darf nichts beschönigen, sollte aber die Chancen, die es gibt, dennoch wahrnehmen. Man muss als Kaninchen auch mal an der Schlange vorbeigucken, um die Chancen hinter ihr zu entdecken. Die Lage ist schwierig, aber sie ist eben nicht ausschließlich schwierig!

Allen aktuellen Unwägbarkeiten zum Trotz plant Synaxon mit einem Wachstum von über 20 Prozent. Welchen Anteil schätzungsweise werden Preissteigerungen zu diesem Wachstum beisteuern?

Frank Roebers: Wir kommen zwar auch nicht ganz um Preissteigerungen herum. Allerdings steuern dies nur einen ganz kleinen Teil zu diesem Wachstum bei, denn wir wollen inflationsbereinigt 20 Prozent wachsen.

Haben Partner Verständnis für die Preissteigerungen?

Frank Roebers: Das Verständnis ist groß, weil sie selbst Steigerungen bei Personalkosten erleben.

Worin gründet Ihre Zuversicht, sogar inflationsbereinigt 20 Prozent zuzulegen?

Frank Roebers: Diese Zuversicht gründet darin, dass wir aktuell noch einen relativ kleinen Marktanteil haben. Wir sehen Wachstumsfelder in ausländischen Märkten, bei der Akquise neuer Verbundgruppen-Partner, in der Entwicklung neuer Dienstleistungen, und auch in den Bereichen, die bei Synaxon gerade extrem schnell wachsen.

101 beispielsweise konnte seinen Umsatz in diesem Jahr um 77 Prozent steigern, und der Synaxon-Services-Bereich hat sich sogar mehr als verdoppelt. Das Potenzial ist sehr groß.
Selbst, wenn die Gesamtwirtschaft in Deutschland eine Rezession von zwei Prozent verkraften müsste, halten wir es für realistisch, unser Wachstumsziel erreichen zu können. Selbstverständlich weiß keiner, wie es wirklich kommen wird. Aber es wäre fatal es unversucht zu lassen, dieses Potenzial zu heben.

Zu den erwähnten neuen Services zählen vermutlich auch die angekündigten Synaxon-eigenen NOC- und SOC-Services, die Partner an ihre Kunden weitervermarkten können. Wie sieht das Modell konkret aus?

Frank Roebers: Das Security-Thema ist hochkomplex und für Partner eine Herausforderung. Deshalb müssen wir hier stärker unterstützen. Im ersten Schritt wollen wir das NOC an den Start bringen, ehe wir das SOC konzeptionieren. Davon profitieren vor allem unsere Partner im SMB-Bereich, denn auch hier wächst das Security-Bewusstsein.
Ich war gerade in Israel und habe dort einige extrem spannende Produkte kennengelernt für unser künftiges SOC. Wir werden uns intensiver und früher damit befassen als ursprünglich. geplant.

In schwierigen Zeiten wird die IT noch weiter an Bedeutung gewinnen.

Warum rechnen Sie auch generell mit großen Wachstums-Chancen für Ihre Partner?

Frank Roebers: Der Kapitalmarkt sendet ein relativ klares Signal an die IT-Branche: Üblicherweise gehen steigende Zinsen mit rückläufigen Unternehmensbewertungen einher. Das ist aktuell auch in allen Branchen der Fall - mit Ausnahme der IT-Branche!
Die Begründung der Experten: Alle anderen Branchen tragen ein Risiko, die IT hingegen hat eine enorme Krisenfestigkeit bewiesen, sie ist in allen Krisen gewachsen. Die Akteure am Kapitalmarkt erwarten, dass auch die nächste Krise den IT-Markt nicht in dem Maße trifft wie andere. Im Gegenteil: In schwierigen Zeiten werde die IT noch weiter an Bedeutung gewinnen. Deshalb hat die IT-Branche meines Erachtens eine günstige Perspektive für das nächste Jahr.

Dennoch empfehlen wir allen - inklusive uns selbst - sich auf den Fall des Falles vorzubereiten, um auch dann handlungsfähig zu bleiben.

Wie können sich Partner wappnen für den Fall, dass die Krise doch auch die IT trifft?

Frank Roebers: Ich empfehle allen Partnern: auf eine starke Eigenkapitalbasis zu achten, sich die Möglichkeit zu schaffen, Kostenkürzungen vorzunehmen, falls das nötig werden sollte, und die Abhängigkeit von externen Kapitalgebern möglichst klein zu halten. Gewinnausschüttungen sollten zurückhaltend und mit größter Umsicht auf die Eigenkapitalbasis erfolgen.

Inwiefern hat sich Ihr eigenes Verständnis, Ihre Rolle als Führungskraft verändert?

Frank Roebers: Die Krise verändert uns. Wir müssen eine realistischere und zuversichtliche Einschätzung der Lage bewahren, um führen zu können, unabhängig davon, was an Negativem um uns herum geschieht.

Meine Führungsarbeit hat sich infolge der Corona-bedingten "Nicht-Präsenz" von Mitarbeitern stark verändert. Es ist einfach ein großer Unterschied, Mitarbeiter täglich oder nur einmal im Monat im Büro zu sehen.
Interessanterweise hat das dazu geführt, dass ich mein Team häufiger und regelmäßiger wenn auch nur remote treffe, als zu Vor-Corona-Zeiten, weil sich die Meeting-Taktung erhöht hat. So machen wir jetzt tatsächlich beispielsweise Stand-ups, die wir früher oft nur geplant, aber nie umgesetzt hatten.Unsere Aufgabe ist es, die physische Präsenz und vor allem den informellen Austausch von Mitarbeitern zu organisieren, weil sie sich nicht mehr automatisch am Arbeitsplatz treffen.

iTeam-Partnerunternehmen sind in den vergangenen Jahren enorm gewachsen, verstärkt auch durch Zukäufe und Fusionen. Beobachten Sie bei Partnern eine Abschwächung dieses Konsolidierungstrends, oder beflügelt die unsichere Lage eher noch diese Zusammenschlüsse?

Frank Roebers: Meiner Wahrnehmung nach verstärkt und beschleunigt sich die Bereitschaft zu Verkaufen. Die Kombination aus sich verschärfender Unsicherheit, großem Stress und hohen Unternehmensbewertungen begünstigt diesen Trend. Bei vielen Unternehmen steht zudem ein Generationswechsel an. Ab Mitte 50 beginnt jeder, über seine Nachfolge nachzudenken.

Synaxon unterstützt diese Partner mit einem speziellen Unternehmenswachstumstag und seit einigen Jahren mit einem eigenen Lehrgang der Führungskräfte-Akademie für die Innovation Leaders. Wie haben sich diese Angebote entwickelt? Planen Sie Erweiterungen?

Frank Roebers: Vor vier Jahren gestartet, hat sich dieser Lehrgang der Führungskräfte-Akademie, der sowohl größere iTeam-Partner mit mehr als 50 Mitarbeitern, als auch Synaxon-eigene Nachwuchskräfte adressiert, zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Dieser Lehrgang erstreckt sich jeweils über zwei Jahre. Es hat sich bei Partnern als ein hervorragendes Instrument für die Entwicklung des Geschäftsleitungs-Nachwuchses erwiesen. Die Quote der Teilnehmer, die nach Abschluss dieser Ausbildung in die Geschäftsführung berufen werden, liegt bei fast 100 Prozent.

Im Vorfeld der Ausbildung findet eine Vorauswahl der Teilnehmer statt. Danach durchlaufen diese Kandidaten ein Assessment Center - ein sehr herausfordernder Tag. Anschließend bewerten alle beteiligten Geschäftsführer der Partner und Synaxon die Teilnehmer. Ein damit verbundener, guter Nebeneffekt: Die Teilnehmer des Lehrgangs vernetzen sich unternehmensübergreifend.

Das bedeutet, es gibt inzwischen zwei Akademien bei Synaxon?

Frank Roebers: Ja: Die Synaxon Führungs-Akademie, die die sich für Unternehmen ab 50 Mitarbeitern eignet und ausschließlich nach Synaxon-eigenen Führungsgrundsätzen, -instrumenten und -werten ausbildet. Zu diesen Grundsätzen zählt unter anderem das Prinzip radikaler Selbstorganisation. Zusätzlich bietet diese Akademie auch einen Lehrgang speziell für die Ausbildung von Teamleitern an.

Ohne dieses Führungskräfte-Akademie Programm hätten wir bei Synaxon das enorme Personalwachstum der vergangenen Jahre nicht stemmen können! Das war auch der Ursprung dieses Programms.

Daneben gibt es die Synaxon Akademie, die Führungskräfte auch nach anderen, marktgängigen Führungsgrundsätzen und zu unzähligen weiteren Themen schult. Diese Schulungen stehen allen Partnern und deren Mitarbeitern offen, es gibt hier kein Auswahlverfahren.

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