Media-Markt plötzlich begehrter Partner bei den Top-Marken

06.02.2000
Der neuste Media-Markt-Flyer brachte eine kleine Sensation: Der Großflächenvermarkter hat Eizo-Monitore, bisher ausschließlich im Systemhauskanal zu finden, ins Programm aufgenommen.

So manchem Partner und auch Wettbewerber dürfte nach der Frühstückslektüre des neuen Media-Markt-Flyers der Appetit vergangen sein. Dort werben nicht wie gewohnt Sony oder LG mit ihren Monitoren, sondern Scott, NEC und - man höre und staune - Edelschmiede Eizo. Für den japanischen Anbieter, in Deutschland bisher nur im Großkundensegment unterwegs und beim Endkunden als Marke kaum bekannt, ist das eine Premiere. Die Großflächenmärkte haben zwar bereits in der Vergangenheit bei Eizo-Exklusivdistributor Raab-Karcher angeklopft, kamen aber bislang als Partner nicht in Frage. "Bisher war sich Eizo zu fein für den RetailKanal", stichelt ein Wettbewerber.

Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen: Mit einer HardwareAbsatzverlagerung im deutschen Markt, rückläufigem Systemhausgeschäft und Zuwachs im Consumer-Segment sind die Hersteller gezwungen, ihre Kanalstrategie zu überdenken. "Eizo-Produkte waren früher zu hochpreisig für den Retail-Kanal. Mit dem ‘F520’ für 799 Mark sind wir gut aufgestellt; Wettbewerber wie Sony verkaufen ihre Produkte auch zwischen 700 und 800 Mark an Endkunden", begründet Bernd Heuhsen, Eizo-Vertriebsleiter bei Raab Karcher, die neue Freundschaft mit dem Retailer.

Ein Systemhauspartner zeigt sich allerdings wenig begeistert und sagt dem Anbieter die Konsequenzen voraus: "Das wird Eizo kleinere und mittlere Händler und auch Einbußen bei den Stückzahlen kosten. Denn sie vermarkten über Systemhäuser und Retailer das gleiche Produkt." Heuhsen hält dagegen: "Unser Kerngeschäft, das Großkundensegment, wird davon nicht beeinflusst, weil dort andere Konditionen gelten. Es kann aber sein, dass wir kleinere Händler verlieren." Mit dem neuen Partner Media-Markt will Eizo in erster Linie den Stückzahlenabsatz um fünf bis zehn Prozent im 17-Zoll-Bereich steigern und den Bekanntheitsgrad der Monitormarke beim Endkunden stärken (daher auch das sündhaft teure Engagement im Media-Markt-Flyer).

Sony gegen Eizo: Wer macht das Rennen?

Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass Eizo in den Media-Märkten direkt gegen Wettbewerber Sony antreten muss. Beide Hersteller erfüllen, was Preise und Qualität der Produkte angeht, das gleiche Niveau. Sony ist aber durch die Produkte in der Unterhaltungselektronik eine starke Endkundenmarke. "Sony wird durch Eizo nur marginal verlieren. Der Brand ist einfach zu stark", schätzt ein Branchenkenner. Sony übt sich dagegen vorerst in vornehmer Zurückhaltung: "Es entspricht nicht unserer Unternehmenspolitik, Produkte, Maßnahmen oder Äußerungen unserer Mitbewerber in irgendeiner Art zu kommentieren", so die offizielle Nicht-Aussage. Dennoch dürften die Kölner nicht gerade vor Begeisterung aus dem Hemd springen. Immerhin sind die Media-Märkte und Saturns einer der Hauptabsatzkanäle von Sony, in denen man nur ungern andere Götter neben sich duldet. "Media-Markt konnte wahrscheinlich bei Sony die Margen nicht weiter nach unten drücken; LG hat teilweise mit Lieferproblemen zu kämpfen, und schon musste ein neuer Fokuspartner her", vermutet ein Insider.

Gelassen kommentiert das Gerangel der Hersteller dagegen Media-Markt: "Wir wollen Eizo ja nicht gegen Sony positionieren. Das heißt, unsere Strategie ist es, alle Top-Marken in den einzelnen Produktsegmenten anbieten zu können", erklärt Klaus-Peter Voigt, Vorsitzender der Media-Markt-Geschäftsführung in Ingolstadt. (ch)

www.rke.de;

www.sony.de

www.mediamarkt.de

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