Selbstmanagement: Das süße Gift der Abfindung

30.01.2006

Abfindungen sind explodiert

Früher galt für die Höhe der Abfindung die Faustregel: Pro Jahr Betriebszugehörigkeit erhält der Arbeitnehmer ein halbes Monatsgehalt. Doch in den letzten Jahren sind die Prämien explodiert. In der Pharma- und Chemiebranche sind inzwischen 0,8 bis 1,3 Monatsgehälter üblich. Und die DAX-notierten Unternehmen zahlen teilweise bis zu zwei Monatsgehälter pro Jahr Betriebszugehörigkeit, wenn sie trotz Betriebsvereinbarung Mitarbeiter abbauen möchten. Deshalb sind bei Konzernen wie der Deutschen Telekom, Daimler-Chrysler und Siemens sechsstellige Abfindungen keine Seltenheit. Wen wundert's, dass bei so einem Angebot manch Arbeitnehmer ernsthaft über ein freiwilliges Ausscheiden nachdenkt. Schließlich wirkt eine solche Summe wie ein Lottogewinn. Wie lange müsste ein Arbeitnehmer hierfür sparen? 20, 30 oder gar noch mehr Jahre? Warum also nicht die Abfindung nehmen und sich danach so schnell wie möglich eine neue Stelle suchen?

So denken viele, die sich letztlich für ein mehr oder minder freiwilliges Ausscheiden entscheiden. Doch leider wird aus der schnellen aktiven Suche nach einer neuen Stelle meist nichts. Denn selbst wenn die Betroffenen "freiwillig" gehen, fallen sie anschließend oft in ein emotionales Loch. Hinzu kommt: Plötzlich haben die Betroffenen die nötigen Mittel und die erforderliche Zeit, um sich jahrlang gehegte Wünsche zu erfüllen - zum Beispiel endlich mal wieder länger als drei Wochen in den Urlaub fahren. Oder den Wintergarten bauen. "Wenn ich es nicht jetzt tue, wann dann?", denkt sich mancher. Und die aktive Stellensuche? Sie rückt in immer weitere Ferne.

Ein typischer Ablauf: Der Mitarbeiter scheidet aus und genießt die ersten Wochen seiner neu gewonnenen Freiheit wie einen verlängerten Urlaub. Geld ist ja genug da. Dann wird der Wintergarten gebaut oder die Küche renoviert. Und ein neues Auto wird auch angeschafft. Dann folgt die ersehnte Reise und plötzlich ist ein halbes Jahr wie im Flug vorbei.

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