Interview mit Jacob-Elektronik-Chef Thomas Jacob

"Wir fühlen uns gegenüber den Großen nicht benachteiligt"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

"Als familiengeführtes Unternehmen haben wir weniger Druck"

Neben dem Onlineshop betreibt Jacob Elektronik in Karlsruhe auch ein stationäres Geschäft. Doch der wichtigste Vertriebskanal ist und bleibt der eigene Shop.
Neben dem Onlineshop betreibt Jacob Elektronik in Karlsruhe auch ein stationäres Geschäft. Doch der wichtigste Vertriebskanal ist und bleibt der eigene Shop.
Foto: Jacob Elektronik

Mit einem Umsatz von unter 100 Millionen Euro gehört Jacob Elektronik zu den kleineren bis mittleren Online-Anbietern in dem Segment. Reizt es Sie, in Zukunft den Vorstoß in die erste Riege der Elektronikversender in Angriff zu nehmen?

Thomas Jacob: Die von Ihnen genannte "höhere Gewichtsklasse" ist sicher auch für uns interessant. Jedoch gehen wir in diesem Punkt unseren eigenen Weg. Als familiengeführtes Unternehmen ohne fremde Investoren haben wir keinerlei externen Umsatz- oder Margenziele zu erfüllen und so auch keinen Druck, wie vielleicht der ein oder andere Händler mit Konzern im Rücken. Wir können somit unser organisches und gesundes Wachstum fortsetzen ohne durch vorgegebene Zielgrößen zu riskant agieren zu müssen. Abschreckende Beispiele, wie das auch schief gehen kann, gab es in unserer Branche in den vergangenen Jahren ja zur Genüge.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um sich im eng besetzten und auch sehr vergleichbaren Elektroniksegment zu differenzieren?

Thomas Jacob: Neben dem bereits erwähnten, mit aktuell mehr als 600.000 lieferbaren Artikeln, extrem breiten Produkt-Portfolio steht Jacob Elektronik hauptsächlich für einen hervorragenden Service und eine hohe Lieferqualität. Auch hilft uns eine Vielzahl von Einkaufsquellen, eine immens gute Verfügbarkeit zu gewährleisten. Zudem besetzen wir vermehrt Nischen die uns von den "üblichen Verdächtigen" differenzieren und somit auch für unsere Kunden einen Mehrwert darstellen. Weiterhin versuchen wir durch Optimierung an Bestell- und Logistikvorgängen sowie vor allem auch durch Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter das hohe Niveau weiter auszubauen.

Was sind die größten Nachteile und Hindernisse, die aus der bislang noch recht überschaubaren Größe Ihres Unternehmens resultieren?

Thomas Jacob: Eine interessante Frage. Grundsätzlich fühlen wir uns in unserem Alltagsgeschäft gegenüber größeren Anbietern wie Notebooksbilliger oder Cyberport nicht im Nachteil. Weder im Kontakt mit der Distribution noch mit den Herstellern. Auch mit einem etwas kleineren Einkaufsvolumen herrscht hier stets ein faires und partnerschaftliches Miteinander.

Was man aber wohl tatsächlich als Nachteil benennen kann, ist die geringere Reichweite in Bezug auf Werbemaßnahmen. Mit größeren Werbebudgets, die mit höheren Umsätzen einhergehen, sind werblich einfach "größere Sprünge" möglich. Auch können größere Mitbewerber den Aspekt des Cross-Border Trade, also dem Handel im europäischen Ausland, derzeit noch besser umsetzen.

"Online-Händler müssen verstärkt in Konkurrenz mit Amazon treten"

Können Sie, um das Wachstum anzutreiben, auch ähnlich den großen Anbietern in Trendthemen wie Mobile Commerce und Social Media investieren?

Thomas Jacob: Der wichtigste Vertriebskanal von Jacob Elektronik ist und bleibt unser eigener Shop. Hier wird auch weiterhin das Hauptaugenmerk unserer Aktivitäten liegen. Das heißt aber nicht, dass wir andere Möglichkeiten, unsere Kunden zu erreichen, vernachlässigen. So ist Jacob Elektronik seit September vergangenen Jahres auch im M-Commerce aktiv. Shopping Apps für iOS und Android und ein Mobile Shop ermöglichen einen Einkauf über mobile Endgeräte.

Allerdings kann ich den großen Hype, der momentan um dieses Thema gemacht wird, nicht recht nachvollziehen. Zwar kommen inzwischen circa 5 Prozent unseres Umsatzes über die Apps und den Mobile Shop, aber sprichwörtlich durch die Decke gehen die mobil erwirtschafteten Umsätze nicht. Ich halte Mobile Commerce eher für eine tolle Ergänzung unseres bisherigen Angebots, als dass ich glaube, dass dieses Geschäft den klassischen Online-Shop ablösen wird, wie es vielerorts prognostiziert wird. Social Media sehen wir für uns eher als eine Möglichkeit, mit unseren Kunden noch besser und direkter in Kontakt zu treten. Als Vertriebskanal nutzen wir Facebook & Co. jedoch nicht.

Die Elektronikbranche – auch im Netz – konsolidiert sich. Wie ist Jacob Elektronik hier positioniert: sehen: Sind Sie in der Lage, bei passender Gelegenheit zuzukaufen oder könnten Sie eher selbst zum Objekt einer Übernahme werden?

Thomas Jacob: Bisher sind wir als Unternehmen mit einem Wachstum aus eigener Kraft gut gefahren. Übernahmen anderer Unternehmen waren daher noch nie ein Thema für uns.

Umgekehrt sind Unternehmen, die wirtschaftlich gut da stehen, natürlich immer interessant für externe Investoren oder Käufer. Ob Jacob Elektronik als wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen solche Interessen weckt, können wir nicht beeinflussen.

Gegen wen muss sich Jacob Elektronik in Zukunft mehr wappnen: die Multichannel-Aktivitäten von Media-Saturn und Conrad oder den Online-Platzhirsch Amazon?

Thomas Jacob: Wie bereits geschildert, gibt es natürlich durchaus Berührungspunkte und Überschneidungen mit anderen Händlern. Durch unsere recht spezielle Aufstellung stellt es sich schwierig dar, "eine größte" Gefahr an sich, auszumachen. Ich sehe eher eine Situation auf den gesamten E-Commerce zukommen, in der Unternehmen branchenübergreifend verstärkt in Konkurrenz mit Amazon treten müssen.

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