Verdi kontra Ebay: Kampagne für Haustarif

28.04.2004
Eine anonyme Umfrage unter 162 Ebay- Mitarbeitern im brandenburgischen Kleinmachnow prangerte an, dass die Tätigkeiten durch die "Stechuhr-Software "Activity Manager" stark erfasst und kontrolliert würden. Jetzt wurde bekannt: Hinter der Umfrage steckte die Gewerkschaft Verdi.

Man erinnere sich: Vor rund einem Monat veröffentlichte das Portal Epay.tv eine anonyme Umfrage unter 162 Ebay-Mitarbeitern, die im brandenburgischen Kleinmachnow beschäftigt sind. Das Ergebnis: Rund 77 Prozent der Beschäftigten gaben an, ihre Tätigkeiten würden durch die "Stechuhr-Software "Activity Manager" stark erfasst und kontrolliert.

Etwas mehr als 50 Prozent waren sehr unzufrieden mit der Arbeitszeit. 75 Prozent erklärten, sie würden gerne selber bestimmen, wann sie überstunden machen. Ferner forderten die Mittarbeiter Teilzeitmodelle sowie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Auch die Bezahlung erschien der Hälfte der teilnehmenden Mitarbeiter nicht zufrieden stellend.

Dass der Betreiber der Internetseite nicht zu erkennen war, merkten einige Kommentatoren, aber auch die kritisierte Ebay Deutschland GmbH sowie deren Betriebsrat an.

Jetzt lichtete sich das Dunkel um Epay.tv: Die Gewerkschaft Verdi hat die Kampagne gegen Arbeitsbedingungen bei Ebay finanziert. Wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtete, will Verdi mit der Kampagne den Abschluss eines Haustarifvertrag bis August 2004 erzwingen. Bei Ebay sind laut Verdi-Angaben lediglich fünf Prozent der Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert.

Die Aktion wird laut Focus durch die Verdi-Abteilung connexx.av gesteuert, der Verdi-Bundesvorstand Frank Werneke vorsitzt. Connexx habe einen fünfteiligen Plan ausgetüftelt, der unter anderem die Mitarbeiterbefragung beinhaltete, ferner die die Darstellung Ebays als "Abzocker-Plattform" sowie Versuche, EBays Webseite zu hacken. Phase fünf beschreibt der Satz: "Wir fahren den Erfolg ein".

Connexx.av-Projektleiter Wille Bartz verteidigte gegenüber Focus die Kampagne: "Wir wollten nur die Arbeitsbedingungen der eBay-Mitarbeiter verbessern." Dagegen lies die empörte Ebay w: "Ver.di muss die Aktionen gegen eBay einstellen."

In einer ausführlicheren offiziellen Erklärung schreibt der Online-Anbieter:"Nach unserer Kenntnis ist epay.tv eine professionell gesteuerte Kampagne, die von connexx.av, einer Unterorganisation der Gewerkschaft ver.di, initiiert wurde. Sie soll dem Ruf von eBay als integerem Arbeitgeber schaden, um eBay anschließend einen Tarifvertrag aufzuzwingen. Durch die Aktion verspricht sich connexx.av einen Zuwachs an Gewerkschafts-Mitgliedern aus dem E-Commerce Sektor." Und weiter: "Ein derartiger Vorfall ist beispiellos in unserer bisherigen Unternehmensgeschichte. eBay ist über die Hintergründe der Kampagne entsetzt. Aus unserer Sicht wurden hier grundlegende Regeln der Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Unternehmen gebrochen."

Allerdings geht Ebay auf die Ergebn der Umfrage selber nicht ein. Dagegen hatte die Berliner Tageszeitung taz Mitte November 2003 einen Bericht über die Arbeitsbedingungen veröffentlicht, der die Beschwerden der Mitarbeiter größtenteils bestätigt. (wl)

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